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Betriebsräte und Gewerkschaften sind wichtige, aber häufig unterschätzte Zugänge für Journalist:innen zu verschlossenen Unternehmen, sagt Tina Groll.
Warum sind Betriebsräte und Gewerkschaften für Journalist:innen wichtig?
Sie sind diejenigen, die zuerst von Missständen in der Wirtschaft und in Unternehmen wissen. Betriebsräte sind meist Mitarbeitende, sie haben also Insiderwissen und einen besonderen rechtlichen Schutz. Trotzdem setzen sie sich oft Risiken aus, wenn sie mit Journalist:innen sprechen.
Trotz dieses Risikos vertrauen sie sich Journalist:innen an?
Gewerkschaftssekretär:innen sind die externen Profis, denen es leichter fällt, mit Journalist:innen zu sprechen. Zusammen mit den Betriebsrät:innen können sie Zugänge in verschlossene Unternehmen sein und Protagonist:innen vermitteln, Material beschaffen und Zusammenhänge erklären.
Betriebliche Mitbestimmung kommt selten in den Medien vor. Warum ist es Dir wichtig, dass sich das ändert?
Betriebliche Mitbestimmung ist gelebte Demokratie in der Wirtschaft, in der es ansonsten ja eher autoritär und hierarchisch zugeht. Unsere Verfassung schreibt aber etwas anderes vor. Dort heißt es in Artikel 20, dass die Bunderepublik ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat ist. Das ist die Basis für die soziale Marktwirtschaft, über die Wirtschaftsjournalist:innen berichten.
Warum sollten sich Journalist:innen mehr mit der Demokratie in Unternehmen beschäftigen?
Journalist:innen, die wissen, wie Gewerkschaften und Betriebsräte arbeiten, warum es oft so schwierig ist, einen zu gründen, verstehen mehr von den Zusammenhängen in der Wirtschaft. Mitunter geraten sie während kritischer Recherchen in der Arbeitswelt auch selbst ins Nachdenken. Denn viele Kolleg:innen haben selbst schlechte Arbeitsbedingungen: Stress, oft niedrige Bezahlung, überlange Arbeitszeiten, sie erleben Angriffe und erfahren wenig Schutz. Mein Seminar (Recherche in der Wirtschaft:So können Journalist:innen Betriebsräte und Gewerkschaften nutzen) soll nutzwertig aufzeigen, dass Journalist:innen das nicht hinnehmen müssen. Und dass Wissen über Mitbestimmung auch in der Redaktion nicht nur die eigenen Arbeitsbedingungen, sondern auch den Journalismus verbessern kann.
Wie können Kolleg:innen das erworbene Wissen praktisch anwenden?
Tarifrunden sind nicht nur langweilige Verhandlungen über Löhne in einer Branche. Es geht um viel mehr. Wer dieses Webseminar besucht, wird künftig überall neue Geschichten sehen und besser, weil mit tieferem Verständnis für nicht immer offensichtliche Zusammenhänge, recherchieren.
Die Autorin: Die Wirtschaftsjournalistin Tina Groll ist ehrenamtliche Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und Redakteurin im Ressort Politik, Wirtschaft & Gesellschaft bei Zeit Online. Sie schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und hat mehrere Sachbücher veröffentlicht.