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Wohnen ist zugänglich

lachende Großfamilie beim Essen, Frau schneidet Braten auf
Urheber: istock / SolStock

Die Vision

Wohnen ist zugänglich, wenn alle Menschen unabhängig von Einkommen, Alter, Herkunft oder besonderen Bedürfnisse tatsächlich auch Zugang zu Wohnen haben. Zur Vision gehören neben einem großen Bestand an kommunalen und gemeinnützigen Wohnungen auch Werkswohnungen für Menschen in Ausbildung. Zusätzlich können Kommunen mit gemeinwohlorientierten, zivilgesellschaftlichen Wohnprojekten kooperieren. So können Quartiersgemeinschaften zum Beispiel Wohnungstauschbörsen oder Unterstützung bei Sorgearbeit selbst organisieren.

Instrumente

Barrierearmut
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Design für alle“ ist ein Ansatz, der das Ziel verfolgt, Produkte, Gebäude und Umgebungen so zu gestalten, dass sie für möglichst alle Menschen ohne Anpassung und somit unabhängig von Alter, körperlichen Fähigkeiten oder anderen Einschränkungen nutzbar sind. „Design für alle“ steht nicht im Widerspruch zur klassischen Barrierefreiheit nach DIN-Normen. Es geht bei dem Konzept über die funktionale Zugänglichkeit hinaus auch um Ästhetik, Komfort und soziale Teilhabe. „Design für alle“ kann helfen, gesellschaftliche Vielfalt im Wohnbau und öffentlichen Raum besser abzubilden, und schafft langfristig mehr Akzeptanz, Nutzbarkeit und Bezahlbarkeit. Im Unterschied zum Konzept der Barrierefreiheit ist „Design für alle“ in Deutschland nicht gesetzlich verankert.

Soziale Wohnraumförderung
Die soziale Wohnraumförderung hat das Ziel, bezahlbaren Wohnraum für Haushalte mit geringem Einkommen zu schaffen und zu sichern. Sie soll sozialen Ausgleich fördern und Wohnungslosigkeit vorbeugen. Gefördert werden Neubau und Modernisierung insbesondere von Mietwohnungen. Die Förderung erfolgt in Form von zinsgünstigen Darlehen, Zuschüssen oder Bürgschaften gemäß der Wohnraumförderprogramme der Länder. Im Gegenzug verpflichten sich die Eigentümer*innen zu Belegungs- und Mietpreisbindungen. Deren Dauer folgt landesrechtlichen Vorgaben, liegt aber bei höchstens 40 Jahren. Längere Bindungen können bei der Vergabe kommunaler Grundstücke im Erbbaurecht vereinbart werden. Zudem erhalten geförderte Wohnungen kommunaler Unternehmen auch nach Auslaufen der Förderung ihren sozialen Charakter.

Housing First
Housing First ist ein Ansatz zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit. Obdachlosen Menschen wird sofort und bedingungslos eine eigene Wohnung zur Verfügung gestellt – ohne vorherige Anforderungen wie Abstinenz oder Therapie. Die Idee basiert auf dem Grundsatz, dass Wohnen ein Menschenrecht ist und stabile Wohnverhältnisse die Voraussetzung für soziale und gesundheitliche Stabilisierung schaffen. Im Gegensatz zu traditionellen Modellen, bei denen Wohnraum erst am Ende eines langen Hilfsprozesses steht, beginnt Housing First mit dem festen Zuhause. Auch in Deutschland wird das Konzept zunehmend erprobt – mit vielversprechenden Erfolgen. Flankierend ist es notwendig, die Hilfsangebote für von Wohnungslosigkeit bedrohte oder verdeckt wohnungslose Menschen auszubauen.


Gute Praxisbeispiele

Karlsruher Modell der Wohnraumakquise, Karlsruhe (Baden-Württemberg)

Die Stadt Karlsruhe akquiriert im Housing-First-Modell seit über 20 Jahren leerstehende Wohnungen für sozial benachteiligte Menschen. Hierfür werden mit privaten Vermieter*innen Belegungsvereinbarungen und Kooperationsverträge abgeschlossen. Die Stadt sichert sich für die vormals leerstehenden Wohnungen Belegungsrechte zu sozialhilferechtlich angemessenen Mieten. Die Vermietenden erhalten einen individuellen Sanierungszuschuss und eine Mietausfallgarantie. Die Stadt Karlsruhe entscheidet, wer in die Wohnung einzieht. Die Menschen erhalten zunächst einen Nutzungsvertrag. Ein eigener Mietvertrag kann nach einem Jahr Nutzungsdauer mit dem/der Eigentümer*in der Wohnung direkt abgeschlossen werden. Das Karlsruher Modell wurde mittlerweile in anderen Teilen Deutschlands erfolgreich übernommen.

Genossenschaftliches Wohnprojekt Froh2Wo, Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz)

Randlagen in Kleinstädten können für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und niedrigen Einkommen zu einem Problem werden, wenn die Versorgung und der ÖPNV-Anschluss in unmittelbarer Nähe nicht gegeben sind. Gemeinschaftlich organisierte und relativ dichte Kleinquartiere, wie das Gebäudeensemble in Bad Dürkheim, können eine Lösung sein und ziehen durch hervorragende Wohnqualitäten verschiedene Generationen an. Das genossenschaftliche und generationenübergreifende Projekt bringt 71 Bewohner*innen jeden Alters zusammen. Die vier Mehrfamilienhäuser verfügen über überwiegend barrierearme und -freie Wohnungen. Menschen mit geringen Einkommen können über Wohnberechtigungsscheine (WBS) unterstützt werden. Zusätzlich gibt es ein Mobilitätskonzept mit eigenem Carsharing und E-Bike-Lastenfahrrad.

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