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COP30-Vorbereitung: Gewerkschaften fordern sozialen Dialog für gerechten Übergang und Schutz von Arbeitnehmer_innen weltweit.
Rund 5.000 Delegierte aus aller Welt kamen vom 16. bis 26. Juni 2025 im World Conference Center Bonn zusammen. Sie trafen sich, um die nächste Weltklimakonferenz (COP30) der Vereinten Nationen vorzubereiten, die im November 2025 in Belém, Brasilien, stattfinden wird.
Die UN-Klimaverhandlungen in Bonn haben nicht die notwendigen Fortschritte erzielt, um den Klimanotstand wirksam einzudämmen und die sozialen Folgen für Arbeitnehmer_innen und ihre Familien angemessen zu berücksichtigen. Immerhin konnten sich die Verhandelnden auf einen Text einigen, der auf der COP30 in Brasilien eine Debatte über die Einrichtung eines Mechanismus für einen gerechten Übergang Just Transition Mechanism ermöglichen soll. Gemeinsam mit sozialen Bewegungen werden die Gewerkschaften ihre Anstrengungen verstärken, um Regierungen in die Verantwortung zu nehmen und konkrete, wirksame Maßnahmen für sozial gerechten Klimaschutz einzufordern.
Die globale Gewerkschaftsbewegung setzt große Hoffnungen in die COP30 und verbindet damit klare Erwartungen an ambitionierte Ergebnisse. Die brasilianische Regierung hat auf der Bonner Vorbereitungskonferenz SB62 ihren Fahrplan vorgestellt. Das Ergebnis der zweiwöchigen Verhandlungen bleibt jedoch enttäuschend: Eine Einigung über den von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen geforderten Mechanismus für einen gerechten Übergang konnte nicht erzielt werden.
Boitumelo Molete vom südafrikanischen Gewerkschaftsbund COSATU nimmt seit der COP26 im Jahr 2021 an den internationalen Klimaverhandlungen teil. Sie kritisiert, dass viele Verhandler_innen die Lebensrealität der Arbeitnehmer_innen nicht ausreichend berücksichtigen: „Unsere Mitglieder leiden unter Hitzewellen, verlieren ihre Einkommen und haben oft keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung oder sozialer Absicherung. Besonders Frauen sind stark betroffen. Die jüngsten Überschwemmungen in der Eastern-Cape-Provinz haben Familien obdachlos gemacht, ohne dass es Entschädigung oder Hilfe gibt. Die Gemeinden bleiben ohne Ressourcen und Schutz auf sich allein gestellt. Das darf nicht die Antwort auf den Klimawandel sein.“
Molete verweist auf die Verschärfung einer Dreifachkrise aus Armut, Ungleichheit und Arbeitslosigkeit. In Südafrika liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei über 60 Prozent, doch es fehlen Zugang zu Bildung, Ausbildung und Möglichkeiten zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt: „Es werden Versprechen gemacht, aber weder Infrastrukturen noch Chancen geschaffen, die den Menschen tatsächlich helfen.“
Bei den Klimaverhandlungen in Bonn wurde diskutiert, wie soziale Fragen im Klimaschutz stärker berücksichtigt werden können. Für Molete ist klar: „Gute Arbeitsplätze, soziale Sicherung, Ausbildung und Qualifizierung müssen zusammen gedacht werden, um ambitionierten Klimaschutz im Sinne des Pariser Abkommens voranzubringen. Gewerkschaften müssen als Vertretungen der Arbeitnehmerinnen Teil der Entscheidungsprozesse sein. Ein substanzieller sozialer Dialog ist nötig – sowohl in Unternehmen und Branchen als auch auf nationaler und internationaler Ebene“. Sie verweist auf das südafrikanische National Economic Development and Labour Council NEDLAC als Beispiel für eine Institution, die Regierung, Arbeitnehmer_innen, Arbeitgeber_innen und Zivilgesellschaft an einen Tisch bringt. Solche Strukturen müssten weltweit gestärkt werden, um soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten.
Die globale Gewerkschaftsbewegung fordert daher, dass soziale Dialoge fester Bestandteil der internationalen Klimaverhandlungen werden. Die Regierungen sollten im Rahmen der UNFCCC einen Just-Transition-Mechanismus beschließen, um den Austausch über bewährte Verfahren zu fördern und Rechenschaftspflichten zu etablieren. Molete betont: „Jedes Land sollte die Auswirkungen des Klimawandels und der Klimapolitik auf Arbeitnehmerinnen und ihre Gemeinden in die nationalen Klimapläne und in nationale Konsultationsprozesse einbeziehen. Darüber sollten die Länder im Rahmen der UNFCCC Bericht erstatten. Arbeitnehmerinnen und ihre Gewerkschaften müssen außerdem einen offiziellen Platz am Verhandlungstisch erhalten, wenn diese Themen bei der UNFCCC behandelt werden. Was uns betrifft, muss mit uns entschieden werden!“
Die Länder des Globalen Südens drängten in Bonn zudem darauf, „unilaterale handelsbeschränkende Maßnahmen“ auf die Agenda zu setzen. Sie pochen auf ihr Recht auf industrielle Entwicklung und sehen manche Klimamaßnahmen der Industrieländer als protektionistisch. Auch Molete fordert faire Chancen: „Wir brauchen Zugang zu Technologien und Finanzmitteln, um Armut wirksam zu bekämpfen und Perspektiven für unsere Bevölkerung zu schaffen.“
Nach den Verhandlungen in Bonn einigten sich die Teilnehmenden auf eine Erklärung, die als Grundlage für die weiteren Gespräche auf der COP30 in Belém, Brasilien, dienen soll. Auch wenn sie noch alle Optionen offenlässt, ist sie ein wichtiger Schritt. Die globale Gewerkschaftsbewegung will sich gemeinsam mit sozialen Bewegungen dafür einsetzen, dass Belange der Arbeitnehmer_innen in Belém ganz oben auf der Tagesordnung stehen.
Molete fordert abschließend: „Wir brauchen ein verbindliches Arbeitsprogramm für einen gerechten Übergang, der Arbeitnehmer_innen, ihren Familien und Gemeinden zugutekommt. Just Transition darf kein Schlagwort sein, sondern muss fair, inklusiv und gerecht umgesetzt werden. Wir stehen an vorderster Front und fordern einen wirklich gerechten Übergang – Amandla!“
Boitumelo Molete ist Koordinatorin für Soziale Entwicklungspolitik (Social Development Policy) beim südafrikanischen Gewerkschaftsbund COSATU, Ko-Direktorin für Klimawandel und gerechten Übergang im Politischen Stab von COSATU und Beauftragte der Präsidialen Klimakommission in Südafrika.
Bert De Wel ist Koordinator für globale Klimapolitik beim Internationalen Gewerkschaftsbund IGB. Er leitet die Gewerkschaftsdelegation bei den UNFCCC-Klimaverhandlungen und ist Ansprechpartner für die Arbeitnehmer_innen und die Gewerkschaftsgruppe beim UNEP. Seit 2009 beschäftigt er sich in der Arbeiterbewegung mit Umwelt- und Energiethemen.
Aus dem Englischen von Christine Hardung
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