Starke Worte von Professorin Blokland

Starke Worte von Prof. Talja Blokland, die uns alle (gerade uns Eltern) zum Nachdenken anregen müssen. Wir kennen die gleichen Problematiken aus der Elternarbeit.

Bild: Stephan Wassmuth von Privat

Von Stephan Wassmuth

Anmerkung der Redaktion: Das Statement bezieht sich auf den Beitrag „Warum wir aufhören sollten, uns zu Hause wie Lehrer_innen zu verhalten“ von Prof. Dr. Talja Blokland auf unserem Blog: https://t1p.de/c235

Starke Worte von Prof. Talja Blokland, die uns alle (gerade uns Eltern) zum Nachdenken anregen müssen. Wir kennen die gleichen Problematiken aus der Elternarbeit. Eltern, die sich aktiv in der Elternarbeit engagieren bieten, ihren Kindern ein aktives Schulleben. Eltern, die sich zurücknehmen sind meist nicht nur einfach desinteressiert, sondern oftmals überfordert mit der Gesamtsituation. Meist handelt es sich genau um die Eltern, deren Kinder die größten Verlierer in Sachen Bildungsgerechtigkeit sind. Oftmals bestimmen die ohnehin vorhandenen sozialen Nachteile den Alltag dieser Eltern und koppeln somit deren Kinder weiter von der Bildung ab. Natürlich lässt sich das nicht Eins zu Eins genauso übersetzen, aber soziale Nachteile sind oftmals ein Grundstein dafür, dass die Kinder dieser Familien im Gesamtsystem nicht die Chancen wahrnehmen können, die sich bieten.

Wir wissen, dass Bildung die Primärressource in Deutschlands ist und dass unsere Demokratie durch die Bildung der Menschen und  unserer Kinder lebt. Bildung sichert somit unsere Demokratie. Dennoch nehmen wir in Kauf, dass einige von uns hier nicht in dem erforderlichen Maß teilnehmen können. Unser Bildungssystem akzeptiert somit für unsere Schwächsten in einigen Bereichen  Bildungsungerechtigkeit. Wenn unsere Demokratie weiterhin Bestand haben soll, muss unser Bildungssystem hier dringend und kurzfristig gegensteuern. Die Covid 19-Krise sollte für uns Ansporn sein und als eine Chance für zukünftige Generationen erkannt werden. Wir müssen neue Bildungskonzepte für die Menschen und die Schülerinnen und Schüler des 21. Jahrhunderts entwerfen. Hierzu gehört u. a. auch die Überarbeitung der Lehrpläne. Diese beinhalten noch Unterrichtsinhalte, die heute nicht mehr zeitgemäß sind und nicht die Kompetenzvermittlung enthalten, die unsere Kinder benötigen. Dementsprechend sind auch die Lehrkräfte ständig aus-, fort- und weiterzubilden, damit sie den modernen zukünftigen Lernprozessen Stand halten und  Chancen genutzt werden können.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die aktuell nur nach Noten schaut und nicht auf die eigentlich wichtigen Inhalte zur Entwicklung der Menschen. Hieran muss die Bildungspolitik dringend arbeiten und die Grundlagen dafür schaffen, dass Lerninhalte bedarfsgerecht werden und die heutigen Schülerinnen und Schüler auf die geänderten Anforderungen der Zukunft gerecht und demokratisch vorbereitet werden. Dafür ist es immens wichtig, dass wir einzelne Schülerinnen und Schüler nicht vergessen und alle mitnehmen. Nur so können wir unsere Demokratie mit Blick auf den Sozialstaat sichern.   

 

Stephan Wassmuth ist Vorsitzender des Bundeselternrats.

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