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Die Friedrich-Ebert-Stiftung trauert um Dieter Schulte

Unser ehemaliger stellvertretender Vorsitzender ist am 3. September 2022 im Alter von 82 Jahren verstorben.

Dieter Schulte war ein Kind des Ruhrgebiets. Er wurde am 13. Januar 1940 in Duisburg geboren, besuchte dort die Schule und arbeitete, nachdem er zuvor eine Maurerlehre absolviert hatte, als Brenner bei Thyssen. Seine gewerkschaftliche Karriere begann um 1970. Dieter Schulte war Vertrauenskörper-Leiter und von 1975 bis 1983 Betriebsrat bei Thyssen in Duisburg (Werk Hamborn-Beeckerwerth); 1987 wurde er Betriebsratsvorsitzender und 1990 Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Thyssen Stahl AG. Seit 1972 war Dieter Schulte Mitglied der SPD.

Nachdem Schulte für wenige Jahre geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall war und das sogenannte Stahlbüro leitete, wurde er 1994 zum DGB-Vorsitzenden gewählt. Bis zu seinem Ausscheiden 2002 beschäftigten ihn unter anderem eine Organisationsreform mit dem Ziel, den Bundesvorstand zu stärken. Ferner startete der DGB während seiner Amtszeit Initiativen zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, die Verkürzungen und Flexibilisierungen von Arbeitszeiten vorsahen, Billiglöhne aber anprangerten. Ein weiteres bedeutendes Thema waren Reformen des Sozialstaates, speziell des Rentensystems, wo sich Schulte für eine Reform verbunden mit privater Eigenvorsorge aussprach. Er engagierte sich zudem für die Ausweitung der europäischen Gewerkschaftsarbeit und befürwortete die Einführung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.

Dieter Schulte galt als Pragmatiker, der sich in den 1990er-Jahren für das Bündnis für Arbeit mit den Sozialpartnern einsetzte; genauso konnte er aber auch Protest organisieren, wie beispielsweise 1996, als 350.000 Menschen dem Aufruf der Gewerkschaften nach Bonn folgten, um gegen Sozialabbau zu protestieren.

Von 2003 bis 2013 war Dieter Schulte stellvertretender Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im Jahr 2012 führte das Archiv der sozialen Demokratie ein lebensgeschichtliches Interview mit Dieter Schulte. Ausschnitte sind auf der Zeitzeugenwebseite des AdsD zu sehen.

Die FES trauert um einen aufrechten Gewerkschafter und guten Kollegen und wird Dieter Schulte ein ehrendes Andenken bewahren.

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