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Digitale und KI-basierte Anwendungen sollen Pflegekräfte entlasten. Dieser Mehrwert stellt sich aber nicht automatisch ein. Damit eine „digitale Dividende“ in der Pflege gelingt, braucht es vor allem nachweislichen Nutzen, eine passende Förderung und die Beteiligung der Beschäftigten.
Demografischer Wandel und Fachkräftemangel stellen die Pflegeberufe vor zunehmend große Herausforderungen. Während der Bedarf an Pflegefachkräften bis 2049 auf 2,15 Millionen steigen wird, ist bereits seit Jahren eine Überlastung der Pflegekräfte zu konstatieren: Der Krankenstand in der Pflege ist in den vergangenen 11 Jahren um 44 Prozent gestiegen (AOK).
Viele erhoffen sich eine Verbesserung der Situation in der Pflege durch den verstärkten Einsatz von digitalen und KI-basierten Anwendungen. Die Integration digitaler Hilfsmittel in den Arbeitsalltag soll zu Zeitgewinnen führen und Fachkräfte entlasten. Dadurch soll auch die Qualität der Pflege verbessert und die Attraktivität des Berufs gefördert werden.
Die Analyse des gegenwärtigen Forschungsstandes zeigt jedoch: die „digitale Dividende“ in der Pflege ist kein Automatismus. Vielmehr ist die Wirkung von digitalen Anwendungen mit Blick auf eine Entlastung von Pflegekräften widersprüchlich. Was ist also nötig, damit sich das Potenzial der Digitalisierung im pflegerischen Arbeits- und Versorgungsalltag im Sinne von Entlastung für die Beschäftigten und Pflegebedürftigen tatsächlich realisiert?
Dieser Frage ist die Friedrich-Ebert-Stiftung im Dialog mit Wissenschaft und Praxis nachgegangen. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse des Projekts finden Sie hier.
Iva Figenwald, Soziales, Alterssicherung, Gesundheit und Pflege, +49(0)228 883 8309, iva.figenwald(at)fes.de
Stefanie Moser, Digitalisierung, +49(0)30 26935 8308, stefanie.moser(at)fes.de
Referat Politische Beratung und Impulse
Digitale und KI-basierte Anwendungen werden in Krankenhäusern sowie in der ambulanten und stationären Langzeitpflege eingesetzt, mit dem Ziel, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten und die Arbeitsqualität zu verbessern. Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Anwendungsbereiche mit Beispielen (mehr Informationen zum Einsatz von Technologie in der Pflege finden Sie hier):
Professionelle Zusammenarbeit
Der Einsatz digitaler Technologien verbessert die Kommunikation und ermöglicht den Austausch von Daten, insbesondere von medizinischen Daten. Dadurch wird die professionelle Zusammenarbeit im Pflege- und Gesundheitsbereich unterstützt.
Beispiel: Die elektronische Patient_innenakt (ePA) ist eine vom Bund entwickelte digitale Lösung, um sensible medizinische Daten sicher bündeln und teilen zu können. In Verbindung mit dem E-Rezept ermöglicht die ePA berechtigten Leistungserbringern, wie Ärzt_innen und Apotheker_innen, Zugang zu strukturierten medizinischen Informationen und Daten des/der Patient_in. Das unterstützt und verbessert die Behandlung und Medikation.
Dokumentation und Verwaltung
Digitale Anwendungen ermöglichen eine bessere und effizientere Dokumentation der Pflege und erleichtern die Verwaltung in den Pflegeeinrichtungen.
Beispiel: KI-basierte Sprachassistenten wie z.B. das System PYSA ermöglichen Pflegekräften eine einfache, zuverlässige und kontinuierliche Dokumentation ihrer Pflegeleistungen direkt während der Pflege. Der KI-Assistent generiert aus den Spracheingaben der Pfleger_innen strukturierte Dokumentationseinträge, die automatisch in die Verwaltungssysteme der jeweiligen Pflegeeinrichtung übertragen werden können.
Wissenserwerb und -weitergabe
Digitale Anwendungen unterstützen die Aufbereitung und Weitergabe von Wissen und kommen in der Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften und der Forschung zum Einsatz.
