Die Workshops der 21. kommunalpolitischen Sommerakademie im Rückblick

Fachforen am Freitag, 02. Juni 2023


Fachforum 1: Die digitale Stadt gestalten – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Denes Kücük, Chief Digital Officer der Stadt Bochum

Die Digitalisierung unserer Städte ist eine der größten kommunalen Herausforderungen unserer Zeit. Die gesamte Verwaltung ist dabei gefragt, Prozesse digital abzubilden und die Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger zu optimieren. Zudem stehen unsere Städte vor der Herausforderung, sich zu smarten Städten zu entwickeln, die die Gestaltung und Steuerung der Stadt mithilfe von Daten und intelligenten Prozessen verbessern. In diesem Fachforum gab Denes Kücük einen Einblick in das "Bochumer Modell" für die Smart City Bochum. Denn gemeinsam mit einem Smart City Team aus Verwaltung und städtischen Beteiligungsgesellschaften wird die Digitalisierung in Bochum interdisziplinär vorangebracht. Im gemeinsamen Austausch wurden Ideen und Anforderungen für die Städte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeitet.


Fachforum 2: Bürger_innen beteiligen - bedarfsgerecht digitalisieren

Prof. Dr. Christiane Dienel, Geschäftsführerin nexus Institut, Staatssekretärin a.D.

Wie stellen wir eigentlich sicher, dass wir nicht an den Bedürfnissen der Bürger_innen vorbei digitalisieren? Wie bekommen wir heraus, welche digitalen Zugänge und Dienstleistungen die Menschen in meiner Stadt wirklich brauchen? Welche Kriterien muss eine Digitalisierungsstrategie erfüllen, damit sie gemeinwohlorientiert, nachhaltig, partizipativ und inklusiv ist und wie kann ich das als Kommunalpolitiker_in erkennen? In diesem Fachforum sprachen die Teilnehmenden darüber, warum es wichtig ist, Bürger_innen bei der Entwicklung von Digitalisierungsstrategien zu beteiligen. Es wurde offen diskutiert, wie partizipative Digitalisierung gestaltet werden kann und welchen Einfluss Kommunalpolitik nehmen kann und sollte.


Fachforum 3: Schatzkiste kommunale Daten – Chancen und Risiken eine kommunalen Datennutzung

Michael Herth, Public Sector-Berater
Marius Müller, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung der Stadt Offenbach am Main

"Wo soll die nächste Kita stehen? Wo benötigt es verkehrsberuhigte Bereiche oder neue Haltestellen? Wie heiß wird es in der Innenstadt im Sommer?" Solche Fragen müssen für eine lebenswerte Stadt in Zukunft beantwortet werden, um eine effektive Stadtplanung zu ermöglichen. Dafür brauchen Politik, Zivilgesellschaft und die Verwaltung Daten, auf Basis dessen sie handeln und gestalten. Doch das ist gar nicht so einfach. Wie die digitale Stadt der Zukunft mit Daten gestaltet werden kann, welche Chancen sich mit einem digitalen Datenmanagement ergeben und worauf dabei geachtet werden muss - das waren Themen des Fachforums.


Fachforum 4: Stadt und Land – wie unterscheiden sich die Transformationen?

Michael Stock, Bürgermeister der Mühlenstadt Wegberg

Das Onlinezugangsgesetz (OZG) schreibt Kommunen – egal welcher Größe – vor, dass sie ihre Verwaltungsleistungen den Bürger_innen digital zur Verfügung stellen müssen. Die Ressourcen für diese Transformation sind aber höchst unterschiedlich verteilt: Kleinere Gemeinden haben häufig keine Stabsstellen für Digitalisierung, keine Digitalisierungsbeauftragten und keine Ressourcen für maßgeschneiderte digitale Lösungen. Aber da, wo ein Gestaltungswille ist, lässt sich Digitalisierung auch in kleinen Städten und Gemeinden gestalten. Michael Stock ist Bürgermeister der Stadt Wegberg und beschrieb in diesem Fachforum, welche Transformationsleistungen erbracht werden müssen und welchen Weg auch kleinere oder ländlichere Kommunen gehen können mit dem Ziel „smarte Gemeinden“ zu werden.


