Manspreading

Was bedeutet Manspreading?

Frauen kennen das Phänomen nur allzu gut: Männer sitzen in der U-Bahn breitbeinig da. Auf Englisch wird dies als manspreading bezeichnet. Auf Sitzen, die für das Nebeneinander von zwei oder mehr Personen gemacht sind, beanspruchen Männer mehr Raum als ihnen zusteht. Jeder fünfte Mann setzt sich in der New Yorker U-Bahn breitbeinig hin, fand eine Studie des Hunter College im Jahr 2016 heraus. Nur 5 % aller Frauen sitzen so.

 

Frauen sagen „Entschuldigung“ und quetschen sich auf den schmalen Platz, den ihnen der Spreader lässt. An eine Änderung der Sitzhaltung denken die wenigsten Männer. Sie fühlen sich im Recht, weil sie größer und breiter als die Mehrzahl der Frauen sind. Es gibt jedoch physiologisch keinen Grund für das Beinespreizen. Frauen nutzen für eine größere Raumbeanspruchung übrigens das „Shebagging“: Sie stellen ihre Tasche, Englisch: bag, auf den Sitz neben sich.

 

Der Geschlechterforscher Paul Scheibelhofer, Uni Innsbruck, erkennt im Manspreading tief verankerte Geschlechterrollen. Männer sind daran gewöhnt, sich Raum zu nehmen und den Raumanspruch anderer zu ignorieren. Sie reflektieren diesen automatisierten Machtanspruch nicht, Frauen aber sehr wohl. Die Sportsoziologin Prof. Ina Hunger meint, breitbeiniges Sitzen kommuniziere Präsenz. Schon in der Kindheit werden Mädchen und Jungen zu unterschiedlichen Bewegungsmustern erzogen. Jungen dürfen sich dominant und raumgreifend verhalten, Mädchen haben ihre Bewegungsbedürfnisse zu kontrollieren.

 

Kein Wunder also, wenn sich Männer überrascht geben, wenn eine Frau in der U-Bahn sagt: „Machen Sie mal Platz, ich möchte hier auch sitzen“.

 


Quellen



Weitere Beiträge zum Thema Gender und Geschlechtergerechtigkeit:

Gender | Soziales | Publikation | News

FES impuls | Energiewende = Gerechtigkeitswende. Ein Blick über den Quotenrand hin zur feministischen Vision

Illustration Projekt feminsitische Energiewende

Erneuerbare und dezentrale Energietechnologien bieten große Potenziale für eine erfolgreiche Energiewende. In der Transformation müssen…


weitere Informationen

Gender Weltweit | Klimawandel, Energie und Umwelt

Müllsammlerinnen in Vietnam: Unbeachtet und dennoch unverzichtbar

Truong Thi Phi Yen, eine informelle Müllarbeiterin, bei der täglichen Arbeit in einer Gasse beim Mülltrennen

Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sind für selbsständige Müllsammler_innen in Vietnam keine Selbstverständlichkeit. Dabei spielen diese…


weitere Informationen

Gender | Geschichte, Kultur, Medien, Netzpolitik | News

Ausstellung: 16 Frauen – 16 Jahrzehnte. Das weibliche Gesicht der Sozialdemokratie

München, 7. März bis 31. Mai 2024. Die Befreiung der Frau von politischer, sozialer, ökonomischer und kultureller Bevormundung ist seit ihrer Gründung…


weitere Informationen

Flucht, Migration, Integration | Migrationspolitik | Gender Weltweit

Internationaler Frauentag: Anerkennung statt Opferstatus

Grafik zeigt Tina aus Sierra Leone mit Megafon und Friedenstaube

Migrantische Hausangestellte müssen sich weiterhin für Arbeitsrechte und gegen bestehende Machtdynamiken organisieren, so auch im Libanon.


weitere Informationen

Mittwoch, 06.03.24 17:30 bis 19:30 Bonn Gender - | Veranstaltung | Rückblick

Feminismus für alle

Ein Banner für die Veranstaltung "Feminiusmus für alle". Blau-Pinke Wolken als Hintergrund, das Logo des Landesbüros NRW rechts unten und der Schriftzug "Feminismus für alle" mittig im Bild.

Feminismus für alle? Was bedeutet das? Unser Veranstaltungsrückblick zum Internationalen Frauentag 2024.


weitere Informationen

nach oben