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Frieden und Sicherheit

Die Afrikanischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur (APSA) steht auch vor dem Hintergrund der Militärputsche im Sahel und der zunehmenden Instabilität im Horn von Afrika vor enormen Herausforderungen. Anstatt sich wie in der Vergangenheit auf große multidimensionale Friedensmissionen der vereinten Nationen (VN) stützen zu können, müssen sich in Zukunft aus dem Zusammenspiel von Afrikanischer Union (AU), Regional Economic Communities (RECs) und regionalen Koalitionen effektive Friedensmissionen, aber auch robuste Interventionen zum Schutz der Bevölkerung unter afrikanischer Führung, herausbilden. Die grundsätzliche Möglichkeit der Kofinanzierung von Peace Support Operations (PSOs) in Afrika durch VN-Beiträge, die durch den Sicherheitsrat mit Resolution 2719 Ende 2023 beschlossen wurde, bringt neue Chancen für die AU mit sich, um somit ihrer regionalen Verantwortung nachzukommen. In Zukunft müssen Missionen nicht nur schlanker und den lokalen Machtverhältnissen und Konfliktdynamiken angepasst mandatiert sein, sondern Mandatierung, Durchführung und Auswertung von PSOs müssen auch vermehrt unter einer systematischen Einbeziehung lokaler Akteure und der kontinentalen Zivilgesellschaft durchgeführt werden.

Grundsätzlich wird eine langfristige Sicherung von Frieden und Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent in einer multipolaren Welt nicht ohne die Schaffung zunehmender sicherheitspolitischer Vernetzung und des Aufbaus multilateraler Zusammenarbeit in Form von Systemen kollektiver Sicherheit möglich sein. Auch ist es für die Förderung der menschlichen Sicherheit in Konflikt und Krisensituationen oft unabdinglich sich gegenüber bewaffneten Gruppen mit Gebietskontrolle offen für lokale Dialog- und Waffenstillstandsangebote zu zeigen und diese mit regional-angeführten robusten militärischen Komponenten besser zu verbinden.      

Ebenfalls sind Krieg und Autokratie die wichtigsten Fluchtursachen in Afrika. Hinzu kommen Migrationsbewegungen, die durch die Folgen des Klimawandels wahrscheinlicher werden und dabei nicht selten neue Konflikte im Rahmen von Verteilungskämpfen hervorbringen. Migration ist hierbei als Anpassungsstrategie zu sehen. Die durch Krieg und Vertreibung ausgelösten Fluchtbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent, wo derzeit fast ein Drittel der Staaten von gewalttätigen Konflikten betroffen sind, stellen die aufnehmenden afrikanischen Staaten vor große Herausforderungen, denn die übergroße Mehrheit Geflüchteter oder Vertriebener in Afrika bleibt im Heimatland oder geht in die direkten Nachbarstaaten.

Ähnlich wie die Staaten der EU streben auch die AU und ihre Mitgliedsstaaten Personenfreizügigkeit innerhalb Afrikas an, um die Entwicklungspotentiale menschlicher Mobilität zu nutzen. Zu oft konterkarieren externe Akteure diese Bemühungen, etwa durch die Auslagerung von Grenzregimen an afrikanische Staaten. Dabei ist gerade die Schaffung von wirtschaftlichen Perspektiven im maßgeblichen Interesse europäischer Staaten, die große Anstrengungen darauf verwenden, irreguläre Migration vom afrikanischen Kontinent einzudämmen. Der Ausbau regulärer Zuwanderungsmöglichkeiten nach Europa etwa im Bereich von Bildungs- und Arbeitsmigration im Rahmen von partnerschaftlichen Abkommen mit afrikanischen Staaten kann hier ein sinnvoller Baustein sein.


