Wir trauern um Thomas Oppermann

Völlig unerwartet ist Thomas Oppermann in der Nacht zum 26. Oktober in Göttingen im Alter von 66 Jahren verstorben. Als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion war er zugleich ihr "energischer Taktgeber" und hat ihre parlamentarische Arbeit geprägt, indem er in der Großen Koalition im 18. Deutschen Bundestag (2013–2017) die Regierungszusammenarbeit der SPD mit der CDU/CSU pragmatisch und erfolgreich koordinierte. Im Jahre 2017 wählte der Deutsche Bundestag Thomas Oppermann fraktionsübergreifend zu einem seiner Vizepräsidenten. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode inne.

Thomas Oppermann wurde am 27. April 1954 in Freckenhorst geboren. Er besuchte die Goetheschule Einbeck und machte dort 1975 das Abitur. An der Eberhard-Karls-Universität Tübingen studierte er Germanistik und Anglistik. Nach seiner Kriegsdienstverweigerung arbeitete er als Freiwilliger bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in den USA. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen und beendete das Studium 1983 mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen. Nach dem Referendariat legte er das Zweite Juristische Staatsexamen 1986 ebenfalls mit Prädikat ab.

In seiner juristischen Laufbahn arbeitete er als Richter am Verwaltungsgericht Hannover, anschließend am Verwaltungsgericht Braunschweig. Zudem war er als Rechtsdezernent in die Kommunalverwaltung der Stadt Hannoversch Münden abgeordnet.

Thomas Oppermann trat 1980 in die SPD ein. 1989 übernahm er den Vorsitz des SPD-Unterbezirks Göttingen. Von 1989 bis 2005 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an und fungierte von 1990 bis 1998 als rechtspolitischer und von 2003 bis 2005 als wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Seinen Wahlkreis Göttingen gewann er viermal hintereinander direkt. Dem Kreistag des Landkreises Göttingen gehörte er von 2001 bis 2005 an. Oppermann bekleidete von 1998 bis 2003 das Amt des Ministers für Wissenschaft und Kultur der niedersächsischen Landesregierung.

Mit der Bundestagswahl im Jahre 2005 legte Oppermann seinen politischen Schwerpunkt auf die Bundespolitik. Als Mitglied des Deutschen Bundestages war er von 2006 bis 2007 Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Obmann der Arbeitsgruppe im Geheimdienst-Untersuchungsausschuss. 2007 wurde er zum Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion gewählt. Von 2007 bis 2013 übernahm Oppermann den Vorsitz des Parlamentarischen Kontrollgremiums.

Am 16. Dezember 2013 wählte die SPD-Bundestagsfraktion Thomas Oppermann in der Nachfolge von Frank-Walter Steinmeier mit über 90 Prozent zum ihrem Vorsitzenden.

Thomas Oppermann zeichnete sich darüber hinaus durch sein großes gesellschaftspolitisches Engagement aus. Er war u.a. stellvertretender Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe und seit September 2019 Vorsitzender der Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes.

Thomas Oppermann war der Friedrich-Ebert-Stiftung auf besondere Weise verbunden. Als ehemaliger Stipendiat und Mitglied des Vereins hat er die Arbeit der FES mit großem Interesse begleitet.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung wird Thomas Oppermann stets ein ehrendes Andenken bewahren. Wir trauern mit der Familie und den Angehörigen.

Vor wenigen Tagen äußerte sich Thomas Oppermann in unserem Podcast "Friedrich unterwegs" zur bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl. 2017 und 2016 war er zu Gast in unserem Büro in Tel Aviv.  Über ein Einwanderungsgesetz diskutierte Thomas Oppermann mit der damaligen Juso-Vorsitzenden Johanna Uekermann 2017 bei uns im Video-Talk.