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Von Petra Keller und Sarah Gräf
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst auch im zivilgesellschaftlichen Engagement angekommen. Eine Studie aus 2023 zeigt, dass bereits die Hälfte der Mitarbeitenden KI nutzt, ohne dass die Nutzung in ihren Organisationen genehmigt oder abgestimmt wurde. Die Arbeit mit Künstlicher Intelligenz ist also bereits Realität, auch wenn viele Organisationen noch nicht systematisch damit arbeiten.
Die Vorteile von KI sind weitreichend: Sie kann uns von zeitraubenden Routineaufgaben befreien und mehr Zeit für die eigentlichen Kernziele schaffen. Aufgaben wie Büroorganisation oder Datenverwaltung lassen sich automatisieren, was Entlastung bringen und die Effektivität steigern kann. Doch es stehen auch ethische Bedenken im Raum. Um KI sinnvoll zu nutzen, müssen Organisationen nicht nur technologische Lösungen finden, sondern auch sicherstellen, dass die Technologie mit ihren Werten vereinbar ist.
In diesem Thema im Fokus geben wir einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und Debatten zur Nutzung von KI-Anwendungen im Non-Profit-Bereich und geben Tipps, die den Einstieg in das Feld erleichtern können. Es handelt sich um eine Momentaufnahme in einem sich stetig und schnell veränderndem Feld.
Die meisten großen KI-Modelle werden auf umfangreichen Datensätzen trainiert und sind in der Lage, verschiedene Aufgaben zu bewältigen, ohne speziell für jede einzelne programmiert zu sein. Im Gegensatz zu Systemen, die auf festen Regeln basieren, lernen diese Modelle selbstständig aus den Trainingsdaten. Sie verarbeiten riesige Informationsmengen aus dem Internet, Büchern und anderen Quellen, erkennen Muster und Zusammenhänge und erzeugen daraufhin neuen Output – sei es in Form von Texten oder Bildern.
Die Kritik an der Entwicklung und dem Einsatz von KI-Modellen tritt oft in den Hintergrund. Noch fehlen globale Standards und verpflichtende Transparenzvorgaben für KI-Unternehmen, um folgende ethische, ökologische und soziale Probleme zu adressieren:
Das Projekt reframe[Tech] der Bertelsmann Stiftung geht in ihrem Informationsangebot „Das Ökosystem der KI-Basismodelle: Wie Daten, Energie und menschliche Arbeit KI-Basismodelle formen“ auf die zentralen Herausforderungen und übersehene Probleme von KI-Modellen ein.
Der Anwendungsbereich von Künstlicher Intelligenz wächst und verändert sich stetig. Wir nutzen täglich Anwendungen, die auf KI basieren – oft bewusst, aber häufig auch unbewusst. Das Large Language Modell ChatGPT ist für viele Menschen derzeit noch die bekannteste KI-Anwendung. Doch es gibt zahlreiche weitere Tools, etwa zur Spracherkennung, Übersetzung, Prozessautomatisierung und Datenanalyse. Der Einsatzbereich von KI wächst kontinuierlich.
KI wird beispielsweise in den drei nachfolgenden Anwendungsbereichen Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Arbeitsorganisation und strategische Assistenz in NPOs eingesetzt.
Weitere KI-Anwendungsmöglichkeiten für den sozialen Bereich finden Sie in der Textsammlung „Künstliche Intelligenz in der Sozialen Arbeit“ des PARITÄTISCHEN Gesamtverbands ab S.14.
