Archiv der sozialen Demokratie

Die Friedrich-Ebert-Stiftung trauert um Walter Kolbow (1944-2024)

"Ich bin einfach ein Mensch, der gerne mitgestaltet“ resümierte Walter Kolbow anlässlich seines Ausscheidens aus dem Deutschen Bundestag im Jahre 2009. „Alle vier Jahre zur Wahl zu gehen ist eine Sache. Aber selbst Einfluss zu nehmen und die eigenen Ideen versuchen durchzusetzen, eine ganz andere“. Diesem Lebensmotto folgte Kolbow 29 Jahre lang in seiner parlamentarischen Arbeit in unterschiedlichsten Funktionen.

Etwas mehr als ein Jahr vor Ende des zweiten Weltkriegs wurde Kolbow am 27. April 1944 in Spittal an der Drau in Österreich geboren. Nach dem Abitur in Deutschland im Jahre 1964 absolvierte er bis 1966 seinen Wehrdienst und studierte Jura in Würzburg und Speyer. 1974 schloss er sein Studium mit dem zweiten Staatsexamen ab.

Anfänge als Kommunalpolitiker in Franken

Bereits früh zog es Kolbow in die unterfränkische Kommunalpolitik und wurde sozialdemokratischer Mandatsträger. So wurde Kolbow, der seit 1967 der SPD angehörte, von 1972-1976 in Ochsenfurt und von 1978-1981 in Würzburg Stadtrat.

Profilierter Sicherheits- und Verteidigungspolitiker auf Bundesebene

Ab 1980 gestaltete Kolbow als Mitglied des deutschen Bundestages vor allem die Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf Bundesebene maßgeblich mit. In zahlreichen Ausschüssen arbeitete er seitdem an herausragender Stelle in mannigfachen, insbesondere außen- und sicherheitspolitischen, Politikfeldern. So war er von 1983-1990 stellvertretender Vorsitzender im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages, von 1992-1998 Mitglied der deutschen Delegation zur Parlamentarischen Versammlung in der OSZE und von 1993-1998 Repräsentant in der Nordatlantischen Versammlung. Von 1991-1998 fungierte er zudem als Sprecher der parlamentarischen Arbeitsgruppe Sicherheitspolitik.

Weitere Spitzenpositionen in der SPD-Bundestagsfraktion in der Zeit von 2005 bis 2009 übernahm er als stellvertretender Vorsitzender für die Bereiche Außenpolitik, Entwicklungspolitik, Verteidigung und Menschenrechte. Darüber hinaus brachte er die sicherheitspolitischen Vorstellungen der SPD maßgeblich als Parlamentarischer Staatssekretär bei den Bundesministern der Verteidigung, Rudolf Scharping und Peter Struck in den rotgrünen Bundesregierungen in der Zeit von 1998-2005 mit ein. Ab 1999 koordinierte er als Beauftragter der Bundesregierung die deutschen Hilfsmaßnahmen in Mazedonien.

Der Stiftung eng verbunden

Besonders der Friedrich-Ebert-Stiftung war Walter Kolbow zeitlebens eng verbunden. In der Zeit von 1978-1980 war er direkt am Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung wissenschaftlich tätig. Darüber hinaus war Kolbow jahrelang Mitglied im Verein der Friedrich-Ebert-Stiftung. Das Archiv der sozialen Demokratie in der Friedrich-Ebert-Stiftung verwahrt seine Akten, die für die wissenschaftliche Forschung von großer Bedeutung in Fragen sozialdemokratischer Sicherheits- und Außenpolitik sind.

Noch im Jahr 2016 nahm Kolbow als Redner an den vom Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen-Anhalt initiierten Magdeburger Gesprächen zur Friedens- und Sicherheitspolitik teil. Er blieb seinem Motto "Ich bin einfach ein Mensch, der gerne mitgestaltet“ lebenslang treu.

Walter Kolbow verstarb einen Tag nach seinem 80. Geburtstag am 28. April 2024 in Ochsenfurt. Die Friedrich-Ebert-Stiftung wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

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