Workshops am Samstag, 03. Juni 2023


Workshop 1: Smart & Social: Strategien für eine sozialdemokratische digitale Transformation

René Märtin, Deutsches Empowerment-Institut®

Aus sozialdemokratischer Sicht ist es wichtig, dass Kommunen eine ganzheitliche Strategie entwickeln, die es ermöglicht, Synergien zwischen den verschiedenen Bereichen der digitalen Transformation sichtbar zu machen. Sie dient als Leitfaden, um die Vision einer gerechten und sozialverantwortlichen Gesellschaft zu verdeutlichen. Denn es geht nicht nur um technologische Fortschritte, sondern auch um Chancen zur Schaffung von Transparenz und Teilhabe. Bei der Gestaltung einer zukunftsfähigen und sozial gerechten Gesellschaft ist es daher von großer Bedeutung, die sozialdemokratische Perspektive des Zusammenhalts nicht aus den Augen zu verlieren. Die digitale Transformation sollte den Menschen dienen und nicht zu sozialer Ungleichheit führen. Deshalb setzten sich die Teilnehmenden im Rahmen des Workshops auch damit auseinander, welche Rolle die Kommunalpolitik einnehmen kann, um die digitale Transformation gleichermaßen „smart & social“ zu gestalten.


Workshop 2: Digitales Marketing für die Kommunalpolitik - Neue Formate, Künstliche Intelligenz und echte Überzeugunsgarbeit

Leif Neugebohrn, Gründer und Geschäftsführer von Magnecon

Digitalisierung bedeutet weit mehr als Online-Marketing. Sie eröffnet völlig neue Möglichkeiten für alle Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit. Heute nutzen wir künstliche Intelligenz, Big Data und völlig neue Tools und Formate. In diesem Workshop bekamen die Teilnehmenden einen Überblick, wie die digitale Transformation im Marketing konsequent umgestezt und genutzt werden kann. Sie lernten, wie sie ihre kommunalpolitische Arbeit nachhaltig stärken, ihr Marketing um ein Vielfaches effektiver machen und damit Menschen begeistern. Im Mittelpunkt stand dabei immer das wichtigste Ziel: Menschen zu überzeugen.

Im Workshop ging es um Strategien, Kanäle, Content-Formate und Werkzeuge. Der Trainer Leif Neugebohrn zeigte, wie künstliche Intelligenz effektiv eingesetzt werden kann - und wo heute noch Grenzen sind. Innovative Kommunikationsstrategien, Reichweite und wie Botschaften heute zeitgemäß und wirkungsvoll vermittelt werden können, waren ebenfalls Bestandteil des Workshops.

 


Workshop 3: New Work: Arbeiten und Führen in hybriden Teams

Celina Schareck, Essencation

Globalisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel erzeugen eine veränderte Arbeitswelt. Der Umgang mit hybriden Teams und die stark individualisierte Arbeit stellen Führungskräfte und Kolleg_innen vor neue Herausforderungen. Arbeit wird neu gedacht, Leistung ist anders zu erbringen. Arbeitnehmer_innen stellen veränderte Ansprüche an Arbeitgeber_innen und nutzen ihre verbesserte Verhandlungsposition in Zeiten des Fachkräftemangels. Agilität, Nachhaltigkeit, Diversität, digitale Transformation und hybride Arbeitsformen sind Themen, an denen keiner mehr vorbeikommt. In diesem Workshop wurde die Thematik aus mehreren Perspektiven beleuchtet. Die Teilnehmenden betrachteten Besonderheiten, Risiken und Chancen, so dass sie nun selbst aktiv New Work gestalten können. 


Workshop 4: Menschen wirklich mitnehmen - Umgang mit emotionalen Phasen in Veränderungsprozessen

Susanne Stock, leadrooom Consulting

Warum scheitern Veränderungsprozesse? Liegt es an schlechter Planung? Zu wenig Budget? Unklaren Prioritäten? Diese „Hard Facts“ haben natürlich einen Einfluss. Gleichzeitig sind es die sogenannten „Soft Skills“ und die menschlichen Faktoren, die den größten Hebel zu Erfolg oder Misserfolg in einer Veränderung darstellen. Menschen wollen in Veränderungen mitgenommen werden und dies geschieht nicht nur über das rationale Argumentieren und Verstehen der Veränderung. Wir durchlaufen in Veränderungsprozessen verschiedene emotionale Phasen. Und in jeder dieser Phase brauchen wir eine andere Art der Ansprache oder (emotionalen) Unterstützung.

In diesem Workshop lernten die Teilnehmenden das „Haus der Veränderung“ kennen, welches die emotionalen Phasen und die Bedürfnisse von Personen in Transformationsprozessen erklärt. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, ihren eigenen Umgang mit Veränderungen zu reflektieren und gleichzeitig Ansatzpunkte zu entwickeln, wie sie andere dabei unterstützen können, Veränderungen konstruktiv anzugehen. Am Nachmittag wurde mit Hilfe der kollegialen Fallberatung an eigenen Veränderungsfällen gearbeitet.


