Ist eine Transformation der Arbeitswelt möglich ohne Geschlechtergerechtigkeit miteinzubeziehen? Die Antwort ist: nein. Weiterhin verdienen Frauen in Lateinamerika weniger, arbeiten öfter im informellen Sektor und leiden unter Überlastung durch gleichzeitige Erwerbs- und Hausarbeit.
Dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) zufolge machen Frauen global zwar 42% aller Gewerkschaftler_innen aus, aber die Quote in den Führungsgremien der Gewerkschaften liegt bei unter 30% und nur bei 7% in den höchsten Führungspositionen.
In 98% der Gewerkschaftsdachverbände (span: centrales sindicales), in denen Geschlechterparität nicht verbindlich festgeschrieben ist, wird sie nicht eingehalten. Die gleichberechtigte Beteiligung in Entscheidungsprozessen ist ein Recht der Frauen, das darüber hinaus zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, sozialer Gerechtigkeit und einer höheren Qualität der Demokratie beiträgt und so die gesamte Gesellschaft bereichert.
Ein klares Hindernis für Frauen in der Gewerkschaftsbewegung ist der Mangel an Daten über die ihre Beteiligung und Organisierung. Aus diesem Grund hat das Regionale Gewerkschaftsprojekt der Friedrich-Ebert-Stiftung in Lateinamerika und Karibik zusammen mit den Länderbüros der FES in der Region eine Analyse entwickelt, die vom Gewerkschaftsbund der Arbeiter_innen der Amerikas (CSA/TUCA) unterstützt wurde.
Dieses von der Wissenschaftlerin und ehemaligen Gewerkschafterin Didice Godinho Delgado geleitete Forschungsprojekt, an dem 15 Wissenschaftler_innen des gesamten Kontinentes mitgearbeitet haben, basiert auf 120 Interviews mit Gewerkschafter_innen und Führungskräften von 43 nationalen Gewerkschaftsdachverbänden aus 19 Ländern, gruppiert in 5 Regionen: Zentralamerika, die Andenregion, Karibik, