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Das Globale Forum für Migration und Entwicklung eröffnet afrikanischen Staaten die Chance, die positiven Dimensionen von Migration in den Mittelpunkt zu rücken.
Migration ist ein komplexes, vielschichtiges Phänomen, das soziale, wirtschaftliche und politische Prozesse in Afrika maßgeblich beeinflusst. Im Jahr 2020 wurde die Zahl migrierender Menschen innerhalb und aus Afrika auf rund 40,6 Millionen geschätzt (Afrika & Europa – Fakten und Zahlen zur Migration, 2023). Weniger als ein Drittel (27,2 %) aller afrikanischen Migrant_innen lebt in Europa – dennoch steht der Kontinent unter erheblichem außenpolitischem Druck, insbesondere seitens europäischer Staaten und der USA, migrationspolitische Entscheidungen im Sinne externer Interessen zu treffen.
In diesem Kontext kommt dem Globalen Forum für Migration und Entwicklung (GFMD) eine zentrale Rolle als internationale Plattform zur Förderung eines inklusiven und nachhaltigen Dialogs über Migrationspolitik zu. Besonders in Afrika – wo Themen wie Arbeitsmigration, Binnenmigration, das Free Movement Protocol, aber auch Regularisierung, Diaspora, Klimawandel und Migration besonders drängend sind – unterstützt das GFMD den Aufbau des Pan African Network in the Defense of Migrants' Rights (PANiDMR) als soziale Bewegung zu Migration auf dem Kontinent. Dabei fördert es den Dialog zwischen sehr unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Organisationen, stärkt die Zusammenarbeit zwischen Akteur_innen aus verschiedenen Regionen Afrikas und der Diaspora und ermöglicht den Austausch bewährter Praktiken innerhalb wie außerhalb bestehender Netzwerke und Bewegungen.
Das Globale Forum für Migration und Entwicklung (GFMD), gegründet im Jahr 2007, versteht sich als unverbindlicher Raum und freiwilliger Prozess, der Regierungen, internationale Organisationen, zivilgesellschaftliche Akteure, den Privatsektor, Kommunen und weitere Interessengruppen zusammenbringt, um die Wechselwirkungen zwischen Migration und Entwicklung zu diskutieren. Anders als viele andere Foren zeichnet sich das GFMD durch einen inklusiven und partizipativen Ansatz aus – ein Ergebnis jahrelanger Lobbyarbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen. Dieser Ansatz ermöglicht es insbesondere afrikanischen Akteur_innen, während der Veranstaltungen sowie in den Zwischenphasen ihre Perspektiven einzubringen und Erfahrungen auszutauschen.
In Afrika, wo Migration häufig vor allem unter dem Blickwinkel von Herausforderungen wie Zwangsvertreibung, Menschenhandel oder den Risiken entlang von Migrationsrouten betrachtet wird, schafft das GFMD Raum, um auch die positiven Dimensionen von Migration sichtbar zu machen. Durch die Förderung des Austauschs zwischen Herkunfts-, Transit- und Zielländern trägt das GFMD zu einem vertieften Verständnis migrationspolitischer Zusammenhänge bei – und unterstützt die Entwicklung einer fortschrittlicheren, ausgewogeneren und stärker auf Entwicklung ausgerichteten Migrationspolitik in einzelnen Ländern, etwa in Mali.
Eine der zentralen Leistungen des GFMD in Afrika liegt im Kapazitätsaufbau durch Netzwerke und soziale Bewegungen. Mittels Workshops, Schulungen und Wissensaustausch unterstützen die am GFMD beteiligten Akteure Regierungen und lokale Organisationen dabei, die Steuerung von Migration zu verbessern und deren entwicklungspolitisches Potenzial gezielter zu nutzen.
Darüber hinaus wirkt das GFMD als Katalysator für die Verbreitung bewährter Verfahren. Erfolgreiche Ansätze in der Migrationspolitik – etwa im Rahmen des Globalen Migrationspakts und des Globalen Flüchtlingspakts – werden geteilt, diskutiert und an den afrikanischen Kontext angepasst. So können die Länder der Region aus den Erfahrungen, Erfolgen und Herausforderungen anderer Weltregionen lernen.
Das GFMD erkennt die zentrale Rolle der Zivilgesellschaft beim Aufbau sozialer Bewegungen im Migrationsbereich ausdrücklich an. In Afrika leisten zivilgesellschaftliche Organisationen einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der Rechte von Migrant_innen, zur Sensibilisierung für migrationspolitische Fragen und zur Förderung inklusiver Politiken. Das GFMD bietet diesen Akteuren eine Plattform, um ihre Stimmen einzubringen, mit Regierungen in den Dialog zu treten und politische Entscheidungsprozesse mitzugestalten.
Lange Zeit blieb die afrikanische Zivilgesellschaft jedoch aufgrund fehlender Kohärenz weitgehend unsichtbar – sowohl auf regionaler als auch auf internationaler Ebene. Die Zersplitterung erschwerte es, gemeinsame Positionen zu formulieren und wirksam zu vertreten. Eine stärkere Einheit ist jedoch essenziell, damit afrikanische Perspektiven in globalen Debatten zur Migration Gehör finden. Zu oft wurde der afrikanische Kontinent in Fragen wie Armut, Handel und Entwicklung durch eine externe – vor allem westlich geprägte – Brille betrachtet.
Die mangelnde Kohäsion wirkte sich auch negativ auf die Sichtbarkeit legitimer Ansprechpartner_innen aus, die afrikanische Positionen zur Verteidigung der Rechte von Migrant_innen repräsentieren können. Für zivilgesellschaftliche Organisationen aus anderen Weltregionen, für Medien und weitere relevante Akteure war es daher lange schwierig, afrikanische Stimmen in der Migrationsdebatte überhaupt wahrzunehmen.