Workshops am Sonntag, 04. Juni 2023


Workshop 1: Motivation und Resilienz: Kraft- und Schutzstrategien für das politische Ehrenamt

René Märtin, Deutsches Empowerment-Institut®

Motivation und Resilienz sind eng miteinander verbunden. Eine starke Motivation kann die Grundlage für die Entwicklung von Resilienz sein, während Resilienz die Motivation aufrechterhalten kann, selbst in Zeiten von Rückschlägen und Widerständen. Gemeinsam bilden sie eine starke Grundlage für ein erfolgreiches politisches Ehrenamt. Es ist wichtig, dass politische Ehrenamtliche ihre Motivation pflegen und stärken, indem sie sich mit ihren Zielen, Werten und Überzeugungen verbinden. Gleichzeitig sollten sie ihre Resilienz durch Selbstfürsorge, den Austausch mit Gleichgesinnten und die Bereitschaft zur Reflexion stärken. Nur so können sie langfristig ihre wichtige Rolle in der politischen Gestaltung der Gesellschaft ausfüllen und positive Veränderungen vorantreiben.


Workshop 2: TikTok, Reels & Shorts: Der Praxisworkshop

Leif Neugebohrn, Gründer und Geschäftsführer von Magnecon

Das Format der vertikalen Kurzvideos hat das Online-Marketing in den letzten Jahren komplett umgekrempelt. In diesem Workshop lernten und übten die Teilnehmenden, wie sie diesen mächtigen Trend für ihr politisches Online-Marketing nutzen können und wie man mit kurzen vertikalen Videos die politische Kommunikation fördert. Und nein, tanzen mussten sie nicht!

Kurzvideos haben das Marketing im Sturm erobert. Aber warum eigentlich? Und wie setzt man sie in einer Marketingstrategie richtig ein? In diesem Workshop erfuhren die Teilnehmenden, wie gute Kurzvideos
strategisch aufgebaut sein müssen, wie politische Kurzvideos konzipiert werden und wie sie dann möglichst einfach und effizient produziert werden.

In diesem Workshop waren die Teilnehmenden gefragt. Denn es ging nicht nur um Theorie. Die Teilnehmenden bekamen Tools und Werkzeuge an die Hand, um Videodreh- und Schnitttechniken auszuprobieren und drehten mit dem eigenen Smartphone selbst Videos.


Workshop 3: Menschenkenntnis erweitern, gezielt überzeugen

Celina Schareck, Essencation

Gerade in Veränderungsprozessen ist es essenziell, Menschen zu überzeugen und frühzeitig mitzunehmen. Manche Befindlichkeiten und Reaktionen erschließen sich einem nicht sofort, weil man anders fühlt oder andere Werte lebt. Für viele stellt es eine lebenslange Herausforderung dar, die eigene Menschenkenntnis zu erweitern, sich selbst und andere besser kennen und auch führen zu lernen. Im Mittelpunkt des Workshops stand eine Analyse, welche hilfreich ist, damit sich die Teilnehmenden selbst differenzierter wahrnehmen. Darüber hinaus bot diese Analyse aber auch Möglichkeiten, andere schneller einschätzen sowie gezielter für eine Sache gewinnen zu können. Wo es Veränderungen gibt, ist Widerstand nicht weit. Die Teilnehmenden schulten ihren Blick und lernten neue Wege im Überzeugen!


Workshop 4: Konflikte einmal anders betrachtet - Konflikte verstehen und neue Lösungswege finden

Susanne Stock, leadroom Consulting

Veränderungen gehen oft Hand in Hand mit Konflikten einher. Stress und das Verlassen gewohnter Pfade führen zu Verunsicherungen und einer Verteidigungshaltung. Wer kennt das nicht: Konflikte verselbständigen sich, es entstehen Fronten und man fragt sich irgendwann „Wie kann sich Herr X nur so unmöglich verhalten?“

In Konflikten kann es rasch passieren, dass wir uns über das unverständliche Verhalten anderer Personen ärgern. Der oder die Schuldige ist schnell gefunden und der Kern des Problems wird bei der Person gesucht: „Diejenige will uns nur ärgern. Irgendwas stimmt mit ihr nicht“. Doch diese personalen Zuschreibungen bringen uns oftmals nicht weiter und führen eher zu einer Verhärtung des Konflikts.

In diesem Workshop ging es darum, eine andere Perspektive auf Konflikte einzunehmen. Die Zusammenhänge im Gesamtsystem aufzudecken, zeigte neue Spielräume auf, um ein Verständnis für das Problem zu entwickeln und neue Lösungsansätze zu entdecken. Was, wenn wir den Konflikt nicht als ein persönliches Problem, sondern wie ein Symptom im Gesamtkontext betrachten? Wie fördern der Kontext und die Rahmenbedingungen den Konflikt?

Diese und weitere spannende Fragen, bearbeiteten die Teilnehmenden in diesem interaktiven Workshop. Es gab auch die Möglichkeit, eigene Konfliktfälle in Kleingruppen zu reflektieren.  

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