JournalistenAkademie

Stimmungsbilder mit Worten

Die Medien-SommerAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung

Von Laura Sahm

Was sind die wichtigsten Bestandteile einer funktionierenden Demokratie?
Wie funktioniert Demokratieförderung?

Die Bildung des Volkes ist die beste Antwort darauf. Ohne die differenzierte Meinungsbildung jeder Bürgerin und jedes Bürgers ist die Demokratie, in der alles auf den Willen des Volkes zurückzuführen ist, gefährdet.

Ein Beispiel: Wenn bei Wahlen alle aus einem Bauch-Gefühl einer Partei ihre Stimme geben und somit ihre Wahlentscheidung nicht auf einem differenzierten Wissen beruht, dann ist jeder Manipulation Tür und Tor geöffnet. Somit ist die politische Bildung eine existentielle Säule der Demokratie. Nur durch sie ist eine strategische und essentielle Demokratieförderung möglich.

Wie kann man der Bildung jedes Einzelnen mehr Raum geben – und wie interessiert man Bürgerinnen und Bürger? Mit Medien!

Hier liegt der Ansatzpunkt der JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie will den Qualitätsjournalismus sichern und lädt Journalistinnen und Journalisten in Qualifizierungsprogramme ebenso ein wie in Foren zur Debatte medienpolitischer Entwicklungen.

So diskutierten in der diesjährigen Medien-SommerAkademie Journalisten "Die Zukunft der Zeitung" und hatten in 18 Workshops und Erzählcafés die Chance zum gegenseitigen Austausch über die aktuelle Medienpraxis. Es diskutierten Profis mit Einsteigern – und damit wurde auch ein Beitrag zur Entwicklung einer starken und funktionierenden Demokratie geleistet!

Als Praktikantin der JournalistenAkademie durfte ich miterleben wie der Prozess vom ersten Programmentwurf bis zur Durchführung der Veranstaltung erfolgte.

Bei meiner Einarbeitung in das Thema "Die Zukunft der Zeitung" wurde mir klar, wie viele engagierte Journalisten mit Elan, Talent und Idealismus durch Sparmaßnahmen großer Medienkonzerne ihre Arbeitsstelle in Redaktionen verloren. Experten sagen, es gibt in Deutschland keine Krise der Zeitung – sondern eine Krise der Medienkonzerne, deren Gewinne sich verringerten - aber immer noch schwarze Zahlen geschrieben werden. Wie schade, dass die Geldgier scheinbar über allem steht.

Als ich bei der Medien-SommerAkademie die lebendige, offene und produktive Atmosphäre miterlebte und den pulsierenden Idealismus sowie die ungebrochene Hoffnung auf die Zukunft der Zeitung in den Augen der Teilnehmenden sah, da war auch aus meinen Gedanken das vielleicht eingetrübte Bild der zukünftigen Zeitung verschwunden.

In zwei Tagen Medien-SommerAkademie wurde den Teilnehmenden deutlich, was guten Journalismus ausmacht: gründliche Recherche, eine klare Haltung, Courage, Neugierde dahinzuschauen, wo andere nicht hinsehen - da hinzugehen wo andere nur googeln!

Es ist wichtig, medienpolitische Entwicklungen aufzugreifen, verständlich zu machen und zu diskutieren – und ebenso wichtig ist es, Nachwuchsjournalisten Mut zur eigenen Unabhängigkeit zu machen. Es müssen die Journalisten unterstützt werden, die sich nicht verkaufen, die nicht den Massen gefallen wollen, sondern die Qualität und Wahrheit in ihrer Berichterstattung anstreben.

Die Medien-SommerAkademie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin!

Es war mir eine Ehre dabei zu sein!

"Wir sind Dinosaurier und warten auf den Kometen" Die zweite Medien-Sommerakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung debattiert über die Zukunft der Zeitung.

Von Jennifer Küppers

"Ein Deutscher kündigt zwei Dinge nie: Die Versicherung und sein Zeitungsabo", behauptet Sascha Langenbach, Chefredakteur des Berliner Kuriers. Dennoch nimmt laut der Studie "Das Verschwinden der Zeitung" die Auflagenzahl der Tageszeitungen in Deutschland eklatant ab. Gibt es noch eine Zukunft der Zeitung? Um dies zu debattieren treffen sich 80 Nachwuchsjournalisten in Bonn bei der zweiten Medien-Sommer-Akademie der Friedrich-Ebert Stiftung (FES).

