Dienstag, 02.03.21 18:30 bis Dienstag, 02.03.21 20:00 - +++ ONLINE +++

Online-Diskussion | Frauen in der Energiewende


Terminexport im ICS-Format

In dieser Veranstaltung soll diskutiert werden, wie gesellschaftliche Strukturen einerseits und wie konkrete Energieprojekte andererseits ausgestaltet sein müssen, um die Beteiligung von Frauen an der Energiewende zu steigern.

Online-Diskussion

Rückblick | Frauen in der Energiewende

Diskussion mit:
Dr. Barbara Hendricks, MdB
Beate Petersen, Aufsichtsrätin mehrerer BürgerEnergieGenossenschaften
Lina Gobbelé, Friday For Future-Aktivistin

Moderation: Tina Srowig, Journastin

Bonn. Kaum ein politisches Projekt hat eine so große Bedeutung für die sozial-ökologische Transformation wie die Energiewende. Frauen sind von den Folgen der Klimakrise besonders stark betroffen und haben häufig eine führende Rolle in Umweltbewegungen. Die Energiewirtschaft jedoch bleibt nach wie vor – trotz Verbesserungen - männlich dominiert, wie eine Studie der World Wind Energy Association (WWEA) in Kooperation mit dem Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW aufzeigt. Woran das liegt und welche Maßnahmen jetzt nötig sind diskutierten Bürgerenergie-Expertin Beate Petersen, Ex-Bundesumweltministerin und Bundestagsabgeordnete Dr. Barbara Hendricks und Klimaaktivistin Lina Gobbelé unter Moderation von Journalistin Tina Srowig.

Klimaschutz und Feminismus

Zu Beginn der Diskussion sind sich alle drei Expertinnen einig: Die Energiewende ist eine Herausforderung, die sich nur demokratisch und dezentral lösen lässt. Bürgerenergie, also die Erzeugung von Energie in der Hand von Bürger_innen vor Ort, sei ein „besonders wichtiges Instrument für Akzeptanz“, betont Ex-Bundesumweltministerin Hendricks. Doch auch hier zeigen die Zahlen: Bürgerenergiegesellschaften seien häufig männlich dominiert, in vielen Fällen sogar ausschließlich männlich aufgestellt. Eine Zuschauerin vermutet, dass das unter anderem daran liegt, dass Frauen im Vergleich weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Die Diskussion zeigt, dass auch Grund und Boden häufig in männlicher Hand liegen – und damit eine Voraussetzung für viele Formen des Engagements nicht gegeben ist. Gerade deshalb sei eine gerechte Klimapolitik nicht ohne Geschlechtergerechtigkeit zu denken, betont Aktivistin Lina Gobbelé und wirbt für einen intersektionalen Ansatz, der Klimaschutz und Feminismus verbindet. Dafür gebe es auch weitere Gründe, so Gobbelé: „Weibliche Personen sind schon jetzt und werden auch weiterhin stärker von der Klimakrise betroffen sein.“

Sozialisation eine Ursache

Seit vielen Jahren engagiert sich die Diplom-Finanzwirtin Beate Petersen in mehreren Aufsichtsräten von Bürgerenergiegenossenschaften. Sie sei durch ihre Arbeit als Finanzbeamtin im Außendienst die „Männerdomäne“ gewohnt, sagt sie. Petersen plädiert dafür, Frauen auch für die Übernahme von Gremienämtern zu ermutigen, Brücken statt gläserne Decken zu bauen sowie Quoten einzuführen und auch umzusetzen. Sie fragt: „Warum verschenken wir 50 Prozent unseres Potentials?“, und ergänzt „Parität ist möglich, wenn gewollt.“
Auch Lina Gobbelé spricht sich für Frauenquoten aus – diese seien ein unterschätztes Mittel, das allerdings „super wichtig“ sei und gut funktioniere. Fridays for Future habe damit nur gute Erfahrungen gemacht.

Das Problem müsse jedoch noch tiefgehender angegangen werden, zeigt die Diskussion. Moderatorin Srowig nennt beispielsweise den Bildungszugang für Frauen als wichtiges Element, Lina Gobbelé stimmt zu und ergänzt: „Vieles liegt an unserem sozialisierten Rollenbild.“ Auch sie habe häufig gehört, dass bestimmte Tätigkeiten „doch nichts für Mädchen“ seien. Außerdem seien Frauen noch immer häufig alleine für die sogenannte Care-Arbeit, also beispielsweise familiäre Unterstützung, Kindererziehung oder Pflege, zuständig. „Für ein Ehrenamt muss man auch Zeit haben“, weiß Tina Srowig. Es müsse sich also auch gesellschaftlich noch Einiges ändern, damit die Energiewende nicht mehr eine reine Männersache bleibe.

Die Zeit für Reformen drängt

Viel Zeit bleibe nicht mehr, um Deutschland in die erneuerbare Zukunft zu lenken, da sind sich die Podiumsgäste einig. „Die Profis wissen, was wir können und sie wissen, dass wir es können – und trotzdem passiert nichts“, ärgert sich Klimaaktivistin Gobbelé und fordert schnelleres Handeln. Beate Petersen hat auch gleich einen Vorschlag: „Leute, macht alle mit und lasst uns die Dächer vollmachen“, appelliert sie und spricht sich für eine Solarpflicht auf Dächern aus. Die Bundestagsabgeordnete Barbara Hendricks kündigt an: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, also einer der wichtigsten Hebel für die Energiewende, werde voraussichtlich noch vor der Sommerpause geändert, nachdem der Bundestag schon Ende des Jahres 2020 einige Erneuerungen vorgenommen hatte. Ihr Ziel: „Erneuerbare Energie nicht verteuern, sondern das Gegenteil machen.“

Die online Veranstaltung fand in Kooperation mit der WWEA (Bonn) statt.

 

Textautor: Luca Samlidis

 

Linkliste:

Frauen. Energie. Wende! - Warum wir eine geschlechtergerechte Energiewende brauchen

https://www.wecf.org/de/84729-2/

Publikationen der FES zum Thema Klimawandel, Energie und Umwelt:

https://www.fes.de/themenportal-die-welt-gerecht-gestalten/klimawandel-energie-und-umwelt/publikationen-zu-klimawandel-energie-und-umwelt?tx_digbib_digbibpublicationlist[pageIndex]=2&cHash=423ff9b9b1db72897908dc9e842c0048

 

 

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