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Wohnen ist umwelt- und ressourcenschonend

Zwei Männer tragen eine Solarthermie-Panele über ein rot geziegeltes Dach um es zu montieren
Urheber: picture alliance / CHROMORANGE | Weingartner-Foto

Die Vision

Wohnen ist umwelt- und ressourcenschonend, wenn der Umbau und die Nachverdichtung dem Neubau auf der „grünen Wiese“ vorgezogen werden. Beim Neubau werden nachhaltige und recyclebare Baustoffe genutzt, und die Energieversorgung im gesamten Gebäudebestand ist klimafreundlich. Klimaschutz wird in allen Prozessen berücksichtigt und ist als Gemeinaufgabe im Grundgesetz verankert. Dazu gehört, dass staatliche Förderungen wie Darlehen nur noch an nachhaltige Neu- und Umbauprojekte vergeben werden.

Instrumente

Einfaches Bauen – Gebäudetyp E
Der Gebäudetyp E steht für eine vereinfachte, experimentelle und effiziente Bauweise mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum schneller, ressourcenschonender und kostengünstiger zu schaffen. Das „E“ steht für „Einfaches Bauen“. Die Idee: Weniger Vorschriften ermöglichen schnellere Genehmigungen und führen zu einem geringeren Ressourcenverbrauch sowie niedrigeren Baukosten. Zudem erhalten Kommunen und Bauherr*innen größere Freiheit in der Planung. Der Gebäudetyp E ermöglicht es, kostengünstiger und schneller zu bauen. Er ist besonders relevant für soziale Wohnprojekte, gemeinschaftliches Bauen oder genossenschaftliche Modelle – ein Schlüssel für mehr Bezahlbarkeit in angespannten Wohnungsmärkten.

Finanzierungsmodelle für flächen- und ressourcensparende Objekte (ESG)
Neue Finanzierungsmodelle fördern nachhaltiges Bauen durch gezielte Kredite, Förderprogramme und grüne Anleihen. Sie orientieren sich an den ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Gerade energieeffiziente und klimagerechte Bauprojekte profitieren von günstigen Konditionen, etwa über die Förderbank KfW oder private Banken mit ESG-Fokus. Wer bauen will, wird so motiviert, umwelt- und ressourcenschonend zu planen, mit geringerem Flächenverbrauch, recycelbaren Materialien oder flächeneffizientem Wohnen beispielsweise. Diese Modelle tragen zum Klimaschutz und zur langfristigen 

Gemeinschaftsräume
Gemeinschaftsräume bieten eine innovative Lösung zum Flächensparen in Deutschland, indem sie individuelle Wohnflächen teilweise ersetzen. Anstatt für jede Wohnung ein eigenes Gästezimmer, ein Büro oder den Hobbyraum vorzuhalten, können solche Funktionen gemeinschaftlich genutzt werden. Das reduziert den Wohnflächenbedarf pro Person, ohne auf Lebensqualität zu verzichten. Besonders in Neubauprojekten oder bei der Umnutzung bestehender Gebäude entstehen so soziale Treffpunkte, die den Austausch fördern und Einsamkeit vorbeugen. Gemeinschaftsräume ermöglichen eine effizientere Nutzung begrenzter Flächen und senken Bau- und Energiekosten. Sie sind ein wichtiger Baustein, um dem steigenden Wohnflächenverbrauch entgegenzuwirken und gleichzeitig neue Formen des Zusammenlebens zu fördern.


Gute Praxisbeispiele

Dezentrale Sachsen

Von der Gründung einer Gesellschaftsform bis zum Erwerb geeigneter Bestandsobjekte: Gemeinschaftlich Wohnraum zu schaffen ist komplex und braucht Unterstützung. Die Dezentrale Sachsen berät im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Infrastruktur und Landesentwicklung kostenfrei Projektinitiativen, Eigentümer*innen, Kommunen und Wohnungsunternehmen bei der Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Bei den erstgenannten geht es vor allem um Fragen zur Konzeptentwicklung, Finanzierung und Rechtsform. Letztere berät die Dezentrale etwa bei Konzeptverfahren und vermittelt zwischen Verkäufer*innen und zukünftigen Bewohner*innen. Im Jahr 2024 könnten insgesamt 42 verschiedene Wohnprojektinitiativen begleitet werden.

Lichtenrader Revier, Tempelhof-Schöneberg (Berlin)

Die alte Mälzerei zeigt, wie viel Potenzial in denkmalgeschützten Gebäuden stecken kann. Gleichzeitig ist sie ein Beispiel für die Entwicklung eines Quartiers, das in Zusammenarbeit mit den Anwohner*innen und der öffentlichen Hand entsteht. Das Lichtenrader Revier im Süden Berlins wurde als sozial gemischtes Quartier rund um die Mälzerei gestaltet. Das Backsteingebäude beherbergt heute viele öffentliche Einrichtungen wie eine Volkshochschule, Musikschule, Bibliothek und ein Café. Vor Beginn des Projekts konnten die Anwohner*innen ihre Ideen einbringen. In den Neubauten, die im Passivhausstandard gebaut sind, haben alle Wohnungen den gleichen Standard, unabhängig von der Miete. 2025 wurde das Lichtenrader Revier für den Sonderpreis Städtebau nominiert.

Cohaus Kloster, Schlehdorf (Bayern)

Viele historische Kirchen- und Klostergebäude bieten die Möglichkeiten für Umnutzungskonzepte, beispielsweise für gemeinschaftliches Wohnen. 2020 kaufte die Münchner Wohnungsgenossenschaft WOGENO das Klostergebäude Schlehdorf südlich von München, nachdem der ansässige Orden ausgezogen war. Gleichzeitig bewirtschaftet eine ortsansässige Genossenschaft die Ländereien. Zum Kauf und Erwerb der Räumlichkeiten wurde die Cohaus Kloster Schlehdorf GmbH gegründet. Die Erscheinung des Klosters stammt aus Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Das Credo der ehemaligen Ordensgemeinschaft war „Wohnen in Gemeinschaft“, was sich in der Gebäudestruktur abbildete. Entsprechend gruppieren sich heute Clusterwohnungen mit je einer eigenen Küche und Aufenthaltsräumen um den Klosterhof.

Stegerwaldsiedlung, Köln-Mülheim (Nordrhein-Westfalen)

Sozial-ökologische Transformation im Bereich Wohnen bedeutet klimaneutrales Wohnen zu bezahlbaren Konditionen. Die Stegerwaldsiedlung steht für eine solche gelungene klimaneutrale Quartierslösung. Indem die Dächer mit PV-Anlagen ausgerüstet und neue Wärmepumpen installiert wurden, konnte der Bedarf an fossilen Energien um 83 Prozent gesenkt werden. Nachhaltige Mobilität bieten Leihfahrräder, Car-Sharing-Angebote, eine nahe gelegene Straßenbahnhaltestelle und Ladestationen für E-Pkw. Trotz der Sanierung der Bestandsbauten konnte die Deutsche Wohnungsgesellschaft mbH die Mieten auf niedrigem Niveau halten. Die dauerhaft niedrigen Nebenkosten tragen auch dazu bei. Transparente Kommunikation während des Umgestaltungsprozesses führte zu großer Akzeptanz bei den Bewohner*innen.

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