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Die Friedrich-Ebert-Stiftung trauert um Peter Lösche

Peter Lösche, Politikwissenschaftler und Parteienforscher, ist am 9. März 2016 im Alter von 77 Jahren nach schwerer Krankheit in Kassel verstorben. Er war der FES auf vielfältige Weise verbunden.

Verwurzelung in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung
Am 13. Februar 1939 wurde Peter Lösche als Sohn der Sozialdemokraten Bruno und Dora Lösche in Berlin geboren. Lösche war in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung fest verwurzelt: früh angelegt durch seinen Vater Bruno, 1925 Jugendsekretär der SPD Groß-Berlin, 1931 Bildungssekretär, 1933/34 KZ-Haft, nach Kriegsende stellvertretender Bürgermeister des Bezirks Tiergarten, später Stadtrat für Volksbildung; und seine Mutter Dora, Tochter des SPD-Reichstagsabgeordneten Konrad Ludwig, der als Mitglied beim Parteivorstand und Hauptkassierer der SPD in Berlin eng mit den ersten Schritten der Friedrich-Ebert-Stiftung nach dem Tode Eberts im März 1925 verbunden war. Im Nachkriegsdeutschland nahm Dora Lösche wichtige Aufgaben und Funktionen für die Berliner SPD wahr: Frauensekretärin, Mitglied des Landesausschusses, Mitglied des Abgeordnetenhauses und Berliner Bundestagsabgeordnete.

Wissenschaftlicher Werdegang
Nach dem Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Geografie an der Freien Universität Berlin, der Universität Göttingen und in den Vereinigten Staaten war Peter Lösche von 1967 bis 1973 wissenschaftlicher Assistent und Juniorprofessor am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. 1969/1971 forschte er als Kennedy Memorial Fellow an der Harvard University. Zuvor hatte er 1966 zum Thema "Der Bolschewismus im Urteil deutscher Sozialdemokraten 1903-1920" an der Freien Universität Berlin promoviert; ebendort 1973 Habilitation für Politikwissenschaft und Neuere Geschichte. Von 1973 bis zu seiner Emeritierung 2007 wirkte Lösche als Professor für Politikwissenschaft an der Universität Göttingen.

Verbundenheit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung
Im Rahmen seiner Forschungen zur Geschichte der Parteien in der Bundesrepublik Deutschland arbeitete Peter Lösche eng mit dem ehemaligen Historischen Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung beziehungsweise dem Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammen. Beispielhaft für diese Zusammenarbeit steht sein 1999 vor dem Gesprächskreis Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung gehaltener Vortrag "Parteienstaat in der Krise?", auf dem Politikerinnen und Politiker wie die ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger, die ehemalige Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit Katharina Focke und dem ehemaligen Bundesminister für Bildung und Wissenschaft Helmut Rohde zu den Diskussionsteilnehmern gehörten. Zu den wichtigsten Werken, in denen sich Lösche mit der Geschichte der SPD befasste, zählen "Die SPD. Klassenpartei, Volkspartei, Quotenpartei" (1993, gemeinsam mit Franz Walter) sowie "Kleine Geschichte der deutschen Parteien" (1996).

Anlässlich des 150-jährigen Parteijubiläums verfasste Peter Lösche 2014 für das Archiv für Sozialgeschichte (AfS), das seit 1961 von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben wird, einen detaillierten Literaturüberblick zum Stand der derzeitigen Forschung. Darin hält er als Fazit der 150-jährigen Geschichte der SPD fest: "So wie die meisten anderen Parteien in der deutschen Geschichte ist die Sozialdemokratie aus einer sozialen Bewegung hervorgegangen. Die SPD ist aber heute im Prinzip eine Partei wie jede andere – auf der Suche nach ihrer Identität."

Publikationen von Peter Lösche im Katalog der FES-Bibliothek.

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