„Vor allem kleinere zivilgesellschaftliche Organisationen haben oft nicht die nötigen Ressourcen, um sich intensiv mit dem Thema KI auseinanderzusetzen. Es fehlen daher oft klare Richt- oder Leitlinien, die definieren, welche Arten der Nutzung akzeptabel sind und welche ethischen oder rechtlichen Grenzen es gibt. Diese Unsicherheit führt nicht selten zur Entstehung einer Schatten-IT, bei der einzelne Mitarbeitende KI-Anwendungen ohne Abstimmung innerhalb der Organisation einsetzen. Innerhalb von Organisationen ist häufig ist auch nicht klar, welche Potenziale und Risiken mit bestimmten Anwendungen verbunden sind.“
Anke Obendiek in ihrem Gastbeitrag für: Ein Code of Conduct für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Zivilgesellschaft, Wegweiser Bürgergesellschaft
Der Einsatz von KI-Anwendungen bietet viele Möglichkeiten, der hohen Arbeitsbelastung im Non-Profit-Bereich entgegenzuwirken. Doch er ist nur sinnvoll, wenn wir die Grenzen und Risiken der Systeme kennen. Noch fehlt der Zivilgesellschaft eine klare Haltung dazu, wo und unter welchen Bedingungen der Einsatz sinnvoll und ethisch vertretbar ist. Deshalb brauchen NPOs ethische Mindeststandards, um kritische Punkte zu klären:
Wie verhindern wir, dass KI-Anwendungen schlechte Entscheidungen und Vorurteile reproduzieren? Wie schützen wir unsere Daten vor Missbrauch und vermeiden, dass diese ressourcenintensive Technologie den Klimaschutz gefährdet?
Angelehnt an den KI-Kompass für NGOs der Beraterin und Trainerin Julia Junge können folgende Reflexionsfragen beim Aufsetzen ethischer Mindeststandards helfen:
Die UNESCO-Kommissionen Deutschlands, der Niederlande und Sloweniens haben eine Broschüre zur Bedeutung der UNESCO-Empfehlung zur Ethik der Künstlichen Intelligenz (KI) veröffentlicht. Sie fasst die wesentlichen Inhalte der Empfehlung zusammen und bietet einen Überblick über zentrale Themen wie Gesundheit, Kultur, Umwelt, Geschlechtergerechtigkeit sowie Bildung und Forschung.
Das Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e. V. hat Leitlinien zur verantwortlichen, sicheren und ethischen Nutzung von Künstlicher Intelligenz als Orientierungshilfe für die Mitarbeitenden verfasst und veröffentlicht.
Im Projekt „Code of Conduct Demokratische KI“ erarbeitet D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt gemeinsam mit mehr als 30 gemeinwohlorientierten Organisationen eine Selbstverpflichtung für den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Zivilgesellschaft. Ziel ist es, gemeinwohlorientierte Organisationen zu befähigen, einen informierten und reflektierten Umgang mit KI zu finden und die Zusammenarbeit sowie das Engagement der Zivilgesellschaft zu stärken.
Die Initiative "Civic Coding – Innovationsnetz KI für das Gemeinwohl" ist ein gemeinsames Projekt des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Das offene Netzwerk soll künftig Daten- und KI-Kompetenzen in der Zivilgesellschaft stärken, ressortübergreifende Förderprogramme und Unterstützungsmaßnahmen ermöglichen und so die gesellschaftliche Nutzung von KI im Dienste des Gemeinwohls fördern.
Der Prozess der Digitalisierung wurde in vielen gemeinnützigen Organisationen mühsam und häufig durch Druck in der Corona-Pandemie nachgeholt. Nun stehen sie vor der Aufgabe, Künstliche Intelligenz schrittweise und pro-aktiv in den Arbeitsalltag einzubinden – nicht nur, um die Vorteile zu nutzen, sondern auch, um anschlussfähig zu bleiben und eine eigene Haltung zu entwickeln.
Wie gelingt der Einstieg in die Arbeit mit KI? Was sind die ersten Schritte?
Zu den zurzeit bekanntesten Sprachmodellen zählen ChatGPT (OpenAI), Claude (Anthropic AI), Gemini (Google), Copilot (Microsoft) und perplexity (Perplexity AI). Neben diesen Textverarbeitung- und Sprachmodellen, gibt es Bildgeneratoren wie MidJourney (MidJourney) oder DALL-E (OpenAI), Transkriptions-Tools, Video-Tools, Übersetzungen und noch viel mehr.
Viele der KI-Tools können in einer kostenfreien Version genutzt werden. Diese eignen sich dazu, mit einigen einfachen Aufgaben erste Erfahrungen zu sammeln, wie etwa eine E-Mail schreiben zu lassen oder einen Social-Media-Beitrag zu entwickeln. Die Ergebnisse können dann mit zunehmend konkreteren Prompts angepasst und verbessert werden. Prompts sind kurze Anweisungen oder Eingaben in natürlicher Sprache, die einem KI-System gegeben werden, um eine bestimmte Aufgabe auszuführen oder eine gewünschte Ausgabe zu generieren. Mit zunehmender Übung wird es immer einfacher, mit guten Prompts gute Ergebnisse zu erzielen.
