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Im Rahmen der Ausbildung zur Fachangestellten für Medien und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv (FaMI), empfiehlt es sich, auch in andere Fachrichtungen hineinzuschauen. Unsere Auszubildende Nike Pfaue absolvierte ein Auslandspraktikum beim Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam.
Bereits im Frühjahr 2024 und Ende 2024 hatte ich die Möglichkeit gehabt, Einblicke in die Arbeit einer kleinen, wissenschaftlichen Bibliothek sowie einer Dokumentationseinrichtung zu erhalten. Um die Arbeitsweise in einem weiteren Archiv kennenzulernen, stand für Sommer 2025 ein Praktikum an, welches ich gerne im Ausland machen wollte. Die Vorbereitungsphase hierfür begann bereits ein Jahr zuvor. Über das AdsD nahm ich Kontakt zur International Association of Labour History Institutions (IALHI), dem internationalen Dachverband für Archive, Bibliotheken und Museen, die sich auf die Geschichte der Arbeiterbewegung und sozialer Bewegungen spezialisiert haben, auf. Ihm gehören u.a. das AdsD und das IISG in Amsterdam an. Ich bewarb mich beim IISG und mit der Zusage aus Amsterdam im August 2024 startete die Organisation meines Praktikumsaufenthaltes.
Durch ein Stipendium von Erasmus+, vermittelt durch die Industrie- und Handelskammer zu Köln sowie im weiteren Verlauf durch das IISG, konnte ich ein Zimmer in einem Studentenwohnheim bekommen und so mit relativ geringem finanziellem Aufwand den Praktikumszeitraum von fünf Wochen in Amsterdam verbringen. Ich hatte mich für Amsterdam entschieden, da die Stadt mir bei einem früheren Besuch sehr gut gefallen hatte und ich dadurch die Kultur und die Sprache schon etwas kannte. Ein weiterer Grund für Amsterdam und die Niederlande war der enge Kontakt zwischen meinem Ausbildungsarchiv und dem IISG, das während der NS-Zeit zahlreiche Dokumente der deutschen Arbeiter:innenbewegung übernommen und auch über 1945 hinaus bewahrt hat. Aber natürlich waren auch die unbürokratische Einreise, ich brauchte kein Visum, und der unkomplizierte Aufenthalt im Land wichtige Entscheidungshilfen. Mit Englisch und meinem niederländischen Wortschatz bin ich sehr gut zurechtgekommen.
Im Verlauf des Praktikums war ich verantwortlich für die Erschließung einer Nachlieferung zum Nachlass des Sozialisten und letzten Vorsitzenden der USPD Theodor Liebknecht. Die Unterlagen sind größtenteils in deutscher Sprache verfasst. Nur vereinzelte Korrespondenzen sind englischsprachig.
Zur Bearbeitung des Bestands mit einem Umfang von ungefähr einem laufenden Regalmeter gehörte neben der Verzeichnung auch die Ordnung und technische Bearbeitung. Das heißt, dass ich inhaltlich zusammengehörende Teile in eine logische Reihenfolge gebracht, das Metall wie Büroklammern und Heftklammern entfernt, sowie kleine Reparaturarbeiten erledigt habe. Zum Beispiel habe ich kleinere Risse mit Japanpapier repariert und Knicke und Falten begradigt. Um Heftklammern und andere Metallteile zu entfernen, benutzte ich ein Buchbindermesser. Dieses hat den Vorteil, dass das Papier durch die Entfernung nicht zusätzlich beschädigt wird. Zur Begradigung von Knicken und Falten kamen Falzbeine und ein Miniaturheizkolben zum Einsatz.
Nachdem die Verzeichnung in einem Excel-Template, die technische Bearbeitung und auch die Ordnung des Bestands abgeschlossen war, begann die Digitalisierung der Akten. Neben dieser Arbeit habe ich weitere deutschsprachige Restakten verzeichnet. In der letzten Woche des Praktikums wurde mir auch der Ingestprozess vermittelt. Das bedeutet, dass meine Verzeichnungen der Archivalien zu Theodor Liebknecht mit ihren Metadaten in den Onlinekatalog überführt und so für Nutzer:innen bereitgestellt wurden. Diesen Prozess durfte ich gemeinsam mit den IISG-Kolleg:innen des Teams Data & Collections initiieren und konnte nach wenigen Stunden bereits das Ergebnis im Internet betrachten. Ein Beispiel für einen solchen Datensatz finden Sie hier.
Die Arbeitsweisen im IISG unterscheiden sich in mancher Hinsicht von unseren im AdsD. Beispielsweise erfolgt die Verzeichnung von Beständen in dem bereits erwähnten Excel-Template und nicht direkt in der Archivsoftware. Außerdem habe ich gelernt, wie wichtig die regelmäßige Farbkalibrierung und der Weißabgleich der Scanner sind, um gleichbleibende Ergebnisse beim Scannen zu erzielen.
Neben den zahlreichen archivfachlichen Einblicken nehme ich viele persönliche Erfahrungen mit. Alle meine Kolleg:innen waren sehr nett, hilfsbereit und verständnisvoll. Sie waren außerdem sehr interessiert an meiner Ausbildung, da das duale Ausbildungskonzept, insbesondere in der Archivwelt, offenbar einzigartig ist. Oft haben wir in der Kantine gemeinsam zusammen zu Mittag gegessen und uns unterhalten. Dadurch habe ich einige Insidertipps für Ausflugsziele bekommen, die ich aber aufgrund der kurzen Zeit vor Ort leider nicht alle besuchen konnte, was ich aber auf jeden Fall nachholen werde.
Nike Pfaue
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