Nichts ist umsonst – brauchen wir eine neue Datenordnung?

Adriana Groh ist Director des Prototype Fund, einem Förderprogramm für innovative Open-Source-Softwareentwicklung der Open Knowledge Foundation zusammen mit dem BMBF. Benjamin H. Petersen sprach im Rahmen des Kongresses "Digitaler Kapitalismus" mit ihr über die Idee von "data-philanthropy".

 

 

Frau Groh, was meinen Sie, wie sollte eine Datenordnung aussehen, die Innovationen fördert und das Gemeinwohl stärkt?
 

Ich finde die Idee von data-philanthropy – also Datenspenden – spannend. Das heißt, es sollte Daten geben, die nicht gehandelt oder kommerziell genutzt werden dürfen und die generell nicht nachbearbeitet werden sollten. In einzelnen Fällen können Betroffene dann ihre Daten an einen ganz bestimmten Akteur zu einem ganz bestimmten Zweck spenden, zum Beispiel um seltene Krankheiten zu erforschen oder medizinische Produkte zu entwickeln. So ist der einzelne zwar in der Verantwortung, diese Entscheidung selbst treffen zu müssen, kann zugleich aber auch eine sehr souveräne Haltung haben und sagen: „Ich möchte, beispielsweise von der Forschung, profitieren, bin aber auch bereit mich mit meinen Daten daran zu beteiligen.“

 

Außer Gesundheitsdaten, welche Daten könnten das noch sein?
 

Gesundheitsdaten sind natürlich das beste Beispiel, aber ich finde auf Mobilitätsdaten kann man das ebenfalls anwenden. Wenn es weniger Staus gibt, weil bessere Verkehrsprognosen  erstellt werden können, dann profitiere ich selbst davon und auch für den Umweltschutz ist es relevant. Hier kann ich sagen, zu diesem Zweck lasse ich mich tracken. Natürlich muss ich dann darauf vertrauen können bzw. die Kontrolle darüber haben, dass keine Rückschlüsse auf meine Person möglich sind – wenngleich das leider schwierig ist. Darüber hinaus finde ich Unternehmensdaten sehr interessant. Diese sind in Deutschland auf das Handels-, Unternehmens- und Transparenzregister verteilt und nicht öffentlich zugänglich.  Dabei liegen hier viele Möglichkeiten für Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Durch die Bereitstellung offenen Daten können zivilgesellschaftliche Akteure die Verwaltung im Kampf gegen Steuerflucht und Geldwäsche unterstützen. Aber auch Firmen profitieren von offenen Registern. So könnten Fin-Techs die Daten nutzen um die durchschnittliche Lebenszeit von Start-Ups zu analysieren und Finanzdienstleister und Versicherungen könnten die Daten zu einer gezielte Risikoanalyse von Partnerunternehmen nutzen. In Großbritannien, das ein offenes Transparenzregister hat, gibt es sehr gute Erfahrungen damit.

 

Sollten wir Daten also mehr als Gemeingut behandeln?
 

Gerade in der Community der freien Softwareentwicklung gibt es eine extrem hohe Expertise darin, wie man Daten aufbereitet, nutzt und dann auch wieder zur Verfügung stellt. Nicht umsonst werden gerade diese öfter einbezogen, wenn öffentliche Stellen fragen „Wie können wir offene Daten so anbieten, dass sie dann auch genutzt werden?“. Und in der Tat glaube ich,  dass man mit einer Demokratisierung des Zugangs deutlich bessere und auch unvorhersehbarere Ergebnisse erzielen kann. Manchmal kommen Ideen aus einer aktivistischen demokratiefördernden Richtung und entwickeln sich dann zu Geschäftsmodellen. Umgekehrt kommen aus einem klassischen Start Up Ideen, die für das Gemeinwohl von Vorteil sind. Und ich glaube deswegen, man sollte die Leute da selbstständig lernen und ausprobieren lassen.

 

 


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