Die Transformation erfordert massive Investitionen, um die wachsenden Emissionslücken zu schließen und im geoökonomischen Wettbewerb um die Wertschöpfungsketten der Zukunft zu bestehen. Während die EU-Mitgliedsstaaten die letzten Züge der neuen Fiskalregeln beraten und der Wiederaufbaufonds absehbar ausläuft, zeichnet sich daher bereits die Aufgabe für die nächste EU-Legislatur ab, den neuen Schuldenbegrenzungen eine Investitionsagenda an die Seite zu stellen. Wie groß sind die Bedarfe und wieso sollten wir auf europäischer Ebene in den Binnenmarkt statt national in die Transformation investieren? Wie könnte eine EU-Investitionskapazität aussehen und wie könnte diese politisch erfolgreich verfolgt werden?
Die Signale sind widersprüchlich: Obwohl einige Energieszenarien bereits für das Jahr 2025 Höchstwerte beim Verbrauch von Öl, Kohle und Gas prognostizieren, scheint das 1,5-Gradziel mittelfristig in immer weitere Ferne zu rücken. Denn es ist zu befürchten, dass die Nutzung fossiler Energieträger bis 2030 auf hohem Niveau verharrt und zu langsam sinkt. Seit dem russischen Angriffskrieg befinden sich die globalen Energiemärkte in einer schwierigen Phase: Ankündigungen für die Erschließung neuer fossiler Vorkommen zur Deckung des globalen Energiebedarfs einerseits, Rekordwerte beim jährlichen Ausbau der erneuerbaren Energien andererseits. Vor dem Hintergrund dieser komplexen Gemengelage möchten wir im Rahmen dieses Forums die folgende Fragen diskutieren:
Wie haben sich die globalen Energiemärkte seit dem russischen Überfall auf die Ukraine entwickelt? Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Abkehr von fossilen Energieträgern, vor allem auch im globalen Süden?
Befinden sich die globalen Energiemärkte „on track“ bei der Dekarbonisierung oder steht vielleicht sogar ein Comeback der fossilen Energieträger bevor?
Was muss geschehen, damit sich die erneuerbaren Energien im globalen Maßstab gegen die fossilen Energieträger durchsetzen können und dabei die Pariser Klimaziele eingehalten werden? Wo liegen die Kipppunkte des fossilen Energiesystems und welche Rolle dabei spielen Deutschland und Europa?
Wie kann dieser Übergang so gestaltet werden, dass es aufgrund steigender bzw. volatiler Energiepreise nicht zu sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen kommt?
Das Wirtschaftsmodell, das wir aufgebaut haben, funktioniert für die Menschen und den Planeten nicht mehr. Etablierte wirtschaftliche Machthaber werden nicht die nötige treibende Kraft des Wandels sein. Die Transformation der Wirtschaft erfordert einen demokratischen Prozess, der die Macht der zivilen Interessengruppen und der Bürger_innen im Allgemeinen stärkt. In diesem Panel werden wir die lokale und regionale Dimension dieses Wandels untersuchen. Wir möchten uns mit Modellen und Instrumenten zur Demokratisierung öffentlicher Dienstleistungen, zur Rekommunalisierung und zum Aufbau einer lokalen Wohlfahrtsökonomie befassen. Besonderes Augenmerk wird auf dem Prozess der Umgestaltung liegen, wobei wir uns mit der Frage der Mobilisierung und Teilung von Macht befassen: Wer kann eine solche Umgestaltung vorantreiben, welche Hindernisse gibt es und wie kann man sie überwinden? Folgende Fragen möchten wir behandeln:
Was sind Formen und Instrumente der lokalen Wirtschaftsdemokratie?
Welche Möglichkeiten bietet die Wirtschaftsdemokratie für die regionale Transformation? Was sind ihre Grenzen und möglichen Nachteile?
Wer sollte den demokratischen Prozess vorantreiben? Wer sind die relevanten Akteure?
Welche Kapazitäten werden für die Demokratisierung regionaler Wirtschaftsprozesse benötigt und wie können diese Kapazitäten aufgebaut werden?