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Internet of Things, Big Data und selbstfahrende Autos – allzu oft reduzieren wir Digitalisierung auf ihren technischen Aspekt. Dabei geht es um wesentlich mehr. Die Digitalisierung ist fester Bestandteil unseres Alltags. Schließlich beeinflusst sie, wie wir leben, arbeiten und miteinander interagieren.
Doch die digitale Revolution ist keine Naturgewalt. Sie ist von Menschen gemacht und muss gestaltet werden, damit möglichst alle von ihren Potenzialen profitieren.
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Haardt, Marius ; Heimlich, Stefan ; Resch, Ralf
Digitalisierung aktiver gestalten und endlich in die Breite bringen
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Ursprünglich ist Digitalisierung ein Hilfsmittel, um analoge Informationen in digitale Formate umzuwandeln, mit dem Ziel sie zu speichern und besser verarbeiten zu können. Hervorgerufen durch bahnbrechende Neuerungen in der Digital- und Informationstechnik, bezeichnet Digitalisierung inzwischen einen umfassenden gesellschaftlichen Transformationsprozess, der nicht nur unsere Produktionsweisen verändert, sondern all unsere Lebensbereiche durchdringt.
Der Einsatz digitaler Technologien lässt noch nie dagewesene Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten und Beschäftigungsformen in allen Branchen entstehen. Durch technische Innovationen wie beispielsweise miteinander kommunizierende Maschinen werden bestehende Produktions- und Arbeitsabläufe komplett umgekrempelt, in der Hoffnung Effizienz zu gewinnen und auf Kundenbedürfnisse spezifischer eingehen zu können. Dieser Transformationsprozess endet jedoch nicht an den Fabrikstoren. Im Gegenteil: Er ändert unsere Wahrnehmung, die Art der Kommunikation, unseren Konsum und macht selbst vor der sozialen Sphäre nicht Halt.
Die Digitalisierung bietet große Chancen und kann helfen, viele ungelöste Fragen unserer Zeit zu beantworten. Smart-Data und künstliche Intelligenz erlauben eine ökologische wie ökonomische Trendwende bisher ungeahnten Ausmaßes. Der Einsatz digitaler Technologien kann sowohl die Verkehrsplanung als auch die medizinische Diagnostik revolutionieren. Ebenso erleichtern digitale Geräte auf individueller Ebene das Berufs- wie Privatleben. Besorgungen und Behördengänge werden einfacher, räumliche Distanz zu Freund_innen und Verwandten wird problemlos überwunden.
Zweifelsohne ermöglicht das Internet grenzenlose Kommunikation und Zugang zu schier unerschöpflichen Informationsquellen. Allerdings zeigen die Datenskandale der letzten Jahre, dass sich dieses Freiheitsversprechen nur schwer aufrechterhalten lässt. Algorithmen in sozialen Netzwerken generieren Filterblasen, welche die Meinungsvielfalt einschränken und extremistische Tendenzen befeuern können. Digitale Monopole und Datenmissbrauch können somit gefährliche Auswirkungen auch auf stabile Demokratien haben.
Zusätzlich unterwandern neu entstandene Beschäftigungsformen wie Crowd-, Cloud- und Gig-Working bestehende soziale Standards, Arbeitsschutz- und Arbeitnehmer_innenrechte. Neue Abhängigkeiten und Formen der Ausbeutung entstehen. Letztlich kann sich die gesellschaftliche Spaltung vertiefen, indem diejenigen, die Zugang zu digitalen Technologien haben bzw. die Geschäftsmodelle besitzen, ihre Einkommen und Vermögen steigern und dadurch an gesellschaftlichem Einfluss gewinnen. Vor allem gegenüber denjenigen, die keinen oder nur beschränkten Zugang zu den neuen Technologien haben bzw. durch den digitalen Wandel schlechtere Arbeitsbedingungen oder gar Arbeitslosigkeit erfahren.
Diese Schattenseiten des digitalen Kapitalismus sind weder zwangsläufig noch ist der digitale Strukturwandel ein Phänomen, welches „von außen“ über eine Gesellschaft hereinbricht. Der digitale Wandel ist nämlich gestaltbar. Wir sind die Architekt_innen der Digitalisierung und müssen dafür sorgen, dass nicht nur eine Hand voll Tech-Riesen bestimmen, wie wir alle leben und arbeiten, was wir wissen und kaufen. Bei der Gestaltung der Digitalisierung muss die Gesellschaft im Ganzen berücksichtigt werden. Ziel muss es sein, sozialen Fortschritt zu schaffen, an dem alle teilhaben.
Aber wie kommen wir dahin? Wie sieht eine Strategie aus, die den gesellschaftliche Nutzen und damit den Mensch in den Mittelpunkt stellt? Was ist zu tun, um digitale Monopole zu regulieren? Wie ist auf die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu reagieren? Welche Rolle spielt der Staat dabei? Wie muss er seine Bildungs-, Forschungs- und Innnovationspolitik ausrichten?
Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt der Arbeit der FES zum Thema Digitalisierung im In- und Ausland. Denn der digitale Umbruch ist ein globales Phänomen und betrifft den afrikanischen Kontinent genauso wie Asien, Lateinamerika oder Europa.
Mit ihren Studien und Analysen zeigt die FES, welche Auswirkungen die Digitalisierung in verschiedenen Ländern hat, welche politischen Antworten in Deutschland, Europa und international formuliert und beraten werden. In internationalen Großveranstaltungen werden verschiedene Facetten der Digitalisierung dargestellt und mit Partner_innen aus der Politik, Gewerkschaften, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutiert. So macht die FES mit ihrer Expertise Angebote, wie der digitale Wandel politisch gestaltet werden kann.