Gewerkschaften in Subsahara-Afrika: zwischen Bedeutungsverlust und politischer Einflussnahme
Die gewerkschaftliche Organisation in Afrika ist auf nationaler, regionaler und kontinentaler Ebene schwach und hauptsächlich auf den formellen Sektor begrenzt, so dass nur die Interessen einer Minderheit der arbeitenden Bevölkerung vertreten werden. In den meisten Ländern Afrikas ist der größte Arbeitgeber weiterhin der Staat. Die Gewerkschaftsstrukturen sind von Überalterung, männlicher Dominanz, Mitgliederschwund, knappen Ressourcen und Defiziten in der innergewerkschaftlichen Demokratie geprägt. Ebenso ist die afrikanische Gewerkschaftslandschaft durch Konkurrenzdenken geprägt und geschwächt. Infolgedessen wird die klassische gewerkschaftliche Interessensvertretung kaum ausgeübt. Tarifverhandlungen finden wenn, dann vornehmlich auf Unternehmensebene zwischen Arbeitgebern und Branchengewerkschaften statt. Die Rechte von Arbeitnehmer_innen werden häufig nicht respektiert und Gewerkschaftsrechte missachtet. Trotz all dieser Schwächen spielen die Gewerkschaften in der Politik in vielen Ländern eine wichtige Rolle. Noch immer sind sie unter den zivilgesellschaftlichen Organisationen häufig diejenigen mit dem höchsten Mobilisierungspotenzial und die einzigen mit landesweiten Strukturen. Gleichzeitig sind die Gewerkschaften in einigen Ländern an tripartiten Mindestlohnverhandlungen beteiligt.
Wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsmärkte: Zu wenig inklusives Wachstum und Beschäftigungsperspektiven
Hohe Arbeitslosigkeit, schlechte bis menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Informalität und Migration prägen die Arbeitsmärkte in Subsahara-Afrika. Drei Viertel der arbeitenden Bevölkerung sind in prekären Beschäftigungsverhältnissen tätig – und hier sind es in der Mehrzahl Frauen. Das Wirtschaftswachstum in der Region, das über eine Dekade hinweg Durchschnittswerte von sechs Prozent erreichte und den Begriff „Africa Rising“ geprägt hat, hat sich abgeschwächt. Fraglich bleibt nicht nur vor dem Hintergrund sinkender Rohstoffpreise, ob die Wachstumspfade nachhaltig sind und auch die Ärmsten davon profitieren. In den vergangenen Jahren haben sich zusehends multinationale Konzerne aus den Ländern des Nordens aber auch aus Ländern des Südens verstärkt auf dem Kontinent engagiert. China spielt dabei eine oft negative Rolle in Bezug auf die Arbeitnehmerrechte. Für mehr und zugleich menschenwürdigere Beschäftigung braucht es nicht nur generell höhere Wachstumsraten, sondern auch höhere Einkommen und die Einhaltung der Kernarbeitsnormen.
Die Gewerkschaftsstrategie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Afrika
Die FES konzentriert sich in der Arbeit in Afrika darauf, die Repräsentations- und Organisationsfähigkeit progressiver Gewerkschaften zu erhöhen, deren inneren Demokratisierungsprozess voran zu bringen und ihre politische Interventionsfähigkeit zu stärken. Im Fokus der Zusammenarbeit stehen dabei die Themen Arbeits- und Sozialstandards, länderübergreifende Interessenvertretung über internationale Rahmenabkommen und Netzwerke in multinationalen Unternehmen sowie sozial gerechte Handels- und Wirtschaftspolitiken. Hier stehen im Sinne von Nachhaltigkeit die Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen, soziale Sicherung sowie Green Jobs und Green Economy thematisch im Mittelpunkt. Zur Förderung der Gewerkschaften richtete die FES in Johannesburg, Südafrika 2010 ein Kompetenzzentrum für die Gewerkschaftsarbeit in Afrika ein.Die Themen und Ziele der FES decken sich mit denen des regionalen Dachverbands des Internationalen Gewerkschaftsbundes in Afrika (ITUC-Afrika). In den südlichen, östlichen und westlichen Subregionen unterstützt die FES die Kooperation zwischen ITUC-Africa und den regionalen Dachverbänden. Auf nationaler Ebene wird mit den wichtigsten Dachverbänden, hier vor allem COSATU in Südafrika, NLC in Nigeria und TUC in Ghana, sowie relevanten Einzelgewerkschaften und gewerkschaftsnahen wissenschaftlichen Instituten zusammengearbeitet.
Weitere Informationen zur Internationalen Gewerkschaftsarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung finden Sie in unserem Themenportal Internationale Gewerkschaftspolitik. Für mehr Informationen zur Gewerkschaftsarbeit in Subsahara-Afrika besuchen Sie bitte die Homepages der Länderprojekte.
Ntseane, Dolly; Solo, Kholisani
Publikation herunterladen (830 KB, PDF-File)
Publikation herunterladen (28 MB, PDF-File)
Simon, Hendrik; Monaco, Lorenza
Publikation herunterladen (4,4 MB PDF-File)
Simon, Hendrik; Monaco, Lorenza
Publikation herunterladen (4,5 MB PDF-File)
Kiberu, Brian
Publikation herunterladen (10 MB, PDF-File)
Kathrin Meißner
Friedrich-Ebert-Stiftung
South Africa Office
34, Bompas Road
Dunkeld West, Johannesburg
Ansprechpartner
Wir freuen uns, wenn Sie mit uns in den Austausch treten.
Hier finden Sie unsere thematischen Ansprechpartner_innen.
Die europäische Energie- und Verkehrswende braucht kongolesische Rohstoffe. Diese müssen sozial gerecht gewonnen werden. Die FES setzt sich daher…
Welche Möglichkeiten bietet das Lieferkettengesetz für Gewerkschaften zum Schutze der Beschäftigten in Afrika? Eine Studie gibt Antworten.
General Secretary of Namibian Metal Worker Union, Justina Jonas, about Labour Day in the Times of the Virus.
Preventing Workers from risking their lives (in lockdowns and political conflicts) - by Emmanuel Adjei-Danso, chair of IndustriAll’s Sub-Saharan…
Gewerkschaften müssen bei der Umsetzung des afrikanischen Freihandelsabkommens ACFTA mitreden, so Greven und Schulz auf gegenblende.dgb.de.