Dieser Widerstand wurde durch republikanische, anarchistische und unabhängige kommunistische Kräfte, sogenannte Nationalkommunisten, getragen. (Hier sei angemerkt, dass als „Nationalkommunisten“ jene bezeichnet werden, die die Politik des russischen Chauvinismus ablehnten und die staatliche Unabhängigkeit oder die kulturelle Entwicklung der Ukraine unterstützten. Nationalkommunisten sind also nicht zu verwechseln mit den „Nationalbolschewisten", einer rechtsextremen russischen Organisation.)
Die endgültige Zerschlagung des republikanischen Widerstands in der Ukraine 1921 führte dazu, dass sich das oppositionelle Zentrum auf die ukrainischen Kommunisten verschob, also zu jenen, die während der Periode der „Ukrainisierung“ in den 1920er-Jahren oder bereits davor der bolschewistischen Partei beigetreten waren beziehungsweise zu den Mitgliedern der separaten ukrainischen kommunistischen Parteien, die aufgelöst und in die russische kommunistische Partei integriert worden waren.
Während des Zweiten Weltkriegs, nachdem durch die alle sozialistischen und werktätigen Parteien im Osten und im im Westen der Ukraine vernichtet worden waren, waren rechtsextreme Nationalisten als einzige in der Lage, Widerstand zu organisieren. Als jedoch die organisierten Partisanenarmeen der Nationalisten wuchsen, sahen diese sich mit dem Druck der Basis konfrontiert, demokratisch-sozialistische Positionen zu übernehmen. Es entstand so eine neue Generation von Nationalisten, die sich für die Wiederherstellung der Ukrainischen Volksrepublik auf demokratisch-sozialistischer Grundlage einsetzte. Diese Generation übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg die Führung der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA), einer von den Nationalisten organisierten Partisanenarmee, und setzte den Widerstand bis in die 1950er-Jahre fort, meist mit Hilfe lokaler Nationalkommunisten. Mit der Selbstauflösung der UPA begann eine neue Ära des Widerstands, eine gewaltfreie intellektuelle Opposition von Dissident:innen.
Eine gewaltfreie Opposition von Dissident:innen
Die ukrainische Dissidentenbewegung entstand 1959 aus einer nationalkommunistischen ukrainischen Arbeiter- und Bauerngewerkschaft, einer kleinen Organisation von Menschen, die mit dem totalitären System unzufrieden waren, weil sie dachten, dass es sich zu weit von den kommunistischen Idealen entfernt habe. Von da an blühte die ukrainische Dissidentenbewegung auf. In der Regel wird diese in drei verschiedene Kategorien eingeteilt: Nationalisten, die von Mitgliedern der UPA organisiert wurden oder sich auf deren Ideologie bezogen; Nationalkommunisten, die kommunistischen oder marxistisch-leninistischen Doktrinen folgten; und schließlich den Dissident:innen, die eine demokratische oder auch demokratisch-sozialistische Orientierung aufwiesen. Außerdem gab es in der ukrainischen Dissidentenbewegung Organisationen, die für die Verteidigung sozialer Rechte eintraten wie beispielsweise illegale Gewerkschaften, Organisationen, die für die Rechte nationaler Minderheiten kämpften (insbesondere krimtatarische, jüdische und ukrainische Organisationen) oder auch religiöse Organisationen. Einige Beispiele hierfür waren die Partei des Kampfes für die Verwirklichung der Ideen Lenins, die Demokratische Union der Sozialisten, die Ukrainische Nationale Kommunistische Partei, der Kampf für soziale Gerechtigkeit, die Realistischen Arbeitsdemokraten, die Vereinigung der freien Gewerkschaftsarbeiter in der Sowjetunion oder die Ukrainische Nationale Front.
In den Gefängnissen und Lagern waren Ukrainer:innen zusammen mit Vertreter:innen anderer nationaler Minderheiten überproportional vertreten. Dort organisierten sie wiederum Aufstände, vor allem nach den ethnischen Säuberungsaktionen. Deren Anführer waren meist Parteigänger der späten UPA, wie beispielsweise der längste politische Gefangene der Geschichte und überzeugte Demokrat Danylo Shymyk.