Menschenrechtspreis 1998

Omar Belhouchet, Algerien

Zum politischen Kontext

Die Pressefreiheit und Meinungsfreiheit sind anerkannte fundamentale Menschenrechte und werden als ein notwendiger Bestandteil einer jeden demokratischen Gesellschaft angesehen.

Freie Medien werden oft auch als 4.Gewalt im Staat bezeichnet, weil diese eine wichtige Monitoring-Funktion übernehmen und politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklungen in einem Staat verfolgen, aufarbeiten und kritisch einschätzen.

Nach einer Einschätzung der Pressefreiheit in 168 Ländern, welche von der Organisation Reporter ohne Grenzen durchgeführt wurde, liegt Algerien auf Platz 126.

Der Preisträger

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat am 30.April 1998 den Menschenrechtspreis an Omar Belhouchet, algerischen Journalisten und Herausgeber der Zeitung "El Watan", verliehen. Der Preisträger wurde damit insbesondere für seinen persönlichen und mutigen Beitrag für eine unabhängige Berichterstattung und seinen Einsatz für die Interessenvertretung von Journalisten geehrt. Omar Belhouchet hat stets die besondere Bedeutung freier, unabhängiger Medien für die Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten hervorgehoben. Außerdem verbindet die Stiftung mit der Preisverleihung die Ermutigung und Unterstützung der Kräfte, die in dem zerrissenen Algerien für demokratische Reformen und Menschlichkeit eintreten.

Omar Belhouchet war 1987 Mitbegründer der "Algerischen Journalistenbewegung" (MJA) und später Gründungsmitglied der "Algerischen Journalistenvereinigung" (AJA). Im Jahr 1990 gründete er mit Kollegen die unabhängige Tageszeitung "El Watan" und wurde verantwortlicher Leiter der Redaktion, dann Herausgeber. Im Mai 1993 entging er nur knapp einem Schußwaffenattentat islamistischer Gruppen und erfährt seither andauernde Bedrohung. Omar Belhouchet wurde mehrfach seitens der Staatsorgane verurteilt und inhaftiert; wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen die Zeitung "El Watan" konnten die engagierte Arbeit der Journalisten nicht behindern.