Gespannt sitzen die Teilnehmer im großen Saal der FES und lauschen den Worten von Stephan Weichert, Professor der Macromedia Hochschule, der die keynote, die Eröffnungsrede "Digitale Neandertaler?, vorstellt. Es werde gerne behauptet, neue Online-Anbieter könnten die klassische Print-Zeitung ersetzen oder verdängen, diese Sichtweise sei jedoch verkürzt. Laut Weichert vermögen erst die Massenmedien durch ihre Bereitstellungsleistung - die Tatsache, dass sie auf gewisse Inhalte aufmerksam machen - eine gesamtgesellschaftliche Koordinierung.

Also stirbt die Zeitung nicht einfach aus?

"Wir sind schon Dinosaurier und warten auf den Kometen", beschreibt Sascha Langenbach die aktuelle Situation der Print-Journalisten "aber die Dinosaurier haben auch nicht einfach aufgehört zu fressen!" Sein Konzept, um die Zeitung zu retten, lautet daher: "Besser sein!" Nachwuchsjournalisten bräuchten eine gute Ausbildung und müssten neugierig sein. Nur so könne Qualitätsjournalismus garantiert werden. Wer allein auf Blogger oder Nachrichten im Netz vertraue, mache sich auf die "Suche nach dem Messias". Auch Reinhard Weil, Abteilungsleiter Politische Akademie der FES, spricht von einem "sich vollziehenden Strukturwandel", auf den man reagieren müsse.

So mancher Nachwuchsjournalist rutscht da bereits tiefer in seinen Stuhl: War es nicht bislang schon schwer genug, Journalist zu werden?

"Der Beruf "Journalist" ist der schönste Beruf für die richtigen Menschen", beteuert Ulrich Reitz, Chefredakteur Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Alles, was man brauche, sei Mut zur genauen Recherche, Courage und die Fähigkeit, schnell gründlich zu arbeiten. Alle weiteren handwerklichen Kompetenzen könnten geschult werden. Bernd Graff, stellvertretender Chefredakteur Sueddeutsche Online, kann dem nur zustimmen und ergänzt: "Online-Journalisten müssen heutzutage viel frustrationstoleranter sein." Das Internet gäbe durch Leserscreenings Rückmeldung zu den einzelnen Artikeln. Dabei komme es häufig vor, dass viel "Gehirnschmalz in eine Nullnummer" fließe, denn Artikel über Promis würden "geklickt wie Harry", während Artikel, denen eine tiefe Recherche zugrunde läge, oft nur wenige Leser fänden. Dennoch dürfe man nicht nur Nutzerinteressen bedienen.

Die Zeitung wird also überleben. Zufrieden mit diesem Ergebnis vergnügen sich die Teilnehmer beim Politischen Kabarett "Krötenwanderung" mit Harald Funke und Jochen Rüther und lassen sich unter anderem das Prinzip der Kernenergie erklären.

Am zweiten Tag geht es in medias res: Die Teilnehmer können aus zwölf verschiedenen Workshops wählen. Christian Friedwald, 26, entscheidet sich für "Rhetorik für Journalisten". Kommunikationstrainer Volker Engels gibt Tipps für sicheres Auftreten. Ziel ist es, sympathisches und kompetentes Auftreten zu trainieren. So schwer ist es doch gar nicht: Gerade und aufrecht stehen, Hände über der Gürtellinie, Blickkontakt halten, Stimmhöhe variieren und vor allem: lächeln! "Wer möchte anfangen?" Die Teilnehmer gucken schüchtern zu Boden, fahren sich mit den Fingern durch Haare oder kneten an ihren Unterlippen. Doch kneifen gilt nicht. Jeder kommt dran. In drei Minuten soll man sich vorstellen und ein wenig über sich und seine Hobbies sprechen. Die ersten Teilnehmer sind bereits nach 30 Sekunden fertig. "Drei Minuten können ganz schön lang sein", räumt Volker Engels ein. "Gar nicht leicht, genau einzuschätzen, wann sie um sind." Und was man in drei Minuten erst alles falsch machen kann. Die Kamera hält jeden Fehler fest und Volker Engels kommentiert ihn: "John Wayne wäre neidisch auf deinen Stand – fehlt nur noch, dass du die Revolver ziehst", Hey, Pippi-Langstumpf" oder "Deine Gestik erinnert an Thomas Gottschalk!" Den Teilnehmern gefällt es. "Das ist ein super Feedback und ich nehme heute richtig viel mit", erzählt Christian Friedwald begeistert. Gerne hätte er noch mehr über Rhetorik und die vielen Fallen erfahren. Doch schon beginnt der zweite Workshop-Block. Ob Nachrichtenjournalismus, Kriegsberichterstattung oder story-telling – hier ist für jeden etwas dabei. Die Entscheidung fällt vielen Teilnehmern schwer, so dass am Ende der viel zu kurzen zwei Tage feststeht: Die nächste Medien-Sommerakademie kann gerne länger dauern!

Das Erfolgskonzept?

"Die Mischung machts", erklärt Christian Friedwald. "Neben Insiderinformationen, die man hier bekommt, und spannenden Workshops trifft man auf viele Gleichgesinnte – Studenten und freie Journalisten, aber auch Volontäre und Redakteure. Ein sehr abwechslungsreiches Wochenende!" Auch die Referenten sind glücklich: "Ich kann nur sagen: Es hat Spaß gemacht. Ein schönes Gefühl, wenn man als Referent das Gefühl hat: "Es kam etwas rüber!", beschreibt es Radioautor Tom Schimmeck, der den Nachwuchsjournalisten die Kunst des bildhaften Erzählens am Beispiel von Radio-Einspielern erläutert. Auch Carla Schulte-Reckert, Leiterin der FES, ist total zufrieden. Sie freut sich über die diskussionsfreudigen Nachwuchsjournalisten und ist sich sicher, dass die Medienakademie ein wichtiger Schritt in Richtung Qualitätsjournalismus und Nachwuchsausbildung ist.

Es lebe die Zukunft

Von Christoph Koitka

Die klassische Zeitung ist dem Untergang geweiht- oder nicht? Diese Frage wurde bei der 2. Medien-Sommerakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung nicht nur im Panel von den dort anwesenden prominenten Medienmenschen kontrovers diskutiert. Auch zahlreiche Nachwuchsjournalisten zog es in die Bundesstadt Bonn, um der Zukunft des (noch?) populärsten Printmediums auf den Grund zu gehen. Viele der jungen Medienmacher beschäftigte auf ihrer Reise sicher auch die eigene Zukunft. Ein großer Anteil der zukünftigen Berichterstatter und Meinungsmacher verdient seine Brötchen schreibend oder hat zumindest Ähnliches vor. Doch nicht nur Tastatur und spitze Feder sind das Handwerkszeug der Recherche-Elite von morgen: Die Sommerakademiker präsentierten sich technisch absolut auf der Höhe. Ob Foto, Video oder Online- unerschrocken werden die immer höheren technologischen Hürden genommen. Bei aller jugendlichen Begeisterung für neue Ansätze in den Medien zeigten die Nachwuchsjournalisten in ihren Workshops und Erzählcafés aber, dass sie sich auch in den traditionellen Werten der berichtenden Zunft zuhause fühlen. Der immer mehr auf Schnelligkeit und Aktualität ausgerichteten Medienwelt wollen sie sorgfältige Recherche und pointierte Texte nicht vorenthalten. Natürlich immer unterlegt mit passenden bewegten und unbewegten Bildern, am besten vereint in einem ansprechenden Internetauftritt.

Welcher Zukunft die traditionelle Zeitung auch immer entgegensteuern mag- ihre Macher sind auch für die Medienwelt von morgen schon heute bestens gerüstet. Das ist vielleicht die gute Nachricht der Medien-Sommerakademie: Die Zukunft ist tot, es lebe die Zukunft der Medien!

Eröffnungsrede

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Programm & Lebensläufe

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Keynote

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Studie

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Interviews

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Film-Impressionen

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Workshops

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O-Töne

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Fotos

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Abschluss & Zitat

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