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Altersarmut im Kultursektor

Dr. Johannes Crückeberg & Iva Figenwald
In Mintfarben gehaltener Ausschnitt von Carl Spitzwegs Gemälde „Der arme Poet“ von 1839; ein Schriftsteller in seiner ärmlichen Dachkammer
Urheber: picture-alliance / akg-images | akg-images (bearbeitet)

Strukturelle Risiken, Vorsorgelücken, Handlungsbedarfe

Altersarmut im Kultur- und Kreativsektor ist kein individuelles Versäumnis, sondern ein strukturelles Risiko, das aus prekären Erwerbsverläufen, hybriden Beschäftigungsformen, geschlechtsspezifischen Ungleichheiten und institutionellen Lücken resultiert. Ein auskömmliche Altersvorsorge bleibt für viele Kulturschaffende unerreichbar. Besonders betroffen sind Soloselbstständige, die häufig zwischen Projektarbeit, Teilzeit und Care-Verpflichtungen pendeln – mit langfristigen Folgen für den Rentenbezug.

Ein zentrales Risiko innerhalb des Kultur- und Kreativsektors zeigt sich auch entlang geschlechtsspezifischer Linien. Die jüngsten Daten verdeutlichen, dass Frauen in besonders hohem Maße von prekären Beschäftigungsformen, Teilzeit und unterbrochenen Erwerbsbiografien betroffen sind. Laut der aktuellen OECD-Analyse zur Rentenungleichheit liegt die geschlechtsspezifische Rentenarmutslücke in Deutschland bei 26 Prozent – und damit deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Diese strukturelle Schieflage findet sich auch im Kultursektor: Der Gender-Pay-Gap beträgt in freien und publizistischen Kultur- und Kunstberufen über 20 Prozent.

Der Impuls versteht sich als Auftakt zu einer breiteren Diskussion über Altersarmut im Kultur- und Kreativsektor und darüber hinaus. Angesichts der aufgezeigten strukturellen Risiken braucht es neue Lösungsansätze, die sowohl die Situation von Kulturschaffenden als auch diejenige der (Solo-)Selbstständigen im Blick haben. Insbesondere branchenspezifische Institutionen eröffnen bislang ungenutzte Spielräume für eine stabilere Absicherung. 

 

Über die Autorin

Dr. habil. Alexandra Manske ist Soziologin. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der Soziologie der Arbeit und der Wohlfahrt, insbesondere auf der Soziologie der Kultur- und Kreativarbeit.

Altersarmut im Kultursektor

strukturelle Risiken, Vorsorgelücken, Handlungsbedarfe

Bonn : Friedrich-Ebert-Stiftung, 2025

Manske, Alexandra

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