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Was für faire und entwicklungsfördernde Arbeitsmigration notwendig ist: Perspektiven aus Herkunftsländern

Arbeitsmigration aus Afrika nach Deutschland scheint angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland und der hohen Jugendarbeitslosigkeit in afrikanischen Ländern auf den ersten Blick eine gute Idee. Was aber braucht es aus Sicht der Herkunftsländer, insbesondere gewerkschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure, damit sie ein Erfolg wird. Basierend auf Interviews mit Expert_innen aus Ägypten, Tunesien, Ghana und Nigeria analysiert eine Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung die Bedingungen und Herausforderungen regulärer Arbeitsmigration nach Deutschland. Im Fokus stehen dabei die Informationsmöglichkeiten sowie die Einbindung und Stärkung von Akteuren vor Ort im Sinne der Interessen und Schutzbedarfe der potenziellen Migrant_innen.
 

Zentrale Erkenntnisse:
 

  • Deutschland gewinnt als Zielland an Bedeutung, doch strukturelle Barrieren wie Sprachanforderungen, bürokratische Anerkennungsverfahren und die intransparente Informationslage wirken sich hemmend auf die reguläre Arbeitsmigration afrikanischer Fachkräfte aus.
  • Ägypten, Tunesien, Ghana und Nigeria investieren verstärkt in ihre migrationspolitischen Strukturen – von neuen Behörden über internationale Abkommen bis zur Regulierung privater Vermittler. Vor allem Ghana und Nigeria haben Mechanismen zur Einbindung von Gewerkschaften und Zivilgesellschaft etabliert.
  • Potenzielle Migrant_innen nutzen kaum offizielle Informationskanäle, sondern verlassen sich stattdessen hauptsächlich auf persönliche Netzwerke und soziale Medien.
     

Empfehlungen für eine faire Gestaltung der Arbeitsmigration:
 

  • Damit Deutschland im Wettbewerb um Arbeitskräfte attraktiver wird, sollten reguläre Migrationswege ausgebaut und die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eingerichteten Zentren für Migration und Entwicklung durch verbesserte Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen mit lokalen Akteuren gestärkt werden.
  • Gewerkschaften und Zivilgesellschaft sollten stärker als bisher in migrationspolitische Prozesse eingebunden werden und dabei die Rechte und Schutzbedarfe von Arbeitsmigrant_innen stärker in den Blick nehmen. Auch eine intensivere Zusammenarbeit zwischen deutschen und afrikanischen Gewerkschaften kann in diesem Sinne förderlich sein.  
  • Um potenzielle Migrant_innen über legale Migrationsmöglichkeiten zu informieren, sollten gezielt Digital Streetwork-Ansätze in sozialen Medien genutzt werden.

Fritsche, Christiane

Arbeitsmigration nach Deutschland

gewerkschaftliche und zivilgesellschaftliche Perspektiven aus Ägypten, Tunesien, Ghana und Nigeria

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Zur Publikation



Über die Autorin

Dr. Christiane Fritsche war als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachstelle Einwanderung bei Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung beschäftigt. Derzeit ist sie als freie Autorin tätig und hat unter anderem Studien zur Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und zu den Arbeitsbedingungen von migrantischen Pflegekräften verfasst.

Die im Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Äußerungen der Gastautor_innen spiegeln nicht notwendigerweise die Haltung der Friedrich-Ebert-Stiftung wider.


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