Zudem fehlte es vielen afrikanischen zivilgesellschaftlichen Organisationen an soliden Strukturen, um systematisch gegen Gewalt an Migrant_innen und Diaspora-Gemeinschaften vorzugehen oder sich aktiv an migrations- und entwicklungspolitischen Debatten zu beteiligen. Damit blieben nicht nur Lücken im Schutz von Migrant_innen bestehen – auch die strukturellen Schwächen selbst wurden kaum sichtbar gemacht.
Als Reaktion auf die erkannten strukturellen Defizite begann Migrants' Rights International (MRI) Anfang 2007 damit, führende Vertreter_innen der afrikanischen Zivilgesellschaft in die Vorbereitungen für das Global Forum on Migration and Development (GFMD) in Brüssel einzubinden. Diese Initiative mündete 2008 in die Bildung eines afrikanischen Caucus im Rahmen der People’s Global Action on Migration, Development & Human Rights (PGA) in Manila während des GFMD-Gipfels.
Dieser Caucus initiierte einen einjährigen Konsultationsprozess, der im Juli 2010 in einer panafrikanischen Konferenz der Zivilgesellschaft zu Migration und Entwicklung in Bamako (Mali) mündete. Die Konferenz – organisiert und ausgerichtet vom Institut de Recherche et de Promotion des Alternatives en Développement (IRPAD) – versammelte über 25 zivilgesellschaftliche Organisationen und Netzwerke aus ganz Afrika, darunter zentrale Akteure aus West-, Ost-, Nord- und Südafrika, die sich mit migrations- und entwicklungspolitischen Fragen befassen. Im Verlauf der Konferenz herrschte breite Einigkeit darüber, dass ein kohärentes, kontinentweites Netzwerk sowie eine tragfähige Infrastruktur notwendig sind, um den komplexen Herausforderungen im Bereich Migration wirksam begegnen zu können. Die Teilnehmer_innen verpflichteten sich, gemeinsame Strategien zur Verteidigung der Rechte von Migrant_innen zu entwickeln – durch Kampagnen, Kapazitätsaufbau und gezielte Advocacy-Arbeit auf nationaler, subregionaler, afrikanischer und internationaler Ebene.
Als direktes Ergebnis der Konferenz wurde das Panafrikanische Netzwerk zur Verteidigung der Rechte von Migranten (Pan African Network in the Defense of Migrants' Rights - PANiDMR) gegründet. Seither hat das Netzwerk zahlreiche internationale Treffen organisiert und maßgeblich zum Aufbau oder zur Stärkung weiterer globaler Bewegungen beigetragen – darunter die Global Coalition on Migration (GCM), Women in Migration Network sowie die afrikanischen nichtstaatlichen Migrationsakteure unter dem Namen The Africa Group.
PANiDMR ist eine von Afrika geführte Organisation, die die Stimmen afrikanischer Migrant_innen auf dem Kontinent und in der Diaspora bündelt, um ihre Rechte, Interessen und ihr Wohlergehen zu fördern. Das Netzwerk vereint eine Vielzahl zivilgesellschaftlicher Akteure aus Afrika und der afrikanischen Diaspora und arbeitet eng mit internationalen Partnern zusammen, die sich ebenfalls für den Schutz der Rechte von Migrant_innen einsetzen. Zu den bedeutendsten Erfolgen von PANiDMR zählen die Schulung von über 600 Personen im Bereich Migrationspolitik, die offizielle Beteiligung an sämtlichen Verhandlungsphasen des Globalen Migrationspakts, die aktive Mitwirkung an der Ausgestaltung des African Union Protocol on Free Movement sowie der strukturierte Dialog mit afrikanischen Regierungen – etwa in Mali, Niger und Senegal – zur Entwicklung menschenrechtsbasierter Migrationspolitiken.
Das GFMD hat wesentlich zur Entstehung und Stärkung sozialer Migrationsbewegungen in Afrika beigetragen und einen wichtigen Impuls zur Verankerung eines migrant_innenrechtsbasierten Ansatzes auf dem gesamten Kontinent gesetzt. Seither wurden die Beziehungen zu verschiedenen Rechteinhaber_innen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und Partnern aus anderen Weltregionen deutlich ausgebaut – und die gemeinsame Arbeit an einer gerechten, menschenrechtsorientierten Migrationspolitik wird fortgeführt.
Das GFMD ist ein informeller, staatlich geführter und nicht bindender Prozess außerhalb des UN-Systems, der 2006 von Kofi Annan initiiert wurde. Es fördert Migration und Entwicklung durch Dialog, strukturiert internationale Prioritäten und ermöglicht den Austausch bewährter Praktiken. Zivilgesellschaftliche Organisationen werden aktiv eingebunden, koordiniert durch den Civil Society Mechanism (CSM).
Dr. Mamadou GOÏTA ist Entwicklungssozioökonom sowie Spezialist für Bildungs- und Ausbildungssysteme, Forscher und Hochschullehrer aus Mali. Er ist Geschäftsführer des Institut de Recherche et de Promotion des Alternatives en Développement (IRPAD/Afrique), Gründungsmitglied und derzeitiger Vorsitzender des Lenkungsausschusses des Pan African Network in the Defense of Migrants’ Rights (PANiDMR) sowie Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Global Coalition on Migration. Kürzlich wurde er zudem als einer der Ausbilder im Rahmen des Global Compact for Migration (GCM) benannt.
Die im Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Äußerungen der Gastautor_innen spiegeln nicht notwendigerweise die Haltung der Friedrich-Ebert-Stiftung wider.
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