Wer hat hier das Sagen?

Jetzt seid ihr dran!

Oma Maria erzählt von ihrer Schulzeit vor mehr als 60 Jahren. Aus heutiger Sicht hat sich ihr Lehrer schlimm verhalten. Maria hat harte Strafen und Gewalt in der Schule erlebt. Deniz ist entsetzt. Aber er kennt das Gefühl, von Lehrkräften nicht ernst genommen zu werden.

Lest die weiteren Informationen. Hier erfahrt ihr mehr zum Thema.

Wie war Schule in den 1950er Jahren?

Damals wurde der Unterricht meistens frontal gehalten. Das bedeutet, dass die Lehrkraft vorne stand und allein gesprochen hat. Die Schüler_innen haben einfach nur zugehört. Die Lehrkraft war die unumstrittene Autorität im Raum.

 

Gehorsam war extrem wichtig. Wenn die Schüler_innen nicht das gemacht haben, was verlangt wurde, konnte das schlimme Folgen haben. Strafen und Gewalt waren an der Tagesordnung. Die Kinder wurden von der Lehrkraft geprügelt, mit dem Lineal auf die Finger geschlagen oder an den Ohren gezogen.

 

Diskussionen und Mitbestimmung im Schulalltag? Das gab es damals nicht. Die Lehrkräfte entschieden, was gemacht wurde und die Schüler_innen mussten das hinnehmen. Für eigene Meinungen oder Kreativität gab es in der Schule keinen Raum.

 

Die Klassen waren sehr groß. Oft saßen mehr als 40 Kinder in einer Klasse! Das hat das Lernen schwierig gemacht.

 

Die Geschlechtertrennung war noch sehr verbreitet. Jungen und Mädchen hatten oft getrennten Unterricht und waren in getrennten Klassen oder sogar Schulen.

 

Insgesamt war die Schule in den 1950er Jahren ein Ort, der von strikter Autorität, Gehorsam und wenig Raum für persönliche Entfaltung geprägt war.

Hat das damals den Kindern geschadet?

Oma Maria scheint nicht mehr unter ihrer Vergangenheit zu leiden. Aber das heißt nicht, dass alles in Ordnung ist. Harte Strafen und Gewalt hinterlassen oft unsichtbare Narben, die lange wehtun können. Sie können zu Depressionen, einem geringen Selbstwertgefühl oder Angststörungen führen.

 

Manche Kinder und Jugendliche ziehen sich aus Angst vor weiteren Strafen zurück. Sie verlieren ihren Antrieb und Lebensmut. Andere haben Alpträume und Schlafstörungen. Dadurch können sie sich nicht mehr gut konzentrieren, was zu Problemen in der Schule und zu Hause führt. Vielen fällt es schwer, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Sie passen ihr Verhalten an, um nicht aufzufallen. Einige werden aggressiv und verletzen sich selbst oder andere. Manche versuchen, ihren inneren Schmerz mit Drogen zu betäuben.

 

Harte Strafen, Gewalt und eine autoritäre Erziehung können die Freude am Leben zerstören, das Selbstwertgefühl untergraben und Menschen ängstlich oder gewalttätig machen. Dadurch kann ein Teufelskreis entstehen, der nur schwer zu durchbrechen ist. Wir brauchen ein Ende der Gewalt und ein Umdenken in der Erziehung, um langfristige negative Folgen zu vermeiden.

Gewalt und Erziehung - bis heute untrennbar?

Seit den 1960er Jahren hat sich die Schule in Deutschland stark verändert. Die Menschen der 68er-Bewegung wollten eine demokratischere Schule und weniger Hierarchie im Bildungssystem. Während die Prügelstrafe in der DDR bereits 1949 abgeschafft wurde, dauerte es in den westdeutschen Bundesländern bis 1973 und in Bayern sogar bis 1983! 

 

Internationale Abkommen wie die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 tragen zur Verbesserung der Erziehungsbedingungen bei. Darin verpflichten sich die Staaten der Welt, Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen – auch eine gewaltfreie Erziehung! In Deutschland wurde die im Jahr 2000 zum Gesetz. Seither steht im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) unter Paragraph 1631, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben.

 

Trotz dieser Fortschritte zeigt eine aktuelle UNICEF-Studie, dass jede_r sechste Deutsche Ohrfeigen für angemessen hält. Jede_r Zweite meint, ein Klaps auf den Po habe noch keinem Kind geschadet. Körperliche Gewalt durch Lehrkräfte gehört in deutschen Schulen der Vergangenheit an. Bei der körperlichen Gewalt von Eltern gegen ihre Kinder gibt es aber noch viel zu tun: 


Weltweit ist sie nur in etwas mehr als 50 Ländern gesetzlich verboten. In der EU gibt es zwar ein Prügelstrafen-Verbot an Schulen, aber in Tschechien, Italien, Belgien oder der Slowakei dürfen Eltern ihre Kinder immer noch schlagen.

Bildet jetzt Gruppen von fünf Personen.

Ihr werdet entweder eingeteilt oder ihr findet selbst zusammen.

Bei welchen Themen fühlt ihr euch in eurer Schule von Lehrkräften nicht respektiert oder berücksichtigt? Wo wünscht ihr euch mehr Mitbestimmung?
 
Schreibt eure Themen auf Karten.


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Wie ist es heute in der Schule?

Vieles ist besser als zu Marias Schulzeit. Körperliche Gewalt von Lehrkräften gegen Schüler_innen ist gesetzlich verboten. Die Gewalt von Eltern gegen Kinder wird weniger. Aber Gewalt unter Schüler_innen gibt es immer noch.

 

Auch wenn die meisten Lehrkräfte ihren Job sehr gut machen, herrschen nach wie vor ungleiche Machtverhältnisse in der Schule. Oft haben Schüler_innen bei Entscheidungen, die sie direkt betreffen, kein Mitspracherecht

 

Neue Formen von Gewalt sind entstanden. Demütigungen, Beleidigungen und Beschimpfungen sind vielleicht weniger offensichtlich als Schläge. Sie können aber genauso schädlich sein. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Lehrkräfte ihre Macht und Position ausnutzen können. 

 

Viele Menschen sagen, das Androhen von schlechten Noten oder anderen Strafen sei in Ordnung, weil der Unterricht sonst nicht ungestört ablaufen könne. Aber Schüler_innen leiden oft unter dieser Art von Druck und Kontrolle und fühlen sich belastet.
 

So könnt ihr mitbestimmen!

Eine_n Klassensprecher_in wählen und in der Schüler_innenvertretung mitarbeiten – diese Beispiele für Mitbestimmung kennen die meisten. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten: In Schulkonferenzen sprechen Schüler_innen, Lehrkräfte und Eltern gemeinsam über wichtige Themen. Manchmal werden Arbeitsgruppen gebildet, um konkrete Projekte zu planen und umzusetzen. Einige Schulen haben ein Schüler_innenparlament, mit dem sich die Schüler_innen aktiv in die Gestaltung des Schullebens einbringen können.


 Der Wunsch nach Mitbestimmung entsteht vor allem dann, wenn etwas an der Schule nicht gut läuft. Im Beispiel von Deniz ist es der Fußballplatz, der für einen Container Platz machen soll. Der Pausenhof wird also kleiner, weil die Schule anbauen will. Dagegen können die Schüler_innen nicht viel machen. Oder doch? 


Einen wichtigen Schritt hat Deniz schon getan: Er hat das Problem erkannt. Aber allein kann er nicht viel bewegen. Deshalb sollte er sich Verbündete suchen, um mehr Einfluss zu haben. Deniz könnte mit seinen Mitschüler_innen über den Containerbau sprechen, um so bei anderen ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen. Die Umgestaltung des Schulhofes betrifft alle Schüler_innen.


Gemeinsam könnten sie überlegen, was sie genau erreichen wollen: Den Bau der Container stoppen? Die Container an einer anderen Stelle aufbauen lassen – vielleicht auf dem Lehrkräfteparkplatz? Den Fußballplatz an einen anderen Ort verlegen? Wenn die Schüler_innen eine gemeinsame Forderung haben, können sie mit gebündelter Kraft darauf aufmerksam machen. Aufmerksamkeit bekommen sie durch:


•    Plakate
•    Beschwerdeboxen
•    die Schüler_innenzeitung
•    Postings im Internet
•    Protest auf dem Schulhof / im Wohnort
•    Petitionen und Umfragen
•    Briefe an die Schulleitung und die Presse


Ihr seht: Da gibt es viele Ideen!


 Wenn man mit Forderungen an die Öffentlichkeit geht, findet man oft weitere Unterstützer_innen: Was denken eigentlich Lehrkräfte, Eltern oder Politiker_innen über die Maßnahmen der Schule? Vielleicht können sich Schüler_innen mit weiteren Personen zusammenschließen, um die eigene Position besser durchzusetzen. Vielleicht haben andere sogar noch eine neue Idee, wie beides nebeneinander bestehen kann: Fußballplatz und Schulanbau.

Wählt aus euren gesammelten Themen das aus, das euch am wichtigsten ist. Bearbeitet folgende Aufgaben:
 
1. Erstellt ein kritisches Meme, um auf euer Thema aufmerksam zu machen. Nutzt bei Bedarf diesen Meme-Generator
 
2. Gestaltet ein Plakat zum Thema mit euren Forderungen. 

 

Kommt nun wieder in der großen Gruppe zusammen und folgt den weiteren Anweisungen. 

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