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And the winner 2025 is Lana Daher für "Do You Love Me"

Portrait Lana Daher
Urheber: Mohamad Abdouni

Der politische Film 2025

Der Preis „Der politische Film“ der Friedrich-Ebert-Stiftung geht 2025 an Lana Daher für "Do You Love Me" (Frankreich, Libanon, Deutschland, Katar/2025). Vergeben wurde er im Rahmen der feierlichen Preisverleihung des 33. Filmfests Hamburg am Samstag, den 4. Oktober. 

Lana Daher sagt über ihren Film: "Do You Love Me ist eine Reflexion über das heutige Beirut. Durch die Neuinterpretation von Fragmenten aus Filmen, Liedern und Fotografien versuche ich, die vielschichtige Realität dieser Stadt – ihre Erinnerung, ihren Widerstand, ihre Freude und Zärtlichkeit – zu verdichten und diesen Bildern neues Leben einzuhauchen. So entsteht ein Raum, in dem man erkunden, erinnern und einfach fühlen kann." 

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird für die beste Regieleistung verliehen und zwar für einen Film, den ein klar erkennbarer politischer Anspruch auszeichnet. Die Jury bewertet sowohl den politischen Gehalt des Films als auch die künstlerisch-filmische Umsetzung.  

Stine Klapper, Leiterin des Regionalbüros Nord der Friedrich-Ebert-Stiftung betonte: "Wir als FES freuen uns, dass der Preis an Lana Daher für ihr beeindruckendes Werk über den libanesischen Bürgerkrieg und seine Folgen geht. Ein Film intim und universell zugleich, der uns zum Nachdenken und Mitdiskutieren anregt – und zwar mit Kopf und Herz. Genau das kann gutes politisches Kino und genau deswegen vergeben wir diesen Preis." 


Filmausschnitt

"Do You Love Me" Originalsprachen: Arabisch, Französisch, Englisch Regie: Lana Daher // Frankreich, Libanon, Deutschland, Katar, 2025 Dokumentarfilm // Länge: 75 Min.

Der Film

Do You Love Me ist ein essayistischer, archivbasierter Dokumentarfilm aus über 20.000 Quellen. Es ist ein melancholisches Panorama über die Erinnerungen der Generation, die während und nach dem libanesischen Bürgerkrieg erwachsen wurde. Der Film ist eine Reise durch das audiovisuelle Gedächtnis des Libanon – ein Liebesbrief an Beirut, erzählt mit 70 Jahren Film, Fernsehen, Heimvideos und Fotografie, hinterlegt mit Musik und archivischen Audioaufnahmen. Dabei rekonstruiert der Film eine fragmentierte Geschichte, geprägt von Nostalgie, Widerstand und der ewigen Frage nach Heimat und Zugehörigkeit. Es geht um Beirut aber gleichzeitig um eine Sehnsucht nach Heimat und Frieden, die Menschen vielerorts spüren. Damit bespielt der Film ein universelles wie hochaktuelles Thema. 

Lana Daher lebt als Filmemacherin im Libanon. Sie ist seit langem in der Kunst- und Musikszene von Beirut aktiv und arbeitet in den Bereichen Ton, Bild und Archivierung. 

Die Jury

Wir danken der unabhängigen Jury bestehend aus dem Regisseur und Drehbuchautor Ali Samadi Ahadi und der Juristin und Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft Irene Appiah für ihre Arbeit.  

Aimen Abdulaziz-Said musste leider nach Beginn des Festivals aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden.

Die Laudatio

Zwischen Kriegen, die Vergangenheit ein Hall, die Zukunft eine Fata Morgana, die Realität schizophren, voller Tränen und Lächeln. Eine Spiegelung in zerbombten bunten Gläsern, die das eigene Abbild und die eigene Realität verzerren, mal schön und mal hässlich, voller Trauer und der Hoffnung auf ein Ankommen, in Frieden, in Würde, im Leben. 

Die Regisseurin Lana Daher tut etwas Unglaubliches. Mit ihrer Sehnsucht steigt sie in die Höhen und Tiefen der Bilder der Vergangenheit. Sie setzt aus ihren persönlichen Erinnerungen und denen Anderer ein Mosaik aus Trümmerscherben zusammen, durch das sie uns eine Zukunft erblicken lässt, die wunderschön sein könnte. 

In einer kontinuierlichen, wahnwitzigen, jahrelangen Arbeit sammelt sie ihr Material und setzt daraus ihre Vision und Sehnsucht zusammen. So entsteht aus dieser akribischen Arbeit ein poetischer Film, in einer neuen Form, wie wir sie noch nie gesehen haben. 

Lana Daher zeigt Beirut, die Braut des Ostens, durch die Augen ihrer Bewohner, die ihre Stadt so sehr lieben. Die Schönheit von Beirut kann man nur aus dieser Warte verstehen. Dennoch ist es das Bild einer geteilten Stadt, sind es viele Bilder: von Menschen, mit vielschichtigen kulturellen Identitäten. Bildfetzen aus unterschiedlichsten Zeiten und Gegebenheiten, dokumentarisch oder inszeniert, schwarz-weiß oder in Farbe, am Tag und in der Nacht werden zusammengestellt und schaffen es, unglaublicherweise in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt die Geschichte und Dramaturgie voranzutreiben. Diese Bildercollage erzeugt ein vielschichtiges Bild einer diversen, narbenüberzogenen Gesellschaft.  

Lana Daher hat eine gebrochene Sehnsucht für den Ort, der so nah und doch so fern ist: ihr Libanon, ihr Beirut. Sie zeigt uns eine Stadt, die festzustecken scheint, in einer immerwährenden Schleife aus Gewalt und Unsicherheit und ohne eine gemeinsame Erzählung. Der Film ist eine emotionale Hommage an verschüttete Heimat: Afghanistan, Sudan, Kongo, Iran, Ukraine, Palästina 

Pressefotos

Pressefotos der Regisseurin stehen hier zum Download bereit:

Foto 1 - Lana Daher

Foto 2 - Lana Daher

Foto 3 - Lana Daher

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