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Die schnell geschriebene steile These bringt keinen Mehrwert fürs Publikum, findet die Autorin und Trainerin Ulrike Schnellbach.
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob Meinung an sich so wichtig ist. Meinungen in Form von steilen Thesen begegnen uns permanent, vor allem in sozialen Medien. An den politischen Journalismus habe ich andere Ansprüche: Hier muss eine Meinung fundiert sein. Das bedeutet, dass sich Kommentierende im Thema auskennen und gründlich recherchiert haben müssen. Mit ein bisschen Routine lässt sich auch ohne profunde Kenntnisse relativ leicht ein scheinbar schlüssiger Kommentar zimmern – doch solche Texte bringen keinen Mehrwert fürs Publikum. Schlimmer noch: Wer im Thema zu Hause ist, merkt sofort, wenn ein Text mit heißer Nadel gestrickt wurde und die These sich bei genauerem Hinsehen nicht halten lässt. Solche Kommentare finde ich überflüssig bis ärgerlich.
Im besten Fall überzeugt er – das wird allerdings selten gelingen. Deshalb hänge ich die Latte tiefer: Ein guter Kommentar trägt zur Meinungsbildung bei. Indem er aufklärt, einordnet, hinterfragt, eine überraschende Perspektive einnimmt oder einen neuen Aspekt einbringt. Er kann eine aufgeheizte Debatte versachlichen und damit einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs leisten.
Natürlich freue ich mich, wenn ein Kommentar mir aus der Seele spricht! Aber ich lese ganz gezielt auch Kommentare, die nicht meine Sichtweise widerspiegeln. Das erweitert meinen Horizont, weil ich lerne, wie anders man über ein Thema denken kann. Sehr gewinnbringend finde ich auch Pro- und Contra-Beiträge. Ich ertappe mich oft dabei, wie ich beiden Seiten irgendwie recht geben muss – und das bringt mich selbst ins Nachdenken. Im Grunde könnte man oft noch einen dritten oder vierten Text dazustellen. Denn die meisten Themen haben ja nicht nur ein Für und Wider, sondern viele verschiedene Aspekte. Auch deshalb finde ich die steile, schnell geschriebene These wenig seriös.
Na klar, damit beschäftige ich mich ja auch seit Jahren – als Leserin, Autorin und Trainerin.
Die Autorin: Ulrike Schnellbach unterrichtet seit vielen Jahren an Journalist:innenschulen und Akademien. Eines ihrer Lieblingsthemen ist der politische Kommentar. Sie selbst kommentiert(e) als Redakteurin bei der Badischen Zeitung und der Zeitung zum Sonntag sowie als freie Autorin vor allem zu den Themen Migrationspolitik und Rechtsextremismus.