Ein Dokumentarfilm zeigt, dass die Gründe, warum Menschen ihr Land verlassen, vielseitig sind.
Der Zugang zu Mobilität ist extrem ungleich verteilt. Menschen mit Geld und der richtigen Staatsangehörigkeit steht die Tür zur Welt weit offen: Der deutsche Pass ist die visafreie Eintrittskarte für 177 Länder, das kamerunische Dokument hingegen berechtigt nur zur visafreien Einreise in halb so viele Länder, von denen die meisten eine ähnlich schlechte Lebensperspektive bieten wie der Staat in Westafrika.
Paul Nkamani hat das an eigenem Leib erfahren. Mehrfach hatte er versucht, auf „legalem“ Weg aus Kamerun auszuwandern – vergeblich. Zuletzt lehnten die deutschen Behörden seinen Asylantrag ab. Jakob Preuss‘ Dokumentarfilm „Als Paul über das Meer kam“ erzählt, wie Paul nach Europa gelangte. Über Westafrika führte ihn sein teilweise lebensgefährlicher Weg in die Wälder Marokkos, nach Spanien, Frankreich und schließlich Berlin – immer auf der Suche nach einem besseren und freieren Leben.
Die negative Entscheidung der Ausländerbehörde erfolgte beinahe zeitgleich mit dem Kino-Start des mittlerweile preisgekrönten Films. Paul darf, obwohl er Deutsch gelernt und eine feste Anstellung gefunden hat, nicht bleiben. Das war abzusehen, denn von den Kameruner_innen, die in Deutschland Schutz suchen, werden weniger als 2% als Flüchtlinge anerkannt. Diejenigen, die in ihr Heimatland zurückkehren müssen, erwartet eine ungewisse Zukunft. Berichten zufolge wurden Zurückgewiesene bereits am Flughafen von staatlichen Behörden empfangen und in ein nahegelegenes Gefängnis gebracht, gegen sie wurden Ermittlungen wegen illegalen Grenzübertritts eingeleitet.
Auch bleibt die Frage, warum Menschen abgeschoben werden, die Arbeit gefunden und sich gut integriert haben. „Es wäre besser für den Sozialstaat wie für die Betroffenen, diese Menschen könnten aus der Spur des Asylverfahrens – egal ob vor einer Entscheidung oder nach einer Ablehnung – aussteigen und stattdessen eine Arbeitserlaubnis für Ausbildung oder Beschäftigung erhalten“, so heißt es in einem FES-Gutachten zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Doch gerade ein sogenannter "Spurwechsel" vom Asylverfahren zu einem anderen Aufenthaltstitel ist in Deutschland schwierig.
Zugleich illustriert der Teil von Pauls Geschichte, den der Film dokumentiert, dass die Gründe, warum Menschen ihr Land verlassen, vielseitig sind und sich nicht in starre Kategorien pressen lassen. Paul selbst sagt von sich: „Ich will nur mein Minimum, ein ganz normales Leben führen.“ Und er beklagt: „Viele wissen nicht, warum Menschen aus Afrika nach Europa kommen und welche Gründe sie antreiben. Es wird zu wenig darüber und vor allem zu wenig miteinander gesprochen, dadurch sind die Leute zu wenig informiert.“
So zeigt der Film, wie schwer es ist, sich ohne privilegierten Reisepass zu bewegen, obwohl Freizügigkeit ein Menschenrecht ist. Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beinhaltet das Recht, sich in seinem Heimatland frei zu bewegen und dieses verlassen zu können – aber nicht das Recht, in ein anderes Land einzureisen. Daher können Staaten „unsichtbare Mauern“ aus strikten Einreiseregelungen bauen.
Ist der ungleiche Zugang zu Freizügigkeit und Mobilität gerecht? Ist es gerecht, dass Menschen mit dem richtigen Pass und viel Geld die Welt weit offen steht, während Paul, der händeringend nach einer Zukunftsperspektive sucht, vor verschlossenen Türen steht?
Anhand einer persönlichen Fluchtgeschichte stellt „Als Paul über das Meer kam“ die großen Fragen über die europäischen Außengrenzen, sichere Flucht- und Migrationswege sowie die Integration in eine neue Gesellschaft.
Der Film wurde im Rahmen der internationalen Themenwoche „Zeit für Gerechtigkeit! Ungleichheit hat ausgespielt“ gezeigt.
Hier geht es zum Filmtrailer.
Kontakt: Felix Braunsdorf, Referent für Migration und Entwicklung