Rückblick Kommunalpolitik | Engagement | Kommunalpolitik | Stadtentwicklung | Wohnen Fachkonferenz „Bezahlbar und nachhaltig Wohnen – Perspektiven aus Deutschland, Frankreich und Polen“ 10.12.2025 Anne Haller Kommunalpolitiker*innen und Fachleute aus Deutschland, Frankreich und Polen diskutierten vom 13.-15. November 2025 in Lille über aktuelle Herausforderungen, Lösungsansätze und Beispiele guter Praxis im Bereich Wohnen und nachhaltige Stadtentwicklung. Fachkonferenz im Weimarer Format Vom 13. bis 15. November 2025 fand in Lille die von der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Unterstützung der Bundes-SGK organisierte Fachkonferenz „Bezahlbar und nachhaltig Wohnen“ statt. Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker sowie Fachleute aus Deutschland, Frankreich und Polen kamen zusammen, um über aktuelle Herausforderungen, Lösungsansätze und Beispiele guter Praxis im Bereich Wohnen und nachhaltige Stadtentwicklung zu diskutieren. Die Veranstaltung zielte darauf ab, Erfahrungen aus verschiedenen europäischen Kontexten zusammenzuführen und gemeinsame Handlungsimpulse zu entwickeln. Eröffnung und Einführung in die europäische Wohnungskrise In der Auftaktsession gaben Audrey Linkenheld, Senatorin des Department Nord und Gastgeberin der Veranstaltung, Grzegorz Pietruczuk, Bürgermeister des Warschauer Bezirks Bielany und Tim Kähler, Vorsitzender der Kommission „Europa und Internationales“ der Bundes-SGK einen Überblick über die unterschiedlichen wohnungspolitischen Ausgangslagen in ihren Ländern. Dabei wurde deutlich, dass die Wohnungsfrage trotz national unterschiedlicher Systeme und Zuständigkeiten in allen drei Staaten als zentrale sozialpolitische Herausforderung wahrgenommen wird. Die europäische Wohnungskrise verstärke Ungleichheiten und belaste insbesondere einkommensschwache Haushalte. Patrick Kanner, Fraktionsvorsitzender der Parti Socialiste im Senat und Senator des Departements Nord unterstrich in seinem Grußwort die besondere Verantwortung der Städte und Regionen für eine sozial gerechte und nachhaltige Wohnungspolitik und hob hervor, dass lokale Lösungen oft der Ausgangspunkt für Fortschritte seien. Als gemeinsame Position hob die Runde hervor, dass Wohnen ein Menschenrecht sei und wohnungspolitisches Handeln sich am Gemeinwohl orientieren müsse. Audrey Linkenheld Panel mit Bernhard Daldrup, Tim Kähler, Grzegorz Pietruczuk, Audrey Linkenheld und Patrick Kanner Eröffnung und Einführung in die europäische Wohnungskrise Barbara Steenbergen, Direktorin der internationalen Mietervereinigung International Union of Tenants (IUT) ordnete die Entwicklungen an den Wohnungsmärkten in Deutschland, Frankreich und Polen in den europäischen Kontext ein. Millionen Europäerinnen und Europäer seien von ihren Wohnkosten überlastet; vielerorts verschärfen steigende Mieten, fehlender sozialer Wohnungsbau und unzureichende Bestandsmodernisierung soziale Spaltungen. Deutlich wurde, dass sich die Kompetenzen zwischen nationalen, regionalen und lokalen Ebenen unterscheiden. Die Europäische Union könne durch Investitionsprogramme, Förderinstrumente und regulatorische Impulse unterstützend wirken. In diesem Zusammenhang berichtete sie über den von EU-Kommission Dan Jørgensen gestarteten Prozess der Erarbeitung eines europäischen Plans für bezahlbaren Wohnraum und die Anforderungen des Internationalen Mietervereinigung an diesen. Unterstützt und ergänzt wurden Steenbergens Impulse von Eddie Jacquemart, dem Präsidenten der Confédération nationale du Logement, der den Punkt noch einmal stark machte, dass die EU die Gemeinden finanziell unterstützen müsse, da diese als Bollwerke dienten, manche staatlichen Versäumnisse – insbesondere im Bereich des sozialen Wohnungsbaus – auszugleichen. Panel mit Barbara Steenbergen, Eddie Jacquemart und Max Brändle Panel mit Bernhard Daldrup, Thomas Fegers und Damian Rutkowski Kommunale Herausforderungen im Bereich bezahlbares Wohnen In weiteren Panels kamen kommunale Vertreterinnen und Vertreter zu Wort, um die konkreten Herausforderungen vor Ort zu beleuchten: Frédéric Chéreau, Bürgermeister von Douai, Thomas Fegers, Vorsitzender des Planungs- und Bauausschusses der Stadt Mönchengladbach und Anissa Baderi, stellvertretende Bürgermeisterin von Lille, zuständig für Wohnungswesen, berichteten aus ihren Kommunen: Diskutiert wurden Fragen des sozialen Wohnungsbaus, der Energiearmut und der Frage der energetischen Sanierung, der Bereitstellung bezahlbarer Mieten, der Verantwortung privater Eigentümer bei der Sanierung sowie der Rolle kommunaler