Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Unser Studienprojekt untersucht die Zusammenhänge von regionaler Daseinsvorsorge und wachsender Demokratieunzufriedenheit in den 400 Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands. Dabei zeigt sich: Räumliche Unterschiede der Daseinsvorsorge spiegeln sich in den Wahlergebnissen auf Kreisebene wider, weisen aber auch Abweichungen auf. Die Gesamtergebnisse ermöglichen wichtige Schlussfolgerungen darüber, wie eine sozial gerechte Strukturpolitik gestaltet und verlorenes Vertrauen in die Demokratie zurückgewonnen werden kann.
demokratiestützende Aspekte der Daseinsvorsorge
Heider, Bastian ; Novack, Tessio ; Scheunert, Pauline ; Scholz, Benjamin
Zum Download (PDF)
wie kann Daseinsvorsorge die Demokratie stärken?
Bläsius, Julia ; Bollrich, Elisabeth ; Overmeyer, Jonathan
In den vergangenen zehn Jahren hat sich das politische Parteiensystem in Deutschland – wie in vielen europäischen Ländern – spürbar verändert.
Unser Projekt „Antidemokratische Wahlerfolge im ungleichen Deutschland“ baut auf dem Disparitätenberich 2023 auf und untersucht, ob und wie ungleiche Lebensverhältnisse mit dem Wahlerfolg rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien zusammenhängen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Unterschiede bei der staatliche Daseinsvorsorge – etwa bei Gesundheitsversorgung, Bildung, Betreuung oder Mobilität – Einfluss auf die Wahlergebnisse in den 400 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten haben. Ziel war es, diesen Zusammenhang datenbasiert zu analysieren, politisch einzuordnen und daraus Empfehlungen für eine gerechte Strukturpolitik abzuleiten.
Denn: Die Zufriedenheit mit öffentlicher Daseinsvorsorge prägt das Vertrauen in den Staat und die Demokratie. In vielen Regionen wächst jedoch die Skepsis gegenüber der staatlichen Leistungsfähigkeit und der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit. Das von der Bundesregierung beschlossene Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz ist ein Schritt, diese Lücken zu schließen. Entscheidend ist nun, wie gezielt und gerecht die Mittel verteilt werden – regional und nach tatsächlichem Bedarf der Bürger_innen. Nur so lässt sich gleichwertige Daseinsvorsorge herstellen, regionale Zukunftsfähigkeit sichern und die Zufriedenheit mit staatlichen Akteuren auch langfristig wiederherstellen.
In Deutschland zeigen sich klare regionale Muster im Wahlverhalten. So liegen die Hochburgen der Union in Süddeutschland sowie in weiteren eher ländlich geprägten Regionen Westdeutschlands. Die Grünen schneiden am besten in Universitäts- und Großstädten ab. In alten Industriestädten mit wirtschaftlichen Problemen – meist in Westdeutschland – ist die SPD oftmals stärkste politische Kraft, doch wächst dort die Unterstützung für die AfD. Diese ist am stärksten in strukturschwachen, ländlichen Regionen Ostdeutschlands. Trotz kleiner wirtschaftlicher Verbesserungen ist dort kein Rückgang des Zuspruchs erkennbar. Die relativ hohe Wahlbeteiligung zeigt zudem: Viele Menschen dort wählen die AfD nicht nur aus Protest, sondern teilen ihre politischen Positionen zunehmend.
Diese regionalen Unterschiede lassen sich jedoch nicht allein durch Lebensverhältnisse erklären. Auch kulturelle und historische Faktoren – etwa Stadt-Land-Gegensätze oder Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland – spielen eine Rolle beim Wahlverhalten.
In Regionen mit schlechter öffentlicher Infrastruktur – etwa bei Internetzugang, Bildung oder Kinderbetreuung – ist die Zustimmung zur AfD höher und die Wahlbeteiligung niedriger. Diese Zusammenhänge bleiben auch dann bestehen, wenn andere Einflussfaktoren wie Wirtschaftskraft oder Bevölkerungsstruktur berücksichtigt werden.
Diese Zusammenhänge deuten darauf hin, dass besonders Investitionen in die Bildungs‑ und Betreuungsinfrastruktur, besonders in sozioökonomisch benachteiligten Regionen, zur Stärkung der Demokratiezufriedenheit beitragen könnten.
Die Gründe für Unzufriedenheit mit Demokratie und den Erfolg der AfD unterscheiden sich zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland lässt sich die Zustimmung zur AfD recht gut mit sozialen und wirtschaftlichen Faktoren wie Arbeitslosigkeit oder Altersstruktur erklären.
In Ostdeutschland dagegen spielen diese Faktoren eine untergeordnete Rolle. Hier ist entscheidend, ob eine Region eher städtisch oder ländlich geprägt ist.
Nicht immer spiegeln objektive Daten zur Daseinsvorsorge das wider, was die Menschen vor Ort tatsächlich empfinden. In einigen Bereichen – zum Beispiel der ärztlichen Versorgung – zeigen sich große Unterschiede zwischen messbaren Angeboten und der subjektiven Zufriedenheit.
Interessant ist auch: In Regionen, in denen die Menschen eher zufrieden mit der Lebendigkeit ihrer Ortszentren sind, wird seltener die AfD gewählt. Diese Faktoren – wie das Gefühl von Lebensqualität vor Ort – lassen sich durch harte Strukturdaten nur schwer erfassen, sind aber wichtig für die Demokratiezufriedenheit.
Vera Gohla
Jonathan Overmeyer
Johannes Damian
Sozioökonomischer Disparitätenbericht 2023
Sozioökonomischer Disparitätenbericht 2019
Sozioökonomischer Disparitätenbericht 2015
Interaktive Karten der Bundestagswahlergebnisse 1990-2025
Zur Bedeutung regionaler Perspektiven für die Große Transformation
Wie blicken die Menschen in Deutschland auf Politik, Institutionen und Gesellschaft?