Laut der KI-Beraterin und Trainerin Julia Junge braucht es für die ersten paar Monate keine Strategie zur KI-Nutzung. Wichtig ist es, in den Austausch über bereits gesammelte Erfahrungen mit KI-Anwendungen zu gehen und das Team zu schulen. Nach einer Zeit des Ausprobierens können die ersten Erfahrungen ausgewertet und grobe Standards zur Nutzung von KI vereinbart werden.
In der Audioaufzeichnung von bagfa e.V. „55 Minuten mit Julia Junge über Digitalisierung und KI in der Zivilgesellschaft“ spricht Julia Junge über mögliche erste Schritte von zivilgesellschaftlichen Organisationen bei der Nutzung von KI-Anwendungen.
Was wollen wir erreichen? Wie kriegen wir alle mit ins Boot? Welche ethischen und rechtlichen Fragen müssen wir uns stellen? Welche Aufgaben stehen nun an?
In der Textsammlung des PARITÄTISCHEN Gesamtverbands stellt Julia Junge einen Leitfaden zur Einführung von Generativer KI in Non-Profit-Organisationen (ab S.22) zur Verfügung, inklusive eines beispielhaften Zeitplans (S.25). Da Künstliche Intelligenz vielseitig ist und sich ständig weiterentwickelt, gibt es laut Junge nicht die eine Art, sie “richtig” zu benutzen. In 7 Schritten können Organisationen eine eigene passende Strategie zur KI-Nutzung entwickeln:
Das Ökosystem der KI-Basismodelle: Wie Daten, Energie und menschliche Arbeit KI-Basismodelle formen – Ahmad, Zamina und Staiger, Teresa, Bertelsmann Stiftung
KI-Kompass für NGOs – Junge, Julia
KI-generierter Spendenbrief: Wie ChatGPT bei der Gewinnung von Spenden hilft – EngagementZentrum
KINiro, Künstliche Intelligenz für NPOs - Bedarf, Akzeptanz und Umsetzungsmöglichkeiten – Schultz, Maximilian; Scharf, Anna; Hauer, Franziska; Haug, Sonja; Weber, Karsten
Künstliche Intelligenz im Fundraising – FUNDRAISINGBOX
Künstliche Intelligenz in der Sozialen Arbeit – Der PARITÄTISCHE Gesamtverband
Leitlinien zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V.
More than Half of Generative AI Adopters Use Unapproved Tools at Work – ‘The Promises and Pitfalls of AI at Work.’, salesforce.com
Menschenversteher. Wie Emotionale Künstliche Intelligenz unseren Alltag erobert – Ait Si Abbou, Kenza
Zur Unterstützung der Recherche und Vorformulierung sowie Lektorat von Teilen der Texte wurde ChatGPT eingesetzt.
Der KI-Campus des Stifterverbands bietet mit "AI4Democracy" kostenlose Onlinekurse, Videos, Podcasts und Tools zur Stärkung von KI-Kompetenzen an.
weitere Informationen
KI-Beraterin Julia Junge hilft dabei, mit Strategie und Struktur zu besseren Prompts (KI-Anweisungen) und somit zu besseren Ergebnissen zu kommen.
Wie holen wir das beste aus der KI-Anwendung ChatGPT heraus? Das Team von Fairlinked.org stellt einen PromptGuide mit 22 Tipps zur Verfügung.
Der Trainer für Digitales und KI Maik Meid stellt eine KI-Tool Liste für gemeinnützige Organisationen und Hinweise zur Nutzung zur Verfügung.
Fundraisingbox.com gibt zeigt Beispiele für den Einsatz von KI in NGO-Projekten und legt hierbei den Fokus auf die strategische Nutzung.
Im Podcast „KI verstehen“ gibt der Deutschlandfunk jede Woche Antworten auf Fragen zum Umgang mit KI.