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Die FES bringt Just Transition auf die Agenda der HSC – mit Fokus auf soziale Gerechtigkeit, Geschlechterfragen und internationale Allianzen.
Am 2. und 3. Juni hat in Hamburg zum zweiten Mal die Hamburg Sustainability Conference (HSC) stattgefunden.
Als bewusst gesetzter Gegenpol zur Münchner Sicherheitskonferenz soll diese Konferenz neue Impulse für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele geben. Sie bringt politische Entscheidungsträger_innen, Wirtschaftsvertreter_innen und zivilgesellschaftliche Akteure zusammen, um gemeinsam konkrete und zukunftsfähige Initiativen zu entwickeln. Denn bis 2030 bleibt nur noch wenig Zeit, um die globalen Ziele zu erreichen.
Im Zentrum steht dabei die Bildung von neuen Allianzen und ein vertrauensvoller Austausch, insbesondere mit Blick auf die globale Zusammenarbeit zwischen den Industrieländern und dem Globalen Süden. In diesem Jahr rückten neben der Reform der internationalen Finanzarchitektur und nachhaltigen Investitionen vor allem die Rolle von künstlicher Intelligenz und Digitalisierung im Kontext nachhaltiger Entwicklung in den Fokus der Konferenz.
In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen und des weitgehenden Rückzugs der USA aus der internationalen Zusammenarbeit setzt die HSC 2025 ein wichtiges Zeichen für globalen Zusammenhalt – denn gerade jetzt ist die internationale Kooperation wichtiger denn je. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil unterstreicht in diesem Zusammenhang das klare Bekenntnis zur Entwicklungsfinanzierung, ohne die es nicht gehen wird. Gleichzeitig herrscht Einigkeit darüber, dass ein „Weiter so“ nicht mehr ausreicht. Es braucht vertiefte Bemühungen, um neue, vertrauensvolle Partnerschaften mit Ländern des Globalen Südens zu schmieden, um die zentralen Herausforderungen der Zukunft wie die Klimakrise zu bewältigen. Die neue Bundesregierung plant hierfür u.a. eine Nord-Süd-Kommission ins Leben zu rufen.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Engagements der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) auf der Hamburg Sustainability Conference stand das Thema „Just Transition“. Bereits am 7. Oktober 2024 war im Rahmen der ersten Konferenz ein gemeinsamer Call to Action unterzeichnet worden. An dessen Ausarbeitung war die FES maßgeblich beteiligt, gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Der Aufruf hebt die zentrale Rolle globaler Zusammenarbeit hervor, um eine sozial gerechte Transformation bzw. Just Transition zu gestalten. Eine Just Transition umfasst nachhaltiges, resilientes und klimaneutrales Wachstum ebenso wie faire Arbeitsbedingungen und soziale Inklusion.
Ziel des gemeinsamen Aufrufs ist es, ins Handeln zu kommen und internationale Zusammenarbeit für Just Transition zu stärken. Besonders hervorgehoben und verdeutlicht wird die zentrale Bedeutung des sozialen Dialogs zwischen Regierung, Arbeitnehmenden und Arbeitgeber_innen. Dieser Dialog ist ein entscheidendes Instrument, um die globale Transformation zu stemmen und zugleich soziale Akzeptanz und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern. Auf diese Weise lassen sich die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Potenziale der Transformation besser ausschöpfen, während deren Nachteile reduziert oder gezielt abgefedert werden können. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Gewerkschaften auf nationaler, regionaler und sektoraler sowie dem Internationaler Gewerkschaftsbund als globale Dachorganisation.
Im Fokus stehen die Bildung von Allianzen, eine verbesserte Zusammenarbeit sowie kontinuierlicher Austausch. Ziel ist es, die Sozialpartner zu stärken - für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gute Arbeitsbedingungen und eine aktive Mitgestaltung der Transformation. Dabei geht es auch um die gezielte Förderung von Kompetenzen sowie eine stärkere Einbindung und Beteiligung von Gewerkschaften. Auf nationaler Ebene sollen die Kriterien der Just Transition insbesondere in die nationalen Klimaschutzpläne aller Regierungen berücksichtigt werden. International soll das Engagement in multilateralen und regionalen Plattformen wie der UN-Klimarahmenkonvention intensiviert werden, um die Leitlinien für Just Transition der ILO wirkungsvoll umzusetzen.
Das Hauptaugenmerk des diesjährigen Side Events mit dem Titel „A Just Transition for All: from Concepts to Action“ lag auf der Frage, wie sich die im Call to Action verankerten Ideen und Maßnahmen für Just Transition in die Praxis umsetzen lassen. Für klimaneutrale und resiliente Entwicklungspfade sind faire und inklusive Arbeitsplätze unerlässlich - Arbeitsplätze, die Menschen- und Arbeitsrechte respektieren. Um dies zu erreichen, setzte sich die Veranstaltung mit vier Kernelementen auseinander: sozialer Sicherung, Geschlechtergerechtigkeit, der Inklusion von Jugendlichen und sozialem Dialog.
Besonders eindrucksvoll war vor allem das Engagement der Klimakommission des südafrikanischen Präsidenten, die den Call to Action in diesem Jahr unterzeichnete. Deren stellvertretender Vorsitzender Crispian Olver, brachte die Bedeutung von Just Transition in seinem kurzen Statement auf den Punkt. Er verwies darauf, dass der Löwenanteil der weltweiten Risiken der Transformation von Arbeiter_innen und den am stärksten Betroffenen getragen wird. Der aktuelle politische Backlash und die wachsende Abwendung von Klimapolitik seien für ihn ein klarer Auftrag, genau diese Menschen in den Mittelpunkt der Bemühungen um ambitionierten Klimaschutz zu stellen. Ein Transformationsprozess, der nicht inklusiv gestaltet ist und alle einbezieht, werde scheitern, so Olver.
Die FES hat sich im Rahmen der Konferenz besonders dafür eingesetzt, das Thema Geschlechtergerechtigkeit in den Vordergrund zu stellen. Denn eine Just Transition kann nur dann gelingen, wenn sie wirklich alle einschließt – insbesondere Frauen und Mädchen sowie andere häufig marginalisierte Gruppen.
Ein geschlechtergerechter Ansatz geht deutlich über den wirtschaftlichen Strukturwandel hinaus – er verlangt grundlegende Änderungen unserer Gesellschaften, um existierende Ungleichheiten zu überwinden. Dafür braucht es gestärkte demokratische Entscheidungsmechanismen sowie eine gezielte Förderung der Klima- und Energiepolitik, flankiert von einer robusten, öffentlichen Finanzierung in ausreichendem Umfang. Gleichzeitig zeigen viele Länder des Globalen Südens bereits innovative lokale Finanzierungsmodelle, die es Frauen beispielsweise ermöglichen, eigene Kooperativen zu gründen und zu führen – solche Ansätze sollten breitere Anwendung finden. Und letztlich geht es auch immer noch um den Abbau von Geschlechterstereotypen, den Zugang zu Bildung und die gezielte Förderung der Kompetenzen von Frauen und Mädchen.
Yvonne Blos ist Referentin für internationale Klima- und Energiepolitik in der internationalen Abteilung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Zuvor leitete sie das regionale Klimaprojekt der Friedrich-Ebert-Stiftung in Asien mit Sitz in Vietnam und war für Evaluierung und Qualitätsmanagement in der internationalen Zusammenarbeit verantwortlich.
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