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FES Studie: Security Radar 2025

Europa - Verloren zwischen Großmächten

Umfrage zur Wahrnehmung von Sicherheit und Bedrohungen in Europa

Der Security Radar 2025 untersucht die Haltung der Bürgerinnen und Bürger in einer Vielzahl von Ländern zu einer Reihe von außen- und sicherheitspolitischen Themen. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt erneut auf dem anhaltenden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen Auswirkungen auf die europäische Sicherheit. Der Bericht erscheint in einer Zeit alarmierender Instabilität auf dem europäischen Kontinent und untersucht im Detail gemeinsame Bedrohungswahrnehmungen, Haltungen zu nationalen und multilateralen Institutionen, zu außenpolitischen Prioritäten, sowie zu außenpolitischen Instrumenten wie Diplomatie und militärischen und wirtschaftlichen Sanktionen.

Der Security Radar 2025 ist die vierte Ausgabe einer repräsentativen Meinungsumfrage, die erstmals 2019, dann erneut 2021 und 2022 in ausgewählten Ländern des OSZE-Raums durchgeführt wurde. In dieser Ausgabe wird die Umfrage von 2022 wieder aufgegriffen, die kurz vor dem russischen Übergriff auf die Ukraine auf der Münchener Sicherheitskonferenz vorgestellt wurde. Drei Jahre später wollten wir sehen, wie sich die gesellschaftlichen Haltungen verändert haben, und haben daher fast dieselben Länder wie zuvor befragt: Deutschland, Frankreich, Italien, Lettland, Polen, Russland, Serbien, Schweden, Türkei, Großbritannien, Ukraine und die USA. Drei Länder sind neu dabei: Schweden, das kürzlich aus Reaktion auf Russlands Angriff auf die Ukraine der NATO beigetreten ist; Kasachstan, ein enger Verbündeter Russlands, das den Krieg gegen die Ukraine verurteilt; und Georgien, das im Dezember 2023 den EU-Kandidatenstatus erhielt und seitdem von Massendemonstrationen erschüttert wird.

Das Ziel des Security Radars ist es, ein realistisches Bild der öffentlichen Wahrnehmung der aktuellen geopolitischen Herausforderungen und subjektiv empfundenen Bedrohungen zu zeichnen. Dabei wird auch abgefragt, welche politischen Antworten Menschen in Europa und darüber hinaus auf den Krieg und auf andere dringende Fragen im Bereich der europäischen Sicherheit für erforderlich halten.

 

Zentrale Ergebnisse des Security Radars 2025

Über die Umfrage

Die Umfrage wurde in zwölf von vierzehn Ländern von Ipsos Public Affairs durchgeführt, in Georgien vom Caucasus Research Resource Center (CRRC) und in Russland von einem unabhängigen Meinungsforschungsinstitut, dessen Name aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht wird. Die Umfrage basiert auf dem Security Radar 2023-Fragebogen, angepasst an den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Sie untersucht die öffentliche Meinung zu sieben Themen, darunter Bedrohungswahrnehmung, Haltung zu außen- und sicherheitspolitischen Fragen, sowie zur EU, NATO und Russland.

Angesichts des andauernden Kriegs in der Ukraine sind die Provinzen Krim, Donetzk und Luhansk nicht im Sample der Umfrage inkludiert, da eine Befragung während der andauernden kriegerischen Handlungen nicht durchführbar war. Zudem hat der Krieg die Demographie des Landes verändert: Viele Männer befinden sich an der Front, und Millionen von Menschen, insbesondere Frauen, sind ins Ausland geflohen.

In Russland wurde ein unabhängiges Meinungsforschungsinstitut mit der Umfrage beauftragt, dessen Identität aufgrund des Status der Friedrich-Ebert-Stiftung als ‚unerwünschter Organisation‘ nicht preisgegeben wird. Die Umfrage wurde telefonisch durchgeführt, mit einem verkürzten Fragebogen und einigen angepassten Begriffen, um die Sicherheit der Befragten zu gewährleisten und politische Erwägungen zu berücksichtigen (beispielsweise wurde der Begriff »besondere militärische Operation« anstelle von »Russlands Krieg gegen die Ukraine« verwendet).
 