Beispiel: Durch Anwendungen zum simulationsbasierten Lernen (SBL) können Auszubildende in der Pflege komplexe Situationen praxisnah trainieren. Task Trainer, computergestützte Simulatoren oder Virtual Reality-Tools konfrontieren die Lernenden in einer sicheren und geschützten digitalen Lernumgebung mit einem realistischen Szenario, auf das sie reagieren, um zu lernen, wie ein gute Lösungen gefunden oder zielgerichtete Entscheidungen getroffen werden können. Der Verein SimNAT Pflege ist ein Beispiel für eine Arbeitsgemeinschaft, die den Erfahrungsaustausch über Simulation anregt und eine Plattform für gemeinsames Lernen schafft.
Interaktion und Beziehung
Digitale Tools können die Interaktion mit Pflegebedürftigen erleichtern und dazu beitragen, Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu mindern.
Beispiel: Personalisierte Assistentensysteme bieten maßgeschneiderte Unterstützung, insbesondere im häuslichen Umfeld von Pflegebedürftigen. Im Rahmen des Projekts KOMPASS wurde ein virtueller Assistent entwickelt, der emotional und kognitiv beeinträchtigte Pflegebedürftige bei alltäglichen Aufgaben begleitet. Der Assistent ist so programmiert, dass er auf die spezifischen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt ist und mit den Pflegebedürftigen auf empathische und verständnisvolle Weise interagiert.
Körpernahe Pflege
Digitale Anwendungen haben das Potenzial, die körpernahe Pflegearbeit zu unterstützen und dazu beitragen, Belastungen für Pflegekräfte zu reduzieren und/oder die Versorgungsqualität zu erhöhen.
Beispiele: Intelligente Pflaster ermöglichen es mittels Sensoren auf der Haut die Wundheilung zu überwachen bzw. wie im Fall des Projekts KIPRODE bei älteren, bettlägerigen Patient_innen die Entstehung von Druckwunden frühzeitig zu erkennen. Dadurch können schwer und aufwändig zu behandelnden Wunden vermieden werden. Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung von Exoskeletten. Im Rehabilitationsbereich ermöglichen robotergestützte Exoskelette etwa eine frühere und einfachere Mobilisierung von Pflegebedürftigen, indem sie Bewegungen, wie Aufstehen und Gehen oder das Anheben von Gegenständen erleichtern und sicher machen.
Im Rahmen des Projekts wurden die Auswirkungen digitaler und KI-basierter Anwendungen auf die Pflegearbeit analysiert und Empfehlungen für eine effektive digitale Dividende formuliert.
Das Impulspapier „Die digitale Dividende in der Pflege – Warum sie nicht ankommt, und was wir dagegen tun können“ nennt vier zentrale Handlungsfelder für eine erfolgreiche digitale Transformation und Entlastung in der Pflege:
Ergänzend zu diesen Ergebnissen setzt sich das Impulspapier „Digitalisierung, KI und Pflege – Auf der Suche nach der digitalen Dividende“ mit dem Mangel an empirischer Evidenz bezüglich der Entlastungswirkung von digitalen und KI-basierten Anwendungen in der Pflege und wie wir hier zu einer besseren Wissensbasis kommen.
Ein zentrales Fazit: Digitale Anwendungen können Pflegekräfte spürbar entlasten – wenn sie gezielt auf ihre Wirkung hin geprüft und sinnvoll eingeführt werden. Dafür brauchen Einrichtungen verlässliche finanzielle, personelle und fachliche Unterstützung.
Bringmann, Julia; Evans-Borchers, Michaela
Warum sie nicht ankommt, und was wir dagegen tun können / Julia Bringmann, Michaela Evans-Borchers ; Herausgebende Abteilung: Abteilung Analyse, Planung und Beratung. - Bonn : Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., April 2025. - 10 Seiten = 250 KB, PDF-File. - (Impuls)Electronic ed.: Bonn : FES, 2025ISBN 978-3-98628-439-8
Zum Download (PDF) (250 KB, PDF-File)
Auf der Suche nach der digitalen Dividende / Julia Bringmann, Michaela Evans-Borchers ; Herausgeberin: Abteilung Analyse, Planung und Beratung. - Bonn : Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2024. - 7 Seiten = 240 KB, PDF-File. - (FES impuls)Electronic ed.: Bonn : FES, 2024ISBN 978-3-98628-617-0
Zum Download (PDF) (240 KB, PDF-File)
Die folgenden Begriffe werden im Kontext der Digitalisierung in der Pflege definiert.
Dies umfasst alle Maßnahmen, die darauf abzielen, die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften zu verbessern und ihre täglichen Belastungen zu verringern. Zu diesen Belastungen gehören Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, körperliche und psychische Anstrengungen sowie zusätzliche Herausforderungen durch überdurchschnittlich hohe Krankenstände und Fachkräftemangel. Um Pflegefachkräfte zu entlasten, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel die Verbesserung der Pflegeausbildung oder die Digitalisierung des Pflege- und Gesundheitswesens.
Darunter versteht man die Vorteile, die sich durch den Einsatz digitaler Technologien in der ambulanten und stationären Pflege ergeben. So kann der Einsatz digitaler Anwendungen zu mehr Effizienz führen, Kommunikation, Diagnostik oder die individuelle Patient_innenversorgung verbessern. Im Mittelpunkt sollten insbesondere die Mehrwerte für professionell Pflegende stehen, im Sinne entlastender Zeitgewinne für das Pflegepersonal und einer neuen Zeitverwendung des Pflegepersonals mit mehr Zeit für die Versorgung der Patient_innen. Die Art und Weise wie digitale Anwendungen und künstliche Intelligenz in medizinische und pflegerische Prozesse implementiert werden, hat Auswirkungen darauf, wie die digitale Dividende verteilt wird und wer letztlich davon profitiert.
Mehrere Gesetze unterstützen die Digitalisierung des Gesundheitssystems, indem sie die Einrichtung digitaler Infrastrukturen voranbringen und die Nutzung digitaler Anwendungen im Gesundheitssystem begleiten und ausweiten.
2023 wurde eine Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege entwickelt, um die Versorgungsqualität zu verbessern, die Wirtschaftlichkeit und Effizienz zu erhöhen und Patient_innenbelange in den Mittelpunkt zu stellen.
Mit dem Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG) wurde beim Spitzenverband Bund der Krankenkassen ein Kompetenzzentrum Digitalisierung und Pflege eingerichtet (§ 125b SGB XI), um konkrete Empfehlungen in Bezug auf Informationstechnologien und die Weiterentwicklung der Digitalisierung für Pflegeeinrichtungen, Leistungserbringer, Pflegekassen, Pflegeberatungsstellen, sowie Pflegeverbände zu entwickeln. Zudem führt das Zentrum regelmäßig Analysen und Bewertungen zur Umsetzung digitaler Lösungen in der Langzeitpflege durch. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Wissenstransfer zum Umgang mit digitalen Technologien, sowohl für Pflegebedürftige als auch für deren Angehörige.
Dieser Begriff bezeichnet alle Pflegemaßnahmen, die über einen längeren Zeitraum hinweg erforderlich sind. Der Bedarf an Langzeitpflege kann durch einen Unfall, Alter oder schwere Krankheit entstehen und betrifft die dauerhafte Unterstützung bei Tätigkeiten wie Baden, An- und Auskleiden, Fortbewegung, Mahlzeitenzubereitung oder Lebensmitteleinkauf. Bei der ambulanten Langzeitpflege (entspricht ca. 85% der Langzeitpflegefälle) erhalten Pflegebedürftige diese Hilfe und Leistungen zu Hause, entweder von Angehörigen oder ambulanten Pflegediensten. Finanzielle staatliche Unterstützungsleistungen dafür sind beispielsweise das Pflegegeld oder der Entlastungsbetrag. Bei der stationären Langzeitpflege bieten Pflegeeinrichtungen wie Pflegeheime rund um die Uhr Pflege und Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten.
Der Begriff Pflegekräftemangel bezieht sich auf den strukturellen Mangel an Pflegefachpersonal im Hinblick auf die stetig zunehmenden Pflegebedürfnisse. Im Jahr 2024 konnten 31.000 Stellen im Pflegebereich nicht besetzt werden. Für 2049 wird ein Bedarf von 2,15 Millionen Pflegekräften prognostiziert, wobei zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen werden, um diesen Bedarf zu decken (Statistisches Bundesamt). Der Pflegekräftemangel hat bedeutende Auswirkungen auf das Pflegepersonal sowie auf die Arbeitsbedingungen und die Versorgungsqualität: Die Pflegenden stehen unter starkem Zeitdruck, leiden unter emotionaler und psychischer Belastung und müssen immer mehr Überstunden leisten.
Die Telematikinfrastruktur (TI) verknüpft die verschiedenen IT-Systeme im deutschen Gesundheitswesen. Sie ermöglicht die sichere und effiziente Übertragung medizinischer Daten und Dokumente zwischen allen medizinischen und pflegerischen Akteuren und Einrichtungen und verbessert dadurch die Qualität der medizinischen Versorgung. Zu ihren Anwendungen gehören beispielsweise das elektronische Rezept (eRezept) und die elektronische Patientenakte (ePA), die es erlauben, medizinische Dokumente sicher zu speichern, sowie ein spezifischer E-Mail-Dienst für Praxen und Krankenhäuser. Die Gematik (Nationale Agentur für digitale Medizin) ist dafür zuständig, diese Infrastruktur auszubauen.
Die Versorgungsqualität gibt Auskunft über die Qualität einer Behandlung und/oder Betreuung im Gesundheits- und Pflegewesen. In ambulanten Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen prüft der Medizinische Dienst der Landesverbände der Pflegekassen diese jährlich (ca. 21.900 Prüfungen im Jahr 2023, Medizinischer Dienst). Im Mittelpunkt der Qualitätsprüfung steht die Frage, ob die Pflegebedürftigen die individuelle und fachliche Pflege erhalten, die sie benötigen. In Krankenhäusern werden Strukturprüfungen durchgeführt, bei denen Operationen und Prozesse technisch und organisatorisch kontrolliert werden. Für komplizierte Behandlungen sind hohe Qualitätsstandards vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) festgelegt.
Wirksamkeit und Akzeptanz sind zentrale Faktoren, um digitale und KI-basierte Anwendungen erfolgreich flächendeckend zu implementieren und sicherzustellen, dass diese Anwendungen zu einer digitalen Dividende führen. Die Wirksamkeit bezieht sich darauf, in wie weit eine Anwendung die gewünschten Ergebnisse erzielt, ob sie zum Beispiel hilft, die Pflegequalität zu verbessern oder die Effizienz der Pflegeprozesse zu erhöhen. Darüber hinaus bezieht sich Akzeptanz auf die Bereitschaft und Zustimmung von Pflegekräften, Patient_innen und anderen Beteiligten, diese Technologien zu nutzen und in ihre täglichen Arbeitsabläufe zu integrieren.
Die hier dargestellten Ergebnisse sowie die zwei Impulspapiere gehören zu einem von der Friedrich-Ebert-Stiftung initiierten Beratungsprojekt zur Frage „Wie kommen wir zu einer digitalen Dividende in der Pflege?“.
Die in den Impulspapieren skizzierten Herausforderungen und Handlungsempfehlungen basieren v.a. auf den Erkenntnissen aus drei Fachgesprächen, die im Verlaufe des Jahres 2024 durchgeführt wurden und an denen Vertreter_innen von Politik, Verbänden, Wissenschaft und der Pflegepraxis (u.a. aus Krankenhäusern, Einrichtungen der stationären Langzeitpflege und von ambulanten Pflegediensten), beteiligt waren.
Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet von Julia Bringmann und Michaela Evans-Borchers.
Julia Bringmann ist Sozialwissenschaftlerin und promoviert am Lehrbereich "Soziologie von Arbeit, Wirtschaft und technologischem Wandel" an der Humboldt-Universität zu Berlin zur digitalen Transformation als Mittel gegen Arbeitskräfteknappheit.
Michaela Evans-Borchers ist Direktorin des Forschungsschwerpunktes „Arbeit und Wandel“ am Institut Arbeit und Technik (IAT), Westfälische Hochschule und forscht unter anderem zum Zusammenhang von Digitalisierung und entlastungsfördernder Arbeitsgestaltung in der Pflege.
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Diese Webseite wurde von Mathilde Chesneaux mit der Unterstützung des Kommunikationsteams konzipiert und umgesetzt.