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Zumeist wird er für seine Rede vom 23. März 1933 gewürdigt, in der er das "Nein" der SPD zum Ermächtigungsgesetz begründete. – Die letzten freien Worte, die für 13 Jahre in einem deutschen Parlament gesprochen wurden. Dabei widmete er als überzeugter Sozialdemkrat den Großteil seines Lebens der Verteidigung der Demokratie. Bereits 1924 hatte Wels das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold zum Schutz der Weimarer Republik mitbegründet und war später auch einer der Organisatoren der Eisernen Front gegen den Vormarsch der NSDAP. Im Exil prägte er die Sopade, deren Ziel es war, die Weltöffentlichkeit über die wahren Zustände in Hitler-Deutschland zu informieren und die internationale Arbeiterbewegung für eine antifaschistische Politik zu gewinnen, maßgeblich.
Ansprechpartner
PD Dr. Stefan Müller
0228 883-8068Stefan.Mueller(at)fes.de
Abteilung
Archiv der sozialen Demokratie
Friedrich Carl Otto Wels wurde am 15. September 1873 in Berlin geboren. Seine Eltern führten eine Gastwirtschaft im Berliner Norden, in der sich in den Jahren des Sozialistengesetzes Mitglieder der SPD trafen. Hier lernte Wels auch u.a. August Bebel, Wilhelm Liebknecht und andere Führungspersönlichkeiten der Partei kennen und kam so früh mit den Ideen und Zielen der Sozialdemokratie in Berührung. Unmittelbar nach dem Besuch der Volkshochschule und einer Lehre als Tapezierer in Berlin (1879—1891) wurde Wels Mitglied der SPD. Von 1891 bis 1906 arbeitete er als Tapezierer in Regensburg, München und Berlin. In dieser Zeit lernte er auch seine Ehefrau Antonie Reske kennen – die beiden bekommen zwei Söhne, Walter und Hugo. Nach dem zweijährigen Pflichtdienst beim Militär engagierte sich Wels ab 1897 verstärkt parteipolitisch und gewerkschaftlich. Schon bald wurde er im Verband der Tapezierer hauptamtlich tätig, wurde Mitglied der Pressekommission des "Vorwärts" und im Jahr 1907 Bezirkssekretär der SPD für die Provinz Brandenburg.
Am 12. Januar 1912 zog Wels erstmals in den Reichstag ein und ein Jahr später wurde er auf Vorschlag von August Bebel auch in den Parteivorstand der SPD gewählt. Wels übernahm den Vorsitz der Pressekommission des "Vorwärts". Nach dem Ersten Weltkrieg, während dem Wels für die Büroarbeit der SPD-Reichstagsfraktion verantwortlich war, wurde er in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Das verfassungsgebende Parlament der Weimarer Republik tagte von Februar 1919 bis Mai 1920. Wels war neben Hermann Müller nun auch einer der beiden Parteivorsitzenden der SPD. Die ersten Jahre der Weimarer Republik waren in hohem Maße sozialdemokratisch geprägt. Friedrich Ebert wurde von der Nationalversammlung zum Reichspräsidenten der ersten deutschen Demokratie gewählt und im Mai 1920 wurde die Politik der sogenannten Weimarer Koalition aus SPD, katholischem Zentrum und liberaler DDP bestätigt. Wels war selbstbewusst und vermied auch nicht die Kritik an der SPD-geführten Regierung. Seine besondere Unzufriedenheit richtete sich gegen Reichswehrminister Gustav Noske; der Sozialdemokrat hatte es versäumt im Militär demokratische Reformen einzuleiten. Eine Sorge, die sich als berechtigt herausstellen sollte: Im März 1920 versuchten hohe Offiziere, denen Noske sein Vertrauen geschenkt hatte, die Regierung zu stürzen. Wels stellte sich an die Spitze des Generalstreiks gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch. Nach dessen Zusammenbruch forderte Wels den Rücktritt von Reichswehrminister Gustav Noske, lehnte selbst aber die Übernahme des Ministeramts ab. Damit ging der SPD dieser wichtige Posten verloren und mit ihm die Möglichkeit zur direkten Einflussnahme auf die Militärpolitik. Von 1920 bis 1933 war Wels Mitglied des Reichstags. In dieser Zeit engagierte er sich auch international. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte sich für die Parteien der Zweiten Internationale die Aufgabe, die während des Krieges abgerissenen Kontakte neu zu knüpfen. 1923 wird er in die Exekutive und in das Büro der Sozialistischen Arbeiter-Internationale (SAI) gewählt. 1924 wurde unter maßgeblicher Beteiligung von Wels das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold zum Schutz der Weimarer Republik gegründet. Und nachdem 1930 die Nationalsozialisten zur zweitstärksten Kraft gewählt wurden, gehörte Wels 1932 zu den Organisatoren der Eisernen Front gegen den Vormarsch der NSDAP. Nach der Regierungsübernahme des Kabinetts Brüning hielt Wels (wie weite Teile der SPD) aus Ermangelung an Alternativen an der "Tolerierungspolitik" fest. Zum Zeitpunkt der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 – die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch den erzkonservativen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg – befand sich Wels zur Kur in Ascona. Auf die Nachricht der Ernennung Hitlers hin kehrte er sofort zurück nach Deutschland. Er versuchte noch erfolglos einen Generalstreik zu organisieren. Bereits am 23. März sollte er mit der Ablehnung zum Ermächtigungsgesetz seine letzte Rede im Reichstag halten, die letzten freien Worte, die für 13 Jahre in einem deutschen Parlament gesprochen werden. Im Mai ging Wels auf Beschluss der Parteiführung zunächst ins Saarland und später nach Prag. Wels verließ Deutschland nur widerwillig, denn er sah in der Emigration keine Lösung. Angesichts der Verfolgung durch die Nationalsozialisten war ihm jedoch ein wirkungsvoller Widerstand im Reich kaum möglich ist. Unter dem Namen Sopade setzten die exilierten Parteimitglieder ihre Arbeit im Ausland fort. Ziel war es, die Weltöffentlichkeit über die wahren Zustände in Hitler-Deutschland zu informieren und die internationale Arbeiterbewegung für eine antifaschistische Politik zu gewinnen. 1938 verlegte Wels sein Exil nach Paris, wo er am 16. September 1939 starb.
Ein Angebot der Bayerischen Staatsbibliothek: Protokolle der Verhandlungen des Deutschen Reichstags von 1867 bis 1942 online weiter
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Am 23. März 2023 jährt sich die Abstimmung über das „Ermächtigungsgesetz" zum 90. Mal. Wer waren die Frauen und Männer, die sich unter Lebensgefahr…
Heinrich August Winkler, Die Ehre der deutschen Republik. Zum 80. Jahrestag der Rede von Otto Wels gegen das Ermächtigungsgesetz, Reihe Gesprächskreis Geschichte (100), 2013.
Manfred Stolpe, Otto Wels und die Verteidigung der Demokratie. Vortrag im Rahmen der Reihe „Profile des Parlaments“ der Evangelischen Akademie zu Berlin am 14. Februar 2002, Reihe Gesprächskreis Geschichte (45), 2002.