Publikation Soziales Eltern in der Rushhour des Lebens entlasten: Die Dynamische Familienarbeitszeit 26.11.2025 Eltern leisten in der Rushhour des Lebens viel. Die neue FES-Analyse zeigt, warum es gute Rahmenbedingungen braucht, damit Familien Care- und Erwerbsarbeit partnerschaftlicher aufteilen können... Bild: Urheber: Rahel Suesskind Was wünschen sich Familien? Aktuelle Befunde zeigen deutlich: In der „Rushhour des Lebens“ fehlt ihnen vor allem eines – Zeit. Besonders in den Jahren, in denen Kinder klein sind, verdichten sich Erwerbs- und Sorgearbeit. In dieser Phase entwickelt sich in vielen heterosexuellen Partnerschaften eine klare Arbeitsteilung: Mütter reduzieren ihre Erwerbsarbeit deutlich und dauerhaft, Väter arbeiten in dieser Phase deutlich mehr Stunden als gesellschaftlich ideal. Die Analyse zeigt: Zwischen Ideal und Realität klafft ein deutlicher Zeit-Gap, der sich mit dem Alter der Kinder verändert und langfristige Ungleichheiten prägt. Viele Eltern wünschen sich Rahmenbedingungen, die eine partnerschaftlichere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit ermöglichen. Doch Arbeitsmarktrealitäten erschwerden dies weiterhin: Arbeitszeitreduktionen und Erwerbsunterbrechungen wirken sich weiterhin nachteilig aus. Der Wandel hin zu einem partnerschaftlichen Erwerbs- und Sorgemodell ist daher noch wenig fortgeschritten, der Gender-Care und der Gender-Working-Time-Gap weiterhin hoch. Die Analyse von Martin Bujard und Leonie Kleinschrot zeichnet nach, wie sich die zeitliche Belastung von Eltern im Lebensverlauf entwickelt. Er beleuchtet normative Vorstellungen und zeigt anhand aktueller Daten, was sich Familien wünschen und wie die Rushhour des Lebens entzerrt werden könnte. Im Zentrum steht der Vorschlag der Dynamischen Familienarbeitszeit. Zentrale Erkenntnisse Rushhour des Lebens Eltern mit kleinen Kindern erleben in der „Rushhour des Lebens“ eine hohe Belastung. Empirische Daten zeigen, dass Eltern mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren regelmäßig über 60 Wochenstunden Gesamtarbeitszeit leisten und sich diese Belastung verringert, sobald das jüngste Kind älter wird. Diese Phase betrifft Eltern aller sozialen Gruppen und entsteht zunehmend häufiger, weil heute mehr Mütter erwerbstätig sind. In Deutschland ist die Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit dennoch weiterhin stark geschlechtsspezifisch geprägt, insbesondere nach dem Übergang zur Elternschaft. Mütter übernehmen also nach wie vor einen deutlich größeren Anteil an Care- Arbeit und reduzieren ihre Erwerbstätigkeit, während Väter häufiger in Vollzeit erwerbstätig bleiben und seltener familiäre Aufgaben übernehmen. Bild: Urheber: Bergsee, blau Idealvorstellungen und Realität bei Erwerbsarbeitszeit Der Vergleich von idealen und tatsächlichen Arbeitszeiten zeigt deutliche Diskrepanzen: In der Rushhour des Lebens arbeiten Väter im Schnitt deutlich mehr Stunden, als sie selbst oder die Gesellschaft für sinnvoll halten. Mütter hingegen reduzieren ihre Erwerbsarbeit nach dieser Phase weit stärker, als es den Idealvorstellungen der jungen und mittleren Generation entspricht. Das führt zu langfristiger ökonomischer Abhängigkeit, geringeren Rentenansprüchen und einem ungenutzten Fachkräftepotenzial auf dem Arbeitsmarkt. Verschiedene Rahmenbedingungen hindern Eltern an der Umsetzung eines egalitären Erwerbs- und Sorgemodells. Bild: Urheber: Bergsee, blau Die Dynamische Familienarbeitszeit Die Dynamische Familienarbeitszeit orientiert sich an den empirisch erfassten Wünschen und Idealen der jungen und mittleren Generation und fragt: „Wie wollen (angehende) Eltern denn wirklich leben?“ Sie schließt unmittelbar an das Elterngeld an und fördert in Stufe 1eine partnerschaftlichere Aufteilung der Erwerbsarbeit im Korridor von 25 bis 32 wöchentlichen Arbeitsstunden mit einem Pauschalbetrag von etwa 180 Euro pro Person. Im Anschluss steht Stufe 2 der Dynamischen Familienarbeitszeit zur Verfügung. Dabei wird der gemeinsame Arbeitszeitkorridor dynamisiert auf 29 bis 34 Stunden, was mit einem Pauschalbetrag von 120 Euro kompensiert wird. Hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit und der Einfachheit sind nicht Einkommensersatzleistungen, sondern Pauschalbeträge ausgewählt, von denen einkommensschwache Familien besonders profitieren. Bild: Urheber: Bergsee, blau Eltern in der Rushhour des Lebens entlasten die dynamische Familienarbeitszeit Bonn : Friedrich-Ebert-Stiftung, 2025 Bujard, Martin ; Kleinschrot, Leonie Zum Download (PDF) Zu den Autor_innen Martin Bujard ist Soziologe und Forschungsdirektor am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung im Bereich Familie und Fertilität. Er forscht zu den Wechselwirkungen zwischen familialem Handeln und gesellschaftlichen Strukturen, insbesondere zu Fertilität, Familienpolitik und demografischen Entwicklungen. Bild: Urheber: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Leonie Kleinschrot ist Soziologin und am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung im Forschungsbereich Familie und Fertilität tätig. Sie forscht zu den Themen kulturelle Normen, Geschlechterrollen und Elternschaft sowie Geschlechterungleichheiten im privaten Bereich. Bild: Urheber: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Bild: Urheber: Rahel Süßkind Freitag, 20.05.2022 Veranstaltung Publikation Soziales Gender Gute Gesellschaft – Soziale Demokratie 2017plus Gerecht, sozial und krisenfest - Reformvorschläge für das Elterngeld Warum Mütter immer noch häufiger und länger Elterngeld als Väter beziehen und wie das geändert werden kann, darum geht es im Podcast zur Studie. Bild: Urheber: picture alliance/Ikon Images/C.Corr Mittwoch, 17.04.2024 Publikation Soziales News FES impuls | Politische Ökonomie der Zeit Wie Menschen ihre Zeit verbringen, ist politisch und hängt von institutionellen Rahmenbedingungen ab. Diese zu gestalten ist eine politische Herausforderung. Denn zukunftsfähige Zeitpolitik umfasst wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte und... Bild: Urheber: Ansgar Wörner Sonntag, 01.06.2025 Publikation Soziales Podcast Digitalisierung Baustelle Familienpolitik: Warum der gestaffelte Mutterschutz nur ein guter Anfang sein darf Seit dem 1.6.2025 gilt in Deutschland ein gestaffelter Mutterschutz nach Fehlgeburten ab der 13. Schwangerschaftswoche – er kann aber nur ein erster Schritt sein. Darüber spricht Natascha Sagorski auch im Podcast „Zukunft gerecht Talk“ Ansprechpartnerin Vanessa Kiesel 0228 883-7138 Vanessa.Kiesel(at)fes.de