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Venezuela am Abgrund?

Die Erdöllagerstätten in Venezuela gehören zu den größten Vorkommen der Welt. Und seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts werden jährlich riesige Mengen exportiert. Die Mehrheit der Venezolaner hat davon nicht profitiert. Wie in fast allen lateinamerikanischen Ländern, war das Leben der einfachen Menschen von Diktatur, Korruption und Elend bestimmt. Jahrelang wurde der Import von Whisky mit den Erlösen des schwarzen Goldes subventioniert, so dass die erlesenen Sorten in Caracas billiger waren als in Schottland. Währenddessen wuchsen die Elendsviertel rund um die Städte ins Unermessliche.

Hugo Chávez, ein charismatischer Offizier, der bereits 1992 mit Putsch scheiterte, kam über den Urnengang von 1998 an die Macht. Sein erklärtes Ziel war es, diese Ungerechtigkeiten zu überwinden, die Korruption zu bekämpfen, die Souveränität der Nation wiederherzustellen und für mehr Wohlstand zu sorgen. Die von ihm ausgerufene Bolivarianische Revolution sollte den „neuen“ Sozialismus auf dem lateinamerikanischen Kontinent verankern und dieses System zugleich mit Erfordernissen des 21. Jahrhundert versöhnen. Chávez knüpfte dabei an die pan-amerikanischen und demokratischen Ideen Simón Bolívars an, des großen Venezolaners aus den Zeiten des Unabhängigkeitskampfes zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Ungeachtet des über Jahre anhaltenden Rückhalts in großen Bevölkerungsteilen geriet das sozialistische Experiment ins Schlingern und scheiterte unter seinem Nachfolger, Nicolás Maduro, der nach dem Tod Chavez 2013 die Macht übernahm. Rückläufige Erdöleinnahmen, eine hausgemachte Wirtschaftskrise und internationale Sanktionen führten zu dramatischen Versorgungsschwierigkeiten und Hyperinflation. Seit 2013 brachte die Opposition immer wieder Millionen Menschen auf die Straße. Doch dem Regime gelang es, sich mit offener Gewalt, Wahlbetrug und politischen Taschenspielertricks an der Macht zu halten. Nachdem der Präsident des Parlaments, Juan Guaidó, sich am 22. Januar 2019 zum Staatschef erklärte und damit Maduro und seine Clique offen herausforderte, ist eine neue Situation entstanden.

Die politische Krise in Venezuela hat sich weiter zugespitzt und die Auseinandersetzungen um die politische Macht gehen in eine neue, vielleicht alles entscheidende Runde. Angesichts dieser Lage, und befeuert durch Anzeichen eines Bürgerkrieges oder ausländischen Interventionen, warnen Beobachter vor einer Katastrophe für Venezuela und die Region.

Dr. Wolfgang Bautz, langjähriger Hochschullehrer an verschiedenen Universitäten in Lateinamerika, zeichnete ein differenziertes Bildes der politischen Entwicklung. Er zeigte Hintergründe und Perspektiven auf und diskutierte gemeinsam mit den Gästen die Zukunft des südamerikanischen Landes.


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