Wohnungsunternehmen. Max Brändle, Leiter des FES-Büros in Warschau stellte in dem Zusammenhang zahlreiche Good Practices aus der EU zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums vor. An den Beispielen wurde sichtbar, dass Überbelegung, Verfall des älteren Wohnungsbestands, hohe Energiekosten und gesundheitliche Belastungen wie Schimmel vor allem sozial benachteiligte Gruppen treffen. Éléonore Slama, die stellvertretenden Bürgermeisterin des 12. Arrondissement von Paris, bemerkte, dass das Thema Wohnen als unverzichtbares Thema in der politischen Debatte schwer durchzusetzen sei. Sie führte dafür mehrere Gründe ins Feld: die technische Komplexität, die Zersplitterung der Zuständigkeiten und die langen Zeithorizonte, die nicht zu den Wahlzyklen passen. Man müsse viel Aufklärungsarbeit leisten. Insbesondere die Sozialdemokratie müsse diese Auseinandersetzung aber führen, um beim Thema Wohnpolitik Erfolg zu erzielen. Konferenz-Teilnehmende Bild: Urheber: FES/Photographie Samuel Pruvost Frédéric Chereau, Bürgermeister von Douai Ökologische Transformation des Wohnens und nachhaltige Stadtentwicklung Der Nachmittag widmete sich dem Zusammenhang von Wohnen, Klimaschutz und ökologischer Transformation. Die Beiträge aus Frankreich, Deutschland und Polen zeigten, wie ambitionierte Energieeffizienzstandards, zielgerichtete Förderprogramme und nachhaltige Stadtplanung miteinander verzahnt werden können. Im Zentrum stand der Gedanke der Flächensuffizienz: Ricarda Pätzold vom Deutschen Institut für Urbanistik forderte, Städte und Wohnquartiere sollten so geplant und weiterentwickelt werden, dass vorhandene Flächen effizienter genutzt, neuversiegelte Areale minimiert und Bestände klug weitergebaut werden. Diskutiert wurden Instrumente wie kompakte Grundrisse, flexible Wohnformen, gemeinschaftliche Nutzflächen sowie die konsequente Nachverdichtung im Bestand. Diese Ansätze verbinden ökologische Zielsetzungen mit sozialen Anforderungen an bezahlbares Wohnen. Ergänzend wurde betont, dass Klimaanpassungsmaßnahmen – etwa hitzeresiliente Quartiersgestaltung, zusätzliche Begrünung und energetische Modernisierung – zentrale Bausteine einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung sind. Kommunale Beispiele aus Lille Zum Abschluss besuchten die Teilnehmenden ein kommunales Projekt in Lille, das Ecoquartier des Rives de la Haute Deûle, ein ehemaliges Industrieviertel, das nach seiner Umgestaltung wirtschaftliche Entwicklung, Biodiversität und soziale Vielfalt im Mittelpunkt des Projekts vereint. Der Austausch vor Ort verdeutlichte, wie wichtig praktische Einblicke und transnationale Lernprozesse sind, um wirksame Strategien für bezahlbares und nachhaltiges Wohnen in Europa voranzubringen. Alle Teilnehmenden betonten zum Abschluss die große Bedeutung des regelmäßigen Austauschs auf kommunaler Ebene. Angesichts der gemeinsamen Herausforderungen im Bereich Wohnen und Stadtentwicklung sei insbesondere der direkte Dialog zwischen Kommunen aus Deutschland, Frankreich und Polen unverzichtbar. Entsprechend äußerten die anwesenden Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker den Wunsch, den begonnenen Trialog fortzusetzen und weiter zu vertiefen. Aleksandra Owca, Stadtratsmitglied in Krakau, Vizepräsidentin von Razem Éléonore Slama, stellvertretende Bürgermeisterin des 12. Arrondissement von Paris Kontakt KommunalAkademie (NRW) 0228 - 883-7126 Kommunalakademie(at)fes.de Verwandte Artikel Freitag, 12.12.2025 Ausstellung Engagement Kommunalpolitik Stadtentwicklung Wohnen Pop-up-Ausstellung "Wohnen im Umbruch. Ein Zuhause für Alle!" Die Ausstellung beleuchtet die aktuellen Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt aus der Perspektive betroffener Menschen. Sie kann an verschiedenen Ausstellungsorten gezeigt werden. Fragen Sie ab 1. Januar 2026 den Verleih der Ausstellung an. Bild: Urheber: Friedrich-Ebert-Stiftung Donnerstag, 05.12.2024 Rückblick Internationaler kommunalpolitischer Trialog in Krakau Vom 14.-16. November trafen sich rund 25 Kommunalpolitiker_innen aus Polen, Deutschland und Frankreich zum Austausch über resiliente lokale Demokratie in Krakau. Die stellvertrendende Bürgermeisterin der Stadt Krakau Maria Klaman begrüßte die... Freitag, 12.12.2025 News Engagement Kommunalpolitik Bildungsangebote für Kommunalpolitik Die KommunalAkademie stellt ihr Bildungsangebot für engagierte Kommunalpolitiker*innen für 2026 vor: Seminare, Online-Veranstaltungen, informative Schriftenreihen, E-Learning-Kurse und eine neu konzipierte Pop-up-Ausstellung zum Thema Wohnen.