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Eintritt in den Ruhestand

Opa sitzt mit seinen zwei Enkeln mit dem Rücken zur Kamer in der geöffneten Terrassentür. Sie sind im Gespräch.
Urheber: istock / Tom Merton

Fällt das Einkommen aus Erwerbsarbeit weg, wird die Höhe der Rente zur entscheidenden Frage: Kann ich mir meine Wohnung auch in drei Jahren noch leisten? Steigende Wohnkosten treffen alle, aber Mieter*innen und Alleinstehende – etwa die Hälfte aller Menschen über 65 Jahre in Deutschland – sind besonders betroffen. Eine Verkleinerung oder ein Umzug in gemeinschaftliche Wohnformen können Lösungen sein. Fehlende Angebote für kleinere, altersgerechte Wohnungen erschweren jedoch die Umbruchphase nach dem Ausscheiden aus dem regulären Berufsleben. 

Zwei fiktive Personen aus dem städtischen und dem ländlichem Raum machen diese Umbruchsituation anschaulich.


Eva Baumann, 67 Jahre

Eva hat ihr Berufsleben als Realschullehrerin für Französisch und Deutsch verbracht. Seit einigen Monaten ist sie in Rente – eine Phase, auf die sie sich gefreut hat. Doch die Realität sieht anders aus: Die Umstellung auf die Rente ist schwieriger als gedacht. Die Miete ihrer Dreizimmerwohnung in zentraler Lage in München ist hoch, auch wenn sie durch Mietpreisbindung relativ stabil geblieben ist. Dennoch muss Eva überlegen, ob sie sich langfristig eine kleinere und modernere Wohnung leisten kann. Sie möchte unbedingt zentrumsnah wohnen bleiben, um weiterhin Theater, Ausstellungen und Sprachkurse zu besuchen. Ihre Sorge: Günstige kleinere Wohnungen finden sich meist in Randlagen oder sind schnell vergriffen.

Klaus Falk, 66 Jahre

Klaus lebt in einem kleinen Ort in Nordhessen, in einem Einfamilienhaus, das er mit seiner Frau gebaut hat. Nach einem arbeitsreichen Leben in der Automobilindustrie ist er nun in Rente, und das große Haus wirkt zunehmend wie eine Last. Die Pflege des Gartens, die Treppen im Haus, die Instandhaltung – all das wird mühsamer. Seine Frau wünscht sich schon lange eine barrierearme Wohnung mit Aufzug in einer nahegelegenen Stadt, aber Klaus tut sich schwer mit dem Gedanken, das Haus zu verlassen. Angebote für altersgerechtes Wohnen in der Nähe sind rar oder teuer. Gleichzeitig macht ihnen der Gedanke Sorgen, dass sie sich irgendwann selbst nicht mehr versorgen können.

Auch wenn der gesellschaftliche Trend zu kleineren Wohnungen mittlerweile ältere Bevölkerungsschichten erreicht: Viele Menschen im frühen Rentenalter leben nach wie vor auf vergleichsweise großer Fläche, meist in Paarhaushalten. Sie sind und fühlen sich nicht unbedingt alt. Damit einher geht für manche auch eine nachberufliche Tätigkeit – sowohl zum Zuverdienst als auch aus dem Wunsch heraus, weiterhin aktiv, selbstbestimmt und sinnstiftend tätig zu bleiben. Das beeinflusst auch die Wohnsituation.

Etwa die Hälfte der Haushalte mit Personen ab 65 Jahren lebt im Wohneigentum. Dort wirken sich steigende Wohnkosten zunächst weniger aus. Anders bei Mieterhaushalten: Hier hat sich der Anteil der über 65-Jährigen, die mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Miete ausgeben, in den vergangenen 30 Jahren fast verdoppelt. Unabhängig von der Wohnform bleiben viele ältere Menschen über lange Zeiträume in derselben Wohnung, die mit der Zeit sanierungs- oder modernisierungsbedürftig wird. Solche Maßnahmen erhöhen die Wohnkosten zusätzlich. 

Infografiken Eintritt in den Ruhestand

Obwohl mit steigendem Alter auch die alltägliche Haushaltsführung, die Pflege eines Gartens oder Treppen zur Belastung werden können und der Wunsch nach einer kleineren Wohnung weit verbreitet ist: Ein Umzug findet beim Eintritt in den Ruhestand dennoch selten statt – aus emotionalen, sozialen oder finanziellen Gründen. Die vertraute Umgebung, Kontakte in der Nachbarschaft und Platz für den Besuch von Kindern oder Enkeln spielen eine große Rolle. Zudem sind kleinere, barrierearme Wohnungen oft nicht günstiger, sondern im Verhältnis teurer, vor allem in guter Lage.

Um im zunehmenden Alter selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen, braucht es gezielte Unterstützung: etwa durch individuelle Umzugshilfen, Mehrgenerationenmodelle, bei Bedarf auch betreute Wohnformen oder Pflegewohngemeinschaften. Solche Ansätze können den Wunsch nach sozialer Teilhabe und aktiver Einbindung in die Wohnumwelt im zunehmenden Alter wirksam unterstützen. 

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