Die Ökonomien afrikanischer Staaten werden überwiegend vom Export natürlicher Ressourcen wie fossiler Energie und Mineralien, sowie landwirtschaftlichen Produkten geprägt. Die lokale Wertschöpfung auf dem Kontinent ist stark begrenzt, viele Industrieprodukte müssen importiert werden. Wirtschaftswachstum ging meist nicht mit der Entstehung von formellen Arbeitsplätzen einher, über 85% der Afrikaner_innen arbeitet im informellen Sektor, teilweise unter sehr prekären Bedingungen. Insbesondere junge Menschen haben kaum Zugang zu formeller Beschäftigung, ein sozialer Aufstieg bleibt daher für die Mehrheit unerreichbar. Um die Potentiale der Jugend zu nutzen und gleichzeitig gute Arbeitsplätze zu schaffen, ist ein politischer Dialog unter Einbeziehung der Gewerkschaften und zivilgesellschaftlicher Expertise, wie von der FES angestrebt, besonders wichtig.
Wirtschaftliche Entwicklung kann nur in einem funktionierenden staatlichen Gemeinwesen funktionieren. Viele afrikanische Staaten sind wirtschaftlich schwach, staatliche Einnahmequellen verfallen. Starke wirtschaftliche Abhängigkeiten von internationalen Märkten bedeuten, dass Schwankungen der Rohstoffpreise erhebliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Staatsfinanzen haben. Dies liegt auch an historischen Pfadabhängigkeiten, die bis in die Kolonialzeit zurückreichen. Mehrere Länder befinden sich zudem in strukturellen Schulden- und Finanzkrisen, die teils massive Staatsverschuldung macht Investitionen in die Zukunft unmöglich. Gleichzeitig steht der Kontinent insgesamt vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen durch den Klimawandel. Allein zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN bis 2030 fehlen dem Kontinent jährlich fast 200 Milliarden Dollar an Finanzmitteln.
Allerdings arbeiten afrikanische Regierungen, oft unter dem Dach der Afrikanischen Union an innovativen Lösungen. Eines dieser Projekte ist die kontinentale Freihandelszone (AfCFTA), um den innerafrikanischen Handel zu fördern. Um weiterhin ein attraktiver Partner für den Kontinent zu sein, müssen Deutschland und die EU auch wirtschaftlich dem Kontinent gute Angebote an die überwiegend junge Bevölkerung machen. Dazu gehört etwa die Stärkung von Programmen sozialer Sicherheit, die Mobilisierung finanzieller Unterstützung, auch vor dem Hintergrund der historischen Verantwortung für den Klimaschutz, sowie die Zusammenarbeit bei der Reform der internationalen Finanzarchitektur. Die Arbeit der FES in Afrika setzt vielfach in diesen Bereichen an, um Partnerschaften sowohl auf dem afrikanischen Kontinent als auch mit Deutschland und der EU zu stärken und sozial gerecht zu gestalten.
Europa in Afrika
Europa ist nach wie vor der größte Handelspartner Afrikas und Handelspolitik ein entscheidender Faktor für Entwicklung. Die Handelsbeziehungen afrikanischer Staaten mit der EU werden oft als asymmetrisch charakterisiert. Dies zeigt sich u.a. daran, dass Europa oft teure und hochentwickelte Technologie nach Afrika exportiert, während afrikanische Staaten oft unverarbeitete Rohstoffe exportieren. Diese unterliegen teilweise enormen Preisschwankungen, was die afrikanischen Volkswirtschaften besonders krisenanfällig macht. Europa muss die Interessen der afrikanischen Staaten bei der Gestaltung von Handelsbeziehungen stärker in den Blick nehmen. Nur durch eine veränderte EU-Handelspolitik kann der Anspruch Europas, Beziehungen „auf Augenhöhe“ mit den afrikanischen Staaten zu haben, erfüllt werden. Die FES setzt sich für eine Neujustierung der europäischen Handelspolitik, die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent im Sinne der Agenda 2030 und die regionalen Integrationsbemühungen der afrikanischen Staaten stärker in den Mittelpunkt stellt, ein.