Kontakt: Christos Katsioulis, Leiter des FES Regionalbüros für Internationale Zusammenarbeit in Wien +43 (0) 1 890 3811 201, christos.katsioulis(at)fes.de

Presse: Johannes Damian, Leiter der Pressestelle 030 26935-7038,  Presse(at)fes.de

Weitere Infos: Security Radar 2025


Presse

New York Times

A U.S. Betrayal Is Surreal for Europeans

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RE:Russia

„Radar of Uncertainty“

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diplo.news

Europe's fear of the future

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Zentrale Ergebnisse des Security Radars 2025

Wachsende Unsicherheit – und Wahrscheinlichkeit neuer Kriege

Im gesamten OSZE-Raum ist Unsicherheit deutlich spürbar, und Menschen halten neue Kriege in Europa für wahrscheinlich.

Wachsende Selbst-Fokussierung: "My country first!" wird zur akzeptierten Einstellung

Mittlerweile stimmen viele Menschen überall der Aussage zu, dass ihr Land sich primär auf sich selbst konzentrieren sollte und internationale Verstrickungen möglichst vermieden werden sollten.  

Ein neuer Kalter Krieg zwischen USA und China bestimmt die neue Weltordnung

Ein „Neuer Kalter Krieg“ zwischen den Vereinigten Staaten und China ist für die Mehrheit der Befragten kennzeichnend für die entstehende Weltordnung. Für die restlichen Länder, so die vielerorts mehrheitsfähige Meinung, wird das bedeuten, dass sie sich für eine der beiden Seiten entscheiden werden müssen.

Die Mehrheit der republikanischen Wählerschaft unterstützt Europa nicht mehr bedingungslos

Amerika verändert sich rapide: Die Rolle der Vereinigten Staaten als Garant für Sicherheit in Europa ist unter der US-Bevölkerung umstritten. Die bedingungslose Unterstützung der europäischen Sicherheit wird von einer Mehrheit der republikanischen Wählerschaft nicht mehr befürwortet. Die amerikanische Bevölkerung stellt Bedingungen für ihre Unterstützung.

Die Mehrheit in Europa will unabhängig von den USA werden

Das veränderte Verhältnis zu den Vereinigten Staaten ist auch in Europa spürbar, wo nur ein Drittel glaubt, dass sich Europa ohne die Hilfe der USA verteidigen kann, aber 63 Prozent der Aussage zustimmen, dass Europa zunehmend unabhängig werden muss. Von Ländern außerhalb der EU wird die Verteidigungsfähigkeit der EU besser bewertet als von ihren Mitgliedsstaaten.

Mehrheiten in Europa wollen aufrüsten

In unsicheren und von Krieg geprägten Zeiten wird Aufrüstung neue Relevanz zugeschrieben: 2024 war erneut ein Rekordjahr für Rüstungsausgaben. Die öffentliche Meinung spiegelt diesen Trend wider: Mehrheiten in den befragten Ländern unterstützen höhere Verteidigungsausgaben, außer in Italien, wo 62 Prozent höhere Verteidigungsausgaben ablehnen.

 

Ja zu Aufrüstung – allerdings nicht auf Kosten von Sozial- und Wirtschaftsausgaben

Trotz der Zustimmung zur Aufrüstung will eine Mehrheit der Menschen weiterhin lieber in soziale und ökonomische Zwecke investieren. In Polen würden fast so viele Personen lieber in Verteidigung investieren wie in Sozialausaben und wären auch bereit, dies durch Einschnitte in anderen Budgets zu finanzieren. In der sich im Krieg befindlichen Ukraine würden 61 Prozent lieber in Verteidigung investieren und lediglich 20 Prozent Sozialausgaben den Vorzug geben. In Russland ist die öffentliche Meinung fast gleichmäßig geteilt: 45 Prozent würden Sozialausgaben priorisieren und 44 Prozent Verteidigungsausaben.

Sonderabgabe für Reiche zur Finanzierung von Rüstungsausgaben für fast die Hälfte vorstellbar

Woher sollen die Mittel für Verteidigungsausgaben kommen? Fast die Hälfte der Menschen stimmt einer Sonderabgabe für Reiche zu: 48 Prozent wählen diese Option gegenüber den Optionen höhere Steuern, neue Schulden, oder Einschnitten in anderen Budgets.

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