Lennart Oestergaard

Der „G20 Compact with Africa“: Das richtige Instrument für inklusives Wachstum?

Die anstehende G20 „Compact with Africa“ Konferenz in Berlin gibt Anlass für einen erneuten Blick in die umfassende Studie der Wirtschaftsexperten Robert Kappel und Helmut Reisen. Ihre Aussage: Der CwA hat Versprechen von mehr Direktinvestitionen bisher nicht erfüllt und ist als Instrument für Erreichung der SDGs ungeeignet.

Bild: Sonderwirtschaftszone Senegal von FES/ C. Forst Eine Sonderwirtschaftszone am Rande von Senegals Hauptstadt Dakar soll ausländische Investitionen anziehen.

Am 27. August 2021 findet auf Einladung der Bundeskanzlerin die nächste „G20 Compact with Africa“-Konferenz in Berlin statt. Teilnehmen werden, neben Vertreter_innen internationaler Organisationen, die Staats- und Regierungschefs von Ägypten, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Ghana, Guinea, Ruanda, Senegal, Togo und Tunesien. All diese Länder sind Teil des „Compact with Africa“, der 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen wurde. Ziel der Initiative ist es, durch eine Verbesserung der Investitionsbedingungen in den teilnehmenden Ländern mehr private Investitionen (Foreign Direct Investment, FDI) zu ermöglichen. So sollen Beschäftigungsmöglichkeiten und Wirtschaftswachstum entstehen.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hat die Entwicklung des CwA durch eine Zusammenarbeit mit den renommierten Wirtschaftsexperten Prof. Robert Kappel und Prof. Helmut Reisen begleitet. Schon 2017 wiesen diese in einer Veröffentlichung mit dem Titel „The G20 'Compact with Africa' – Unsuitable for African Low Income Countries“ auf Unzulänglichkeiten im Ansatz des CwA hin und empfahlen Nachbesserungen.

In der breit angelegten Studie „Compact with Africa – The Audacity of Hope“ untersuchten die Autoren 2019, zwei Jahre nach Beginn der Initiative, die Wirkungsweise des CwA anhand verschiedener Länderbeispiele und der umfangreichen Auswertung von Daten. Ihr Ergebnis: Der CwA habe nicht nur bisher sein Ziel, die Steigerung von FDI, verfehlt, er würde auch in seinem Grundeinsatz inklusivem Wachstum und nachhaltiger Entwicklung zuwiderlaufen. Auch afrikanische Partnerorganisationen und Expert_innen, mit denen die FES die Studie diskutierte, teilten Aspekte dieser Kritik.

Die Ergebnisse sind auch heute, knapp zwei Jahre nach Veröffentlichung, von Relevanz. Durch die COVID19-Pandemie sind u. a. die wirtschaftlichen Herausforderungen für Europas Nachbarkontinent Afrika stark gewachsen, Einbrüche bei Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsentwicklung waren die Folge. Auch FDI sind von der Pandemie betroffen und stehen gleichzeitig in der Kritik, wenig Beschäftigungseffekte vor Ort zu erzielen.

Kann der CwA und die anstehende Konferenz hier Abhilfe schaffen? Die Autoren der Studie sind skeptisch:

„Der Compact with Africa hat seine Versprechungen nicht halten können. Die Privatinvestitionen sind – auch aufgrund der Pandemie – hinter den Erwartungen der afrikanischen Länder zurückgeblieben. Gleichzeitig zeigt sich, dass der CwA nicht die richtige Antwort auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie liefert. Stattdessen brauchen wir eine umfassende Zusammenarbeit mit Afrika, die über Privatinvestitionen großer Unternehmen hinausgeht, inklusives Wachstum schafft und die Erreichung der SDGs in den Vordergrund stellt.” (Robert Kappel 23.08.2021)

Die konkreten Forderungen der Autoren wie bspw. eine Reform des CwA können Sie in der Studie nachlesen.

Einen neuen und nachhaltigeren Entwicklungspfad und eine mögliche Antwort auf die Folgen der Pandemie skizzieren auch Dr. Manfred Öhm und Henrik Maihack in ihrer Publikation „Zeit für einen Post-Corona-Sozialvertrag!“.

Kappel, Robert; Reisen, Helmut

G20 Compact with Africa

The Audacity of Hope
Berlin, 2019

Publikation herunterladen (1,2 MB PDF-File)


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