Arbeitslinien zu Themen im Bereich Frieden und Sicherheit spielen in allen subregionalen Ebenen der FES-Arbeit in Afrika seit Jahren eine wichtige Rolle: so gibt es beispielsweise mit dem Horn von Afrika Dialog, dem Westafrika- und dem Sahel-Sahara Dialog regelmäßige regionale Sicherheitsdialoge die sich mit Konfliktdynamiken beschäftigen, Dialog und Vertrauensbildung zwischen politischen Entscheidungsträger_innen, Expert_innen und Zivilgesellschaft aus den Regionen fördern und Austausch zwischen den Kontinenten zu Lösungsansätzen ermöglichen. Darüber hinaus gibt es in mehreren nationalen Projekten sicherheitspolitisch relevante Arbeitsansätze, u.a. im Südsudan, Mosambik, Kongo, Kamerun, Mali und Nigeria. Seit Juli 2016 koordiniert das Kompetenzzentrum Frieden und Sicherheit in Dakardie kontinentweite Friedens- und sicherheitspolitische Arbeit der FES.


Im Bereich Migration arbeitet die FES mit dem in Addis Abeba ansässigen African Migration Policy Center  zu den Themenfeldern Migration und Entwicklung, Migration und Gender, Klimamobilität sowie der Kooperation zwischen EU und afrikanischen Ländern zum Thema Migration. Zu Letzterem ermöglichen wir durch gezielte Beratungsformate und Dialogprozesse mit unseren Partnern einen verbesserten, faktenbasierten Austausch zu Mobilität auf und vom afrikanischen Kontinent. Dabei sind politische Entscheidungsträger_innen aber auch die breitere Fachöffentlichkeit Adressaten unserer Aktivitäten - in der EU wie auch in Afrika.

Publikationen zum Thema

Bauma, Fred ; Deleglise, Dimpho ; Gaid, Samira

Forces for peace

realitis of peace support operations in Africa

Zum Download (PDF)


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Bauma, Fred ; Miviri, Reagan

L'illusion de protection

les missions de soutien à la paix en République démocratique du Congo

Zum Download (PDF)


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Kanté, Mady Ibrahim

Catalogue de critères

pour l'avenir des initiatives de sécurité menées par l'Afrique au sein et au délà de l'ordre multilatéral : Réalisation de l’étude validée: Juillet 2024

Zum Download (PDF)


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Saka, Luqman

Citizens and security reform in Gambia's democratic trasition

fostering dialogue and informed civic discourse

Zum Download (PDF)


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Diop, Khalifa ; Mesa, Beatriz ; Id Yassine, Rachid

Baromètre citoyen de la sécurité

enquête Ouagadougou 2024

Zum Download (PDF)


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Referat Afrika

Kontakt Inland (Frieden und Sicherheit)

Iris Nothofer

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030-269 35-74 14

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Aktuelle Meldungen

  • Afrikanischer Feminismus zwischen Literatur und gesellschaftlicher Realität

    Freitag, 27.04.18 19:00 Kino Babylon Peace and Security, Starke Gewerkschaften, Veranstaltung, Rückblick, Starke Gewerkschaften, Frieden und Sicherheit, Wirtschaft
    Nigerianische Schriftsteller_innen wie Chimamanda Ngozi Adichie bekennen sich prominent zum Feminismus - doch wie steht es um Geschlechterrollen im heutigen Nigeria?

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    Fünf Kriterien für den Frieden im Südsudan

    18.06.2019 Peace and Security, Publikation, News, Frieden und Sicherheit
    Die South Sudan Reflection Group präsentiert fünf Kriterien, um einer der größten humanitären Katastrophen weltweit zu begegnen.

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    Kollektive Sicherheit in Afrika: Kontinentale Integration vs. regionale Realitäten

    03.09.2019 Frieden und Sicherheit Publikation, News, Frieden und Sicherheit
    FES-Webkachel. Neuerscheinung
    Studienautorin Dr. Amandine Gnanguênon erläutert, wie Krisenmanagement und -prävention in Afrika besser koordiniert werden können.

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    Stockender Friedensprozess in Mali

    28.10.2019 News, Frieden und Sicherheit
    Dritter alternativer Bericht zum Friedensprozess 2019 in Mali
    Vor vier Jahren wurde das Friedensabkommen unterzeichnet. Eine zivilgesellschaftliche Koalition benennt jedoch einige Mängel in der Umsetzung.

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    The United Nations Peacekeeping Operations: STOP or GO?

    28.04.2020 News, Blog, Frieden und Sicherheit
    Minusma Friedenshüter in Mali
    Jean-Jacques Konadje from the Ivory Coast is calling for an adjustment of the missions of UN peacekeepers.

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    How to protect the Civilians in Darfur

    25.05.2020 Blog, Frieden und Sicherheit
    UN Wassercontainer für geflüchtete Menschen in Süd Darfur, von dem Frauen mit Kanistern Wasser schöpfen
    Many civil society organisations in Sudan demand a stronger mandate for the future UN-Mission than the military and civilian government.

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    Nach dem Coup d’État: Hoffnungen und Herausforderungen in Mali

    23.10.2020 Frieden und Sicherheit Publikation, Frieden und Sicherheit
    In Mali hat eine Übergangsregierung die Arbeit aufgenommen. Zur Bewertung der Lage hat Christian Klatt eine Perspektive verfasst.

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    ‘Coupception’: Mali’s coup within a coup

    08.06.2021 News, Frieden und Sicherheit
    Bewaffnetes Militär in Mali
    Mali hat gerade seinen zweiten Putsch innerhalb eines Jahres erlebt - mit möglichen Auswirkungen auf die gesamte Region. Einschätzungen von Christian Klatt, FES Mali, im englischsprachigen IPS-Journal

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    Frauen verabschieden historische Friedens-Deklaration

    07.10.2021 News, Frieden und Sicherheit
    Frauen auf einer Frauenfriedenskonferenz in Kamerun
    „Wir sind hier um zu reden, zu schlichten und zu verhandeln. Gemeinsam bilden wir eine Allianz, die stärker, lauter und größer ist als die Zahl derer, die vom Krieg profitieren!“

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    Bürger_innen – Mit und ohne Uniform

    07.10.2021 News, Frieden und Sicherheit
    Veranstaltung: Ziviles Militärtraining in Nigeria, Präsentation
    Nigerias Bürger_innen werden öfter Opfer von Gewalt durch Militär und Polizei als durch Terroristen. Umgekehrt fühlen sich staatliche Sicherheitsorgane zu wenig in der bebölkerung anerkannt. Erste Annäherung durch Dialog.

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  • Für einen stabilen und sicheren Sahel

    07.10.2021 News, Frieden und Sicherheit
    Plakat der G5 Sahel in Gao, Mali
    Eine zivilgesellschaftliche Koalition erhebt ihre Stimme und fordert besseren Schutz der Bevölkerung im Sahel.

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    Eine neue Mission für Mali

    23.09.2022 News, Frieden und Sicherheit
    Bundeswehrsoldaten vor deutschen Panzern in Mali
    Die kritischen Nachfragen zu Deutschlands größtem Auslandseinsatz nehmen zu. Es braucht eine Perspektive, wie es weitergehen könnte, meint Henrik Maihack, Leiter, Referat Afrika.

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    „Wenn Du Frieden willst, rede nicht mit Deinen Freunden. Rede mit Deinen Feinden.“

    27.09.2022 Frieden und Sicherheit
    Rede von Teilnehmerin auf Kameruner Friedenskonferenz 2022
    In Zeiten verhärteter Fronten zwischen der Regierung Kameruns und separatistischen Gruppen setzen Frauen in beispielhaften Friedensverhandlungen, die alle Konfliktakteure und Dialogpartner an einen Tisch brachte, ein klares...

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    Bundeswehr-Mission in Mali

    28.11.2022 Interview, Frieden und Sicherheit
    Bundeswehrsoldaten vor Fahrzeugen in Mali
    Die Lage in Mali ist unübersichtlich. Laut Bevölkerungs-Befragungen werde die Bundeswehr aber positiv gesehen, wo sie präsent sei, sagt Christian Klatt, Leiter des FES-Büros in Bamako im Deutschlankfunk. Er spricht von einer...

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    Mali-Mètre 2023 der Friedrich-Ebert-Stiftung: Hohe Erwartungen an unsichere Akteure

    02.05.2023 Publikation, Frieden und Sicherheit
    Mali Bericht 2023: Hohe Erwartungen an unsichere Akteure
    Seit 2012 veröffentlicht die Friedrich-Ebert-Stiftung das Mali-Mètre, eine jährliche Bevölkerungsbefragung, die Fragen zur politischen Situation, zur Sicherheit, zu guter Regierungsführung und zur Zukunft Malis stellt. Für...

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