Weltwirtschaft und Unternehmensverantwortung

Afrikanische Influencer_innen streiten zu Migration

Junge Blogger_innen aus Subsahara-Afrika trafen sich in Côte d’Ivoire, um das Thema Migration und ihre Rolle in diesem Kontext zu diskutieren.

Bild: Blogger aus Westafrika von FES CIV

Spätestens seit der YouTuber Rezo im Mai 2019 ein Video gepostet hat, in dem er die aktuelle Regierungsführung kritisiert und dies mit 13 Mio. Klicks bundesweit für Furore sorgte, ist in Deutschland klar: Im Netz werden Meinungen laut, die eine große Reichweite haben. In Côte d’Ivoire und anderen Ländern der Region ist das nicht anders: Vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook tauschen sich die Menschen über gesellschaftspolitische Themen aus und positionieren sich dazu. Das Internet bietet Möglichkeiten der Kommunikation und schafft Plattformen über Ländergrenzen hinaus, auf denen sich – vor allem junge – Menschen vorrangig informieren. Doch wie geht man als der/diejenige, der/die solche Informationen generiert, mit diesem Medium und dem damit einhergehenden Einfluss bewusst um?

Migration als Teil der Menschheitsgeschichte

Im Rahmen eines 3-tägigen Workshops lud die Friedrich-Ebert-Stiftung Côte d’Ivoire im Februar 2019 26 Blogger_innen aus Benin, Burkina Faso, Kamerun, Ghana, Guinea, Liberia, Mali, Nigeria, Senegal und Togo ein, um dazu miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Zusammenkunft fand unter dem Titel „Governance, Migration und Social Media in Subsahara-Afrika: Herausforderungen und Chancen“ statt. Einerseits wurde die Rolle von Social Media in gesellschaftspolitischen Kontexten beleuchtet und andererseits wurde mit „Migration“ ein für die Region wichtiger thematischer Schwerpunkt gesetzt. Dieser wurde von allen Teilnehmenden breit begrüßt, da es alle betrifft – jede/n in seiner/ihrer eigenen Lebensrealität, aber auch im globalen Zusammenhang, denn Migration ist Teil der Menschheitsgeschichte. Gerade in Westafrika, wo die Grenzen stets fließend waren und Migration als kultureller Gewinn gesehen wurde.

Der Input von Expert_innen, die den Teilnehmenden handfeste Zahlen und Definitionen vorstellten, war für die Teilnehmenden lehrreich und teilweise neu. Damit wurde zunächst eine gemeinsame Grundlage von Wissen und verifizierbaren Informationen geschaffen – etwas, dass die qualitative Basis von gut recherchierten Blog-Beiträgen und Posts darstellt. Dazu wurden die Teilnehmenden mit partizipatorischen Methoden dazu ermutigt, ihre eigene Perspektive und ihre Erfahrungen in den Diskurs mit einzubringen. Die Bloggerin Rouguiatou Alpha Bah betonte: „Jedes afrikanische Land hat seine eigene Realität in Bezug auf das Thema Migration. Wir haben verstanden, dass es, um eine wirkliche Lösung für dieses Problem zu finden, notwendig ist, einen Raum zu schaffen, in den jede_r mit seinen Realitäten kommt und sich mit den anderen austauscht. Nur so können wir neue Ansätze entwickeln“.

Einfluss richtig nutzen: für offene Einstellung sensibilieren

Und wie sehen diese Ansätze aus? In einem Punkt sind sich die Teilnehmenden einig und der besteht darin, dass sie in ihrer Rolle als Blogger_innen und Influencer_innen etwas haben, was das Wort schon sagt: Einfluss. Den möchten sie künftig nutzen, um ihre Follower_innen über das Thema Migration zu informieren und für eine offene Einstellung zu sensibilisieren. Sie möchten einerseits darauf aufmerksam machen, dass Migration positive Effekte haben kann, dass es ein wichtiger Faktor in der ökonomischen Entwicklung von Ländern darstellt und vor allem, dass jeder Mensch frei entscheiden sollen dürfte, wo er/sie leben möchte. Auf der anderen Seite galt es aber auch, das Thema der Fluchtbewegungen gen Europa in den Blick zu nehmen und die Tatsache zu thematisieren, dass junge Afrikaner_innen eine positive Zukunft viel mehr in Europa als in ihrem eigenen Land vermuten. Die Blogger_innen möchten deshalb auch Erfolgsgeschichten aus ihren Heimatländern im Netz publik machen – sie wollen zeigen, dass man auch ein erfülltes Leben haben kann, wenn man sich entscheidet, zu bleiben.

„Der Staat muss mitmachen“

Die Teilnehmenden können also aufklären, sensibilisieren und sie haben die Möglichkeiten, den Menschen das Thema Migration aus einer neuen Perspektive aufzuzeigen. Jedoch ist eines unverzichtbar: Auch die Regierungen müssen aktiv werden. So sagte der Blogger Mina Alex Cedric Coulibaly ganz klar: „All unsere Kommunikation bleibt nutzlos, wenn der Staat nicht mitmacht. (…) Es handelt sich um eine zivilgesellschaftliche Initiative, aber ohne das Mitwirken der Regierung werden wir nicht am Ziel ankommen“. Die Teilnehmenden verlassen also Abidjan mit Hoffnung, aber auch mit dem Wissen, dass nach der Diskussion Handeln folgen muss und das von verschiedenen Seiten.

Online sind sie alle längst vernetzt, jedoch war dieses Treffen in der analogen Welt für die Teilnehmenden ein wichtiger Schritt in Richtung eines Netzwerks, das on- und offline funktioniert. Denn eines wurde während ihres Zusammentreffens klar: Sie nutzen nicht nur dasselbe Medium und üben dieselbe Tätigkeit aus, sondern sie teilen auch grundlegende demokratische Werte und das Interesse, die Zivilgesellschaft über gesellschaftspolitisch relevante Themen wie Migration aufzuklären.


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