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Wie das Gastgeberland mit Waldschutz, Energiewende und internationaler Kooperation Maßstäbe setzen will. Interview mit Jan Souverein, Leiter des FES-Büros in Brasilien
Am 10. November beginnt die Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém. Im Gespräch berichtet Jan Souverein, Leiter des FES-Büros in Brasilien, welche Erwartungen das Land an die Konferenz hat und welche Schwerpunkte die Regierung Lula in der Klimapolitik setzt.
Jan Souverein: Die Klimapolitik spielt für die Regierung Lula eine zentrale Rolle. Der Schutz der brasilianischen Wälder, der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die Herstellung von grünem Wasserstoff und alternativen Treibstoffen stehen im Mittelpunkt. Der wichtigste Baustein ist der Waldschutz. Nachdem unter der Vorgängerregierung von Jair Bolsonaro Institutionen zum Waldschutz abgeschafft oder geschwächt wurden, hat Lula das Ziel ausgegeben, die Entwaldung bis 2030 auf null zu senken. Laut offiziellen Angaben konnte die Entwaldung des Amazonas im Vergleich zu 2022 bereits um 50 Prozent reduziert werden. Dennoch bleibt der Druck auf die Wälder hoch. Viele Brände werden absichtlich gelegt, um Flächen anschließend als Weide- oder Anbaufläche zu nutzen.
Brasilien setzt zugleich stark auf erneuerbare Energien. Schon heute stammen 88 Prozent der Stromerzeugung und etwa die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Besonders im sonnigen Nordosten wird die Solarenergie ausgebaut, und die Zahl der Elektrofahrzeuge wächst schnell. Gleichzeitig investiert die Regierung aber weiterhin in die Erdölförderung – und hat dies auch in der ökologisch sensiblen Amazonasmündung vor, wo Unfälle mit der Freisetzung von Öl katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt hätten.
Die Weltklimakonferenz ist für Brasilien von großer Bedeutung. Zehn Jahre nach der Verabschiedung des Pariser Abkommens möchte das Land Gastgeber einer ebenso wichtigen Konferenz sein – diesmal allerdings in einem schwierigeren internationalen Kontext. Nach vielen Ankündigungen und Versprechungen soll die COP30 – eine „COP der Umsetzung“ –werden, also eine Konferenz, die greifbare Ergebnisse liefert, die Mensch und Planet zugutekommen.
Gleichzeitig will Brasilien international ein Zeichen setzen: Nur durch die konstruktive internationale Zusammenarbeit lassen sich die globalen Herausforderungen bewältigen. Entsprechend hat die Regierung zahlreiche Akteure eingebunden – auch im Rahmen der BRICS-Präsidentschaft.
Ein zentrales Thema ist die Klimafinanzierung. Mit dem sogenannten Tropical Forests Forever Facility (TFFF) entsteht derzeit ein Mechanismus, der mithilfe öffentlicher Anschubfinanzierung privates Kapital mobilisieren sol. Die Erträge sollen an Länder mit tropischen Wäldern fließen, um dort finanzielle Anreize für deren Schutz zu schaffen. Zugleich will Brasilien darauf aufmerksam machen, dass in den tropischen Wäldern Menschen leben, deren Lebensbedingungen entscheidend für erfolgreichen Waldschutz sind.
Die Wahl des Austragungsortes Belém im Amazonasgebiet unterstreicht diesen Zusammenhang. Die Region zählt zu den ärmsten des Landes, was erhebliche logistische Herausforderungen mit sich bringt: Die begrenzte Infrastruktur und hohe Preise führten dazu, dass viele Delegationen verkleinert und manche zivilgesellschaftlichen Organisationen von einer Teilnahme abgesehen haben.
Entscheidend wird sein, ob neue, verbindliche Zusagen zur Klimafinanzierung gemacht werden. Brasilien geht mit gutem Beispiel voran und hat mit dem TFFF einen neuen Mechanismus entwickelt. Mit Indonesien hat als erstes ein Land aus dem Globalen Süden eine finanzielle Beteiligung zugesagt, anschließend viele weitere, auch Deutschland – das war bereits ein erster Erfolg. Besonders erfreulich ist, dass die COP30 erstmals seit Jahren wieder eine breite und aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft ermöglicht. Insofern wäre es ein Erfolg, wenn NGOs, soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Organisationen sichtbar Einfluss nehmen und Druck ausüben können – im Dialog, nicht im Widerspruch, mit der Politik.
Jan Souverein ist Landesvertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Brasilien, nimmt für die FES an der COP30 in Belém teil und begleitet die internationale Delegation vor Ort.
Gemeinsam mit dem Team der FES Brasilien koordiniert er zahlreiche Side-Events, pflegt den Austausch mit politischen, gewerkschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Partnern und vernetzt diese mit Akteur_innen aus Deutschland. Zudem unterstützt die FES den zivilgesellschaftlichen People’s Summit.
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