Menschenrechtspreis 1996

Olusegun Obasanjo, Nigeria

Zum politischen Kontext

Nigeria ist wie viele andere afrikanische Staaten ein Konstrukt der europäischen Kolonialpolitik. Wirtschaftliche Interessen und das Streben nach Expansion des politischen Einflussgebiets bewegten europäische Großmächte, wie Frankreich oder Großbritannien, dazu, den Kontinent Afrika unter sich aufzuteilen. 1861 begann Großbritannien damit, auf dem heutigen Territorium von Nigeria mehrere Staaten und damit auch verschiedene Ethnien zu einer Kolonie zusammenzuschließen. Nach der Erklärung der Unabhängigkeit Nigerias im Jahr 1960 brach unter den unterschiedlichen Volks- und Stammesgruppen ein Kampf um politische Macht und Einfluss aus. Neben zahlreichen Militärdiktaturen (die Militärdiktatur unter Sani Abacha 1995-1998 zählt hierbei zu den schlimmsten) versuchten auch mehrmals demokratische Kräfte einen friedlichen Weg zu finden, die unterschiedlichsten Volks- und Stammesgruppen im Land zu versöhnen und miteinander zu leben. Bis heute gibt es starke innenpolitische Unruhen in Nigeria.

Der Preisträger

Die Friedrich-Ebert-Stiftung ehrte am 6.Mai 1996 Olusegun Obasanjo für seinen Einsatz, den Demokratisierungsprozess in Nigeria voranzutreiben und die Volks- und Stammesgruppen zu versöhnen, die sich während der zahlreichen Militärdiktaturen und Bürgerkriegen bekämpft haben. Als Staatspräsident von 1976 bis 1979 setzte er sich vehement für die Demokratisierung des Landes ein und gab seine Macht an eine frei gewählte Regierung im Jahr 1979 ab. Die zahlreichen Militärdiktaturen, die in den 80er und 90er Jahren folgen sollten, verurteilte er aufs schärfste und machte diese für die missliche Lage des Landes verantwortlich. Darüber hinaus unterstützte er aktiv die Arbeit von internationalen Organisationen in den Bereichen Demokratie, Menschenrechte und Friedensförderung. Olusegun Obasanjo wurde 1999 als Staatspräsident wiedergewählt. Nach einer verlängerten Amtszeit im Jahr 2003 wollte er 2007 nicht noch einmal für das Amt kandidieren und unterstützte den jetzigen Präsident Umaru Yar’Adua bei seinem Wahlkampf.

Der Menschenrechtspreis wurde von Obasanjo’s Frau Stella in Berlin entgegengenommen, da Olusegun unter der Abacha-Militärdiktatur im Jahr 1995 zu einer Gefängnisstrafe von 15 Jahren verurteilt wurde. Die Gefängnisstrafe wurde 1998 aufgehoben, da die Militärdiktatur mit dem Versterben von Abacha endete.

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