Am 15. März 2017 fanden die niederländischen Parlamentswahlen statt. Sieger ist der amtierende Premierminister Mark Rutte, von der Partei für Freiheit und Demokratie (VVD), mit 21,2 Prozent der Stimmen. Das zweitbeste Ergebnis erzielte Geert Wilders von der Partei für die Freiheit (PVV) mit 13 Prozent. Dahinter folgen die Christdemokraten (CDA) mit 12,4 Prozent, die Demokraten 66 (D66) mit 9,1 Prozent sowie die Sozialistische Partei (SP) und die Grün-Links Partei beide mit 9,1 Prozent. Die Sozialdemokraten (PvdA) kamen auf 5,7 Prozent.
Der Wahlkampf zur niederländischen Parlamentswahl 2017 war durch starke politische Polarisierung geprägt. Da traditionelle rechte Themen wie Immigration und Integration die öffentlichen Debatten beherrschten, fiel es linken Parteien schwer, ihren Botschaften in der politischen Diskussion Gehör zu verschaffen. Der Wettlauf zwischen der VVDund der immigrationsfeindlichen PVV beherrschte die Medien.
Im Vorfeld der Wahl führte die PVV die Umfragen lange an, wodurch ein umschwenken anderer Parteien auf die immigrationsfeindliche und EU-kritische Haltung der PVV zu beobachten war. Insbesondere die VVD richtete die Botschaft an „alle niederländischen Bürgerinnen und Bürger“, sich „normal zu verhalten oder zu gehen“; die SP sprach sich gegen die Migration von Arbeitskräften aus den neueren osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten aus, und die PvdA forderte, die EU solle innerhalb ihrer Grenzen „gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit“ garantieren oder den gemeinsamen Arbeitsmarkt abschaffen. Die PVV gewann zwar nicht die Wahlen, konnte jedoch die öffentliche Debatte dominieren, obwohl Wilders kaum Wahlkampf machte und sein Parteiprogramm nur eine Seite füllte. Die Immigrationsfeindlichkeit wurde zum beherrschenden Thema, da auch die beiden traditionellen konservativen Parteien (VVD und CDA) mit ähnlichen Floskeln arbeiteten und ähnliche Positionen vertraten.
Mehr als vier Jahre zuvor war aus der Parlamentswahl 2012 eine Koalition aus PvdA und VVD hervorgegangen. Während letztere ihre Wählerschaft am besten halten und 33 ihrer 41 Sitze verteidigen konnte, verloren die Sozialdemokraten 29 von zuvor 38 Sitzen. Mit ihren 9 Sitzen hat die PvdA das schlechteste Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg eingefahren. Viele Wähler waren verärgert über die Zugeständnisse an den rechtsliberalen Koalitionspartner. Seit 2012 hat die Koalitionsregierung die Sozialleistungen für Arbeitslose und Behinderte gekürzt und den traditionsreichen universellen Studienzuschuss in einen Kredit umgewandelt. Zusätzlich lockerte die Regierung die Kündigungsregeln, erhöhte stufenweise das Rentenalter und kürzte die staatlichen Zuschüsse für Altersheime. Enttäuscht darüber, dass die PvdA diese Politik mittrug, wenden sich viele linke Wähler von den Sozialdemokraten ab und entscheiden sich für Mitbewerber links und sogar Mitte rechts. Die Parteien auf dem linken Spektrum erhielten zusammengenommen die geringste Stimmenzahl seit 1945. Der Niedergang der Partei war bereits 2014 offenkundig, als die PvdA in den Kommunalwahlen schwere Verluste hinnehmen und zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg ihre Hochburg Amsterdam einbüßte.
Von den Wählerverlusten der PvdA haben mehrere andere Parteien profitiert. Die progressiveren Wählerinnen und Wähler wanderten zur Grünen Linken ab (GL, die 10 Sitzen gewann); traditionelle Linke wechselten zur Sozialistischen Partei (SP, die aber dennoch einen Sitz verlor), und Gemäßigte wählten die Demokraten 66 (D 66). Insgesamt verloren die linken Parteien (PvdA, SP und GL) 20 Sitze.
Der andere Koalitionspartner, die rechtsliberale VVD, erlitt ebenfalls erhebliche Einbußen, doch die Liberalen blieben stärkste parlamentarische Kraft und konnten ihren Hauptrivalen, die immigrationsfeindliche PVV und den traditionalistischen Christlich-Demokratischen Appell (CDA), eindeutig schlagen.