100 Jahre FES! Mehr erfahren

Dritte Option

Was bedeutet die Dritte Option?

Den Ausdruck „Dritte Option“ gibt es seit 2017. Gemeint ist, im Personenstandsregister bei der Frage nach dem Geschlecht, anstelle von männlich oder weiblich den Eintrag divers als dritte Möglichkeit anzubieten.

 

Der Begriff bezieht sich auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Oktober 2017. Es hatte festgestellt, dass es gegen das im Grundgesetz geschützte Persönlichkeitsrecht und das Diskriminierungsverbot verstoße, wenn Personen, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, nur als Mann oder Frau, oder alternativ als geschlechtslos registriert werden. Seit 2013 war es möglich, den Geschlechtseintrag leer zu lassen, wenn beim Blick auf die primären Geschlechtsmerkmale des Neugeborenen nicht eindeutig festgestellt werden kann, welches Geschlecht es hat. Wird die Intergeschlechtlichkeit später festgestellt, konnte der bisherige Eintrag gelöscht werden. Das höchste deutsche Gericht befand, jede Person habe das Recht einer geschlechtlichen Zuordnung und forderte die Gesetzgebung auf, eine entsprechende dritte Möglichkeit zu schaffen. Zum 1.1. 2019 trat § 22 Abs. 3 Personenstandsgesetz (PStG) in Kraft und ermöglicht als dritte Option den Geschlechtseintrag „divers“.

 

Fälschlicherweise wird das Urteil des Bundesverfassungsgerichts oft als Entscheidung zum Dritten Geschlecht bezeichnet, weil es einen dritten Geschlechtseintrag gefordert hat. Es gibt jedoch keine drei Geschlechter. Anstelle dessen muss von einer Vielzahl geschlechtlicher Identitäten ausgegangen werden, die sich nicht in das System der Binarität einordnen lassen.

 

In Anwendung des PStG hat sich eine enge Auslegung des Begriffs „divers“ gezeigt. Da die Standesämter einen medizinischen Nachweis der Intergeschlechtlichkeit fordern, kann nicht jede Person, die in ihrer geschlechtlichen Identität die Zuordnung zu männlich oder weiblich ablehnt, die Änderung ihres Personenstands zu „divers“ einfordern. Hier besteht Regelungsbedarf durch weitere Gesetzgebung.

 

Bisher haben nur etwa 300 bis 400 Personen den Eintrag „divers“ bewirkt. Dies bedeutet nicht, dass es nur so wenige Betroffene gibt. Vielmehr ist der Aufwand, die Änderung anzugehen, groß, die medizinische Begutachtung eine hohe Hürde und der Eintrag „divers“ im Pass möglicherweise bei Reisen in bestimmte Länder gefährlich.

 


Quellen



Weitere Beiträge zum Thema Gender und Geschlechtergerechtigkeit:

Parteien und Wahlen | Gender | Soziales | Publikation

Die Polarisierung der Geschlechter: Der moderne Gender-Gap im Wahlverhalten bis 2025

Mit der Bundestagswahl 2025 verdichtet sich der Trend zum modernen Gender-Gap: Die Geschlechterunterschiede im Wahlverhalten verlaufen zunehmend…


weitere Informationen

Gender | Soziales | Publikation

Baustelle Familienpolitik: Warum der gestaffelte Mutterschutz nur ein guter Anfang sein darf

Eine leere Wiege steht vorm deutschen Bundestag.

Ab dem 1.6.2025 gilt in Deutschland ein gestaffelter Mutterschutz nach Fehlgeburten ab der 13. Schwangerschaftswoche – er kann aber nur ein erster…


weitere Informationen

Gender | Infografik

Time to care – Sorgearbeit im Fokus

Illustration: Eine Familie mit drei Kindern, Frau und Mann unterhalten sich

Unsere interaktive Infografik zeigt die vielfältigen Herausforderungen von Care-Arbeit. Wir machen Vorschläge für eine gerechtere Verteilung von…


weitere Informationen

Gender Weltweit

30 Jahre Pekinger Erklärung und Aktionsplattform in Asien: Ein Meilensteinen der Gleichstellung

Eine grafische Silouette eines Frauenkopfes in dem symbolisch Frauen unterschiedlichster Berufe im Sitzen platziert sind.

Das FES-Kompetenzzentrum Geschlechtergerechtigkeit Asien-Pazifik untersucht in 13 Ländern der Region, inwieweit das bisher umfassenste Konzept zur…


weitere Informationen

Gender | News

Revolution der Verbundenheit: Lesung und Gespräch mit Franziska Schutzbach

Links: Fotoporträt von Franziska Schutzbach. Links: Ausschnitt des Buchcovers "Revolution der Verbundenheit"

München, 20. Mai 2025. Während Männer sich gegenseitig unterstützen und Netzwerke aufbauen, wird Frauen oft beigebracht, miteinander zu konkurrieren.…


weitere Informationen
nach oben