Referat Afrika

Frieden und Sicherheit

Gewaltsame Konflikte sind afrikaweit eine wesentliche politische und gesellschaftliche Herausforderung. Dabei ist ihnen neben unterschiedlichen Konfliktkonstellationen gemeinsam, dass schlechte Regierungsführung und ihre Begleiterscheinungen von Korruption bis fehlender sozio-ökonomischer Partizipation zentrale Ursache der Unsicherheit darstellen. Die schlechte Regierungsführung geht ihrerseits in hohem Maße mit dem Verlust von Legitimität und Autorität einher und begünstigt Gewalt und Folgekonflikte. Gleichzeitig hat die Natur der Konflikte sich grundlegend verändert: So kommt es nicht mehr nur primär zu vermeintlich ethno-politischen Auseinandersetzungen oder Verteilungskämpfen im Hinblick auf Macht und Ressourcen, sondern auch zu transnationaler terroristischer Gewalt im Zusammenspiel mit organisierter Kriminalität, was die staatliche Ordnung noch zusätzlich untergräbt.

Die Ausgestaltung der Afrikanischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur (APSA) nimmt vor diesem Hintergrund der anhaltenden Bedrohung von Frieden und Sicherheit auf dem afrikanischen Kontinent sowie in den europäisch-afrikanischen Beziehungen eine zentrale Rolle ein. Dennoch lässt die APSA auch viele Fragen offen. So ist weder das Zusammenspiel von Afrikanischer Union (AU) und Regional Economic Communities (RECs) zufriedenstellend geklärt noch die Frage, wie sich die finanzielle Abhängigkeit Afrikas hinsichtlich der Operationalisierung der APSA verringern lässt. Grundsätzlich wird eine langfristige Sicherung von Frieden und Entwicklung nicht möglich sein ohne einen politischen Dialog über gute Regierungsführung und demokratische Entwicklung afrikanischer Staaten. Neben Ressourcenknappheit und Klimawandel, die auf globaler Ebene zu den Ursachen von Krisen und Konflikten gehören, führen ungerechte Verteilung und fehlende Perspektiven für die meist junge Bevölkerung am politischen und wirtschaftlichen System zu partizipieren, zum Autoritäts- und Legitimationsverlust staatlicher Organe. Sie bringen eine Vielzahl sicherheitspolitischer Herausforderungen wie transnationale organisierte Kriminalität, islamistische Terrorgruppen oder anhaltende Instabilität mit sich, die sich nicht alleine mit militärischen Mitteln lösen lassen.

Der Ansatz der FES zielt vor diesem Hintergrund auf die Etablierung eines erweiterten Sicherheitsbegriffs, und zwar auch in den inner-afrikanischen und in den europäisch-afrikanischen Dialogen, die oft von akuten Krisensituationen und kurzfristigen Sicherheitsinteressen dominiert sind. Dabei soll die Stimme Afrikas im globalen Diskurs zu kollektiver Sicherheit und Krisenprävention durch thematische Sensibilisierung, Aufbau von Expertise und Schaffung von Plattformen, in und außerhalb Afrikas, verstärkt werden und zu einem partnerschaftlichen Dialog beitragen. Gerade im Hinblick auf den europäisch-afrikanischen Dialog ist es dringend geboten, auch jenseits der sicherheitspolitischen Debatte gemeinsame entwicklungspolitische Interessen und Prioritäten zu identifizieren, um Lösungsansätze für globale Herausforderungen einvernehmlich zu entwickeln.

Arbeitslinien zu Themen im Bereich Frieden und Sicherheit spielen in allen subregionalen Ebenen der FES-Arbeit in Afrika seit Jahren eine wichtige Rolle: so gibt es beispielsweise in Ostafrika eine regionale Arbeitslinie zur Transparenz der außen- und sicherheitspolitischen Orientierung der Staaten in der Region, im südlichen Afrika regelmäßige regionale Sicherheitsdialoge und Arbeitsansätze zur Reform des Sicherheitssektors als Schlüsselsektor in demokratischen Transitionsprozessen und auch im westlichen Afrika einen Schwerpunkt im Bereich Frieden und Sicherheit. Darüber hinaus gibt es in mehreren nationalen Projekten sicherheitspolitisch relevante Arbeitsansätze, u.a. in Äthiopien, Mosambik, Simbabwe, Côte d‘Ivoire, Guinea, Kamerun, Mali und Nigeria. Seit Juli 2016 koordiniert das Kompetenzzentrum Frieden und Sicherheit in Dakar die kontinentweite Arbeit.

Publikationen zum Thema

Teferi, Belen; Moyo, Thandekile

Addressing climate-conflict dynamics in the IGAD region

AddisAbaba, 2024

Publikation herunterladen (380 KB, PDF-File)


Pospisil, Jan; Kunhiak Muorwel, James

Peace in transition

The case of South Sudan
Juba, 2024

Publikation herunterladen (1 MB, PDF-File)


Les femmes dans la médiation de la paix au Mali

Une étude de cas sur la participaton des fesmmes aux processus de paix récents et en cours au Mali
AddisAbaba, 2024

Publikation herunterladen (1,3 MB PDF-File)


Geopolitique et gestion strategique des frontieres africaines

Actes de Conférence de la Session Africaine (Bénin et Côte d'Ivoire) ; 3e Conference Mondiale sur les Frontieres, Israel, 13-18 fevrier 2023
Cotonou, 2024

Publikation herunterladen (7,5 MB PDF-File)


Pospisil, Jan

Perceiving peace in a fragment state

The case of South Sudan
Juba, 2024

Publikation herunterladen (2 MB, PDF-File)


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