Landesbüro Berlin

Frauen MACHT Berlin!

Politische Teilhabe von Frauen in Berlin

Wie gestaltet sich die Teilhabe von Frauen in der Politik Berlins nach der Wiederholungswahl 2023? Wie hoch ist nun der Frauenanteil auf allen Ebenen und Funktionen? Wie hat er sich entwickelt und wo liegen die Ursachen dafür? Welche Rolle spielt das Wahlrecht? Was tun Parteien und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für die Berliner Politik?

Anlässlich der Wiederholungswahl 2023 legt das Landesbüro Berlin der Friedrich-Ebert-Stiftung seine erstmals 2020 erschienene Studie „Frauen MACHT Berlin“ zur politischen Partizipation von Frauen im Land Berlin mit aktuellen Zahlen und neuer Analyse vor. Sie leistet einen Beitrag zur Debatte über ein Paritätsgesetz für Berlin und gibt Handlungsempfehlungen für mehr Partizipation von Frauen.

Die neue Studie können Sie hier herunterladen. Gerne senden wir kostenfrei Printexemplare zu. 

Eine Presseinformation zu den Ergebnissen der neuen Studie finden Sie hier.

Die detaillierte Auswertung und Analyse der Beteiligung von Frauen in der Hauptstadt – von der Bezirksverordnetenversammlung über das Abgeordnetenhaus bis zum Senat – liefert insbesondere durch den Vergleich zu den Ergebnissen 2021 neue Impulse. Untersucht werden dieFrauen- und Männeranteile, jeweils mit besonderem Blick auf die Anteile von Kandidat_innen und Gewählten, differenziert nach Parteien. Zudem werden Führungspositionen auf Senats- und Bezirksebene ausgewertet und  Handlungsempfehlungen formuliert.

Vorgestellt wurde die neue Studie am 19.9.23 bei einer Veranstaltung mit Bundestagspräsidentin a. D. Prof. Dr. Rita Süssmuth, der Berliner Gleichstellungssenatorin Cansel Kiziltepe, der Schauspielerin Juliane Torhorst, der Autorin Dr. Helga Lukoschat und der Moderatorin Dr. Christine Kurmeyer. Im Verbund mit der Vorstellung der Studie zeigen wir das Theaterstück FRAU MINISTER von und mit Jule Torhorst. Dabei stellt Jule Torhorst die Machtfrage, – ausgehend von der Biografie der ersten Ministerin Deutschlands (DDR), Dr. Marie Torhorst, ihrer eigenen Tante.

Die Einladung zu dieser Vorstellung im doppelten Sinne finden Sie hier.

Die bisherigen Ausgaben der Studie finden Sie hier als PDF zum Download (erschienen 2022) und hier, ebenfalls als PDF zum Download (erschienen 2020). Die Webseite zur Studie aus dem Vorjahr findet sich hier

Berichterstattung in den Medien:

"Wanted: Kulturwandel" von Elena Kirillidis, taz, 20.9.23, online unter https://taz.de/Frauenanteil-in-Berlins-Landespolitik/!5958189/

"Frauenanteil im Berliner Abgeordnetenhaus: Aus Versehen weiblicher" von Franziska Schindler, Spiegel, 19.9.23, online unter https://www.spiegel.de/politik/deutschland/berliner-abgeordnetenhaus-warum-der-frauenanteil-nach-der-wiederholungswahl-stieg-a-c06cb030-7699-4943-8cfd-648ba0b8db44 

"Nach der Wahlwiederholung: Berliner Politik ist weiblicher geworden – doch die Benachteiligung bleibt." von Anna Thewalt, 19.9.23, online unter https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-der-wiederholungswahl-die-berliner-landespolitik-ist-weiblicher-geworden--doch-die-benachteiligung-bleibt-10485490.html 

"Studie zur Parität: Weiblicher, aber nicht weiblich genug" von Awazeh Khoshnam, K&P, 20.9.23, online unter https://www.politik-kommunikation.de/politik/weiblicher-aber-nicht-weiblich-genug/ 

RBB Inforadio interviete Schauspielerin Jule Torhorst über ihr Stück "Frau Minister", online unter https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2023/09/19/jule-torhorst-frau-minister-berlin-theater.html 

RBB Kultur interviewte am Vormittag des 19.9.23 die Schauspielerin Jule Torhorst über ihr Stück FRAU MINISTER, das heute gemeinsam mit der Studie vorgestellt wird:  https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/der_morgen/archiv/20230919_0600/kultur_aktuell_0945.html 

 

Die Ergebnisse im Überblick

Neues politisches Kräfteverhältnis bedeutet mehr Frauen im Landesparlament

Die Wiederholungswahl erbrachte ebenso überraschende wie aufschlussreiche Ergebnisse: Obwohl die Parteien dieselben Kandidat_innen für die Wahlkreise und Wahllisten aufstellen mussten, erhöhte sich der Frauenanteil im Berliner AGH um 3,6 Prozentpunkte auf 39 %. Im Ranking der Länderparlamente ist Berlin so auf Platz 3 hinter Hamburg und Bremen vorgerückt.

Entscheidende Stellschrauben: das Wahlrecht und die Nominierungspraxis

Die Analyse der Ergebnisse mit Blick auf das Abgeordnetenhaus zeigt erneut, wie sich das Zusammenspiel von Wahlrecht und den Nominierungspraktiken der Parteien positiv bzw. negativ auf die Anteile von Frauen im AGH auswirken kann. Dies zeigt die Auswertung nach Parteien:

Der Sieg der CDU sorgt für mehr Frauen als Abgeordnete

Die Verschiebung der politischen Mehrheiten zugunsten der CDU wirkte sich mit Blick auf den Frauenanteil positiv aus. Die CDU gewann 2023 mehr Wahlkreise, in denen Frauen nominiert waren. So zogen zwölf statt drei Frauen als Direktkandidatinnen ins AGH ein. Die CDU-Fraktion kommt damit zwar immer noch auf einen vergleichsweise niedrigen Frauenanteil von 25 %; gegenüber 13 % (2021) konnte sie diesen jedoch fast verdoppeln.

Der Verlust von Wahlkreisen der SPD-Männer führt zu mehr Frauen bei der SPD

Dem Verlust von SPD-Direktmandaten, der überwiegend zulasten von Männern ging, ist es zu verdanken, dass mehr Frauen als 2021 im Parlament vertreten sind: Der Frauenanteil verbesserte sich von 39 % (2021) auf fast die Hälfte (47 %), da über die quotierten Listen mehr Frauen (16) in das Abgeordnetenhaus einzogen. In der SPD-Fraktion finden sich nun 16 Frauen und damit zwei mehr als nach der Wahl 2021.

Bündnis 90/Die Grünen und Linke haben die höchsten Anteile

Die Fraktion der Grünen weist den höchsten Frauenanteil auf; dieser ist gegenüber 2021 sogar um weitere sechs Prozentpunkte von 53 % auf 59 % gestiegen. Damit fallen von insgesamt 34 Mandaten 20 an Frauen. Der Frauenanteil bei der Linken verringerte sich von 54 auf 50 %, da zwei Frauen ihre Wahlkreise verloren haben. Die Partei kommt somit nur noch auf 22 Mandate, die zu gleichen Teilen von Männern und Frauen ausgeübt werden.

Das Ausscheiden der FPD verbessert den Frauenanteil, die AfD verschlechtert ihn

Die FDP schaffte es bei der Wiederholungwahl nicht, die Fünfprozenthürde zu überwinden, und ist nicht mehr im Abgeordnetenhaus vertreten. 2021 besetzte die FDP lediglich zwei ihrer zwölf Mandate mit einer Frau; dies entsprach einem Anteil von 17 %. Das Ausscheiden der FDP, die erneut mehrheitlich Männer aufgestellt hatte, hat somit indirekt gleichfalls zum Anstieg des Frauenanteils beigetragen. Der Frauenanteil bei der AfD verringerte sich 2023 erneut um drei Prozentpunkte auf 12 %. Von 17 Sitzen werden nur zwei von Frauen besetzt.

Quotierte Listen wirken

Quotierte Listen bewähren sich erneut als wirksames Instrument. Die verbindlichen internen Regelungen bei SPD und Linken zu paritätischen Listen sowie die Mindestquotierung von 50 % bei Bündnis 90/Die Grünen zeigen Wirkung. Unverbindliche Regelungen, wie das bisherige 30-Prozent-Quorum der CDU, oder das Fehlen von Regelungen wie bei FDP und AfD mindern erheblich die Chancen von Frauen.

Frauen bei Wahlkreiskandidaturen deutlich benachteiligt

Das in Berlin vorherrschende personalisierte Verhältniswahlrecht mit dem System der Direktkandidaturen über Wahlkreise (Erststimme) kann die Wahlchancen von Frauen klar beeinträchtigen. Die Zahlen belegen, dass in den meisten Parteien – mit Ausnahme der Grünen – von vornherein weniger Frauen als Männer in den Wahlkreisen nominiert werden (im Durchschnitt 64 % Männer gegenüber 36 % Frauen). Vor allem werden in den für die jeweilige Partei als aussichtsreich geltenden Wahlkreisen eher Männer als Frauen nominiert. Dies gilt vor allem für die CDU, aber auch die SPD.

Führungspositionen im Senat: weiblicher und diverser

2021 bestand der Berliner Senat unter der Führung von Franziska Giffey (SPD) aus sechs Senatorinnen und vier Senatoren. Mit Kai Wegner (CDU) als Regierendem Bürgermeister ist der Senat nun mit sieben Senatorinnen und drei Senatoren noch weiblicher besetzt als zuvor. Bezieht man den Regierenden Bürgermeister mit ein, liegt der Anteil von Frauen erneut bei 64 %, auf der Ebene der Staatssekretär_innen bei 42 %. Auch ist Berliner Senat nun diverser als zuvor.

Bessere Ausgangslage in den Bezirken

In den Bezirksverordnetenversammlungen ist der Frauenanteil insgesamt gegenüber der Wahl 2021 leicht um 1,8 Prozentpunkte von 42,9 auf 41,1 % gesunken. Der Vergleich zwischen Bezirken sieht Mitte als Spitzenreiter mit einem Anteil von 49,1 %; das Schlusslicht bildet Spandau mit 32,7 %. Berlin liegt damit auf kommunaler Ebene deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 28 %. Für die Bezirksverordnetenversammlungen erfolgt, im Unterschied zu anderen Bundesländern, die Wahl grundsätzlich über ein reines Verhältniswahlrecht mit festen Listen. Auch hier bildet die Kombination aus Wahlrecht und Stärke der Parteien mit verbindlichen Vorgaben den entscheidenden Faktor für die Teilhabe von Frauen.

Bürgermeisterinnen auf dem Vormarsch

Nach der Wiederholungswahl werden sieben von zwölf Bezirken von einer Frau geführt. Das entspricht einem Frauenanteil von 58 % und einer Verbesserung von 25 Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Zu den bisher von einer Frau geführten Rathäusern in Friedrichshain-Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf kamen vier hinzu (Mitte, Marzahn-Hellersdorf, Pankow und Reinickendorf).

Die Wiederholungswahl als Anlass und Chance für ein Paritätsgesetz

Die Berlinwahl 2023 führt die Relevanz des Wahlrechts für die gleichberechtigte Teilhabe vor Augen und gibt damit Anlass für gesetzgeberisches Handeln. Die neue Berliner Landesregierung hat im Koalitionsvertrag festgehalten, die verfassungsrechtlichen Möglichkeiten eines Paritätsgesetzes zu prüfen. Damit positioniert sich auch die Berliner CDU erstmals für ein Gesetz als Garant einer tatsächlich gleichberechtigten Teilhabe. Das Bundesverfassungsgericht hat über die grundsätzliche Verfassungskonformität von Paritätsgesetzen nach wie vor nicht entschieden. Die verfassungsrechtliche Debatte wird weiterhin kontrovers geführt: In der Wahlrechtskommission des Bundestages hielten sich die Einschätzungen pro und kontra in etwa die Waage. Zudem hat die Kommission weitere Modelle erarbeitet, an die Berlin anknüpfen kann.

Frauen im politischen Berlin - Infografiken nach Ebenen

Das Berliner Abgeordnetenhaus

Bezirke

Führungspositionen

Verantwortlich

Dr. Nora Langenbacher

030 269 35 7365

Nora.Langenbacher(at)fes.de

Presseanfragen gerne an Katrin.Breston-Ziehlke(at)fes.de / Tel: 030 26935 7363

Printexemplare können via Mail oder telefonisch kostenlos bei uns bestellt werden: 030 26935 7363

Weitere Publikationen zum Thema

Berlin braucht Parität, weil…

Gesammelte Argumente für ein Paritätsgesetz in Berlin – aufgenommen  bei unserer Veranstaltung „Frauen MACHT Berlin“ am 25.10.2019.

Mehrheit an Senatorinnen
Berlin im Länderranking auf Platz 3
Frauenanteil in den Bezirksverordnetenversammlungen
Keine gleichberechtigte politische Teilhabe von Frauen
Frauenanteil in SPD-Fraktion gestiegen

Arbeitslinie "Politische Partizipation von Frauen im Land Berlin"

Im Bereich der Gleichstellungspolitik bearbeitet das Landesbüro Berlin schwerpunktmäßig die politische Partizipation von Frauen im Land Berlin. Seit 2019 begleiten unsere Veranstaltungen und Publikationen dabei insbesondere die Debatte um ein Paritätsgesetz in Berlin.

Die FES lädt zudem regelmäßig zu Treffen des überparteilichen zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Berliner Netzwerk Parität“ein, welches sich auf Initiative der FES und der damaligen Berliner Bundestagsabgeordneten Cansel Kiziltepe 2019 im Haus der FES gegründet hat. Das Netzwerk hat das Ziel, die Diskussion über ein Paritätsgesetz im Land Berlin konstruktiv außerparlamentarisch zu begleiten. Es arbeiten u.a. die EAF Berlin, der Landesfrauenrat Berlin, die Überparteiliche Fraueninitiative Berlin Stadt der Frauen sowie Vertrer_innen verschiedener politische Parteien und Professionen in dem Bündnis mit. Das Bündnis steht allen Engagierten für das Thema Parität offen.

Interesse an einer Mitarbeit im Berliner Netzwerk Parität? Melden Sie sich gerne bei uns: berliner-netzwerk-paritaet(at)fes.de.

Auf dem Themenportal Gender Matters der FES finden sich viele weitere interessante Publikationen und Veranstaltungen zur Geschlechtergerechtigkeit: https://www.fes.de/themenportal-gender-jugend/gender


Videomitschnitte von unseren Veranstaltungen zum Thema Parität

„Frauen MACHT Berlin! Wege zu gleichberechtigter politischer Teilhabe in Berlin" 25.10.2019

Highlights: „Frauen MACHT Berlin! Wege zu gleichberechtigter politischer Teilhabe in Berlin“

Podiumsdiskussion "Jetzt erst recht! Berlin auf dem Weg zum Paritätsgesetz", 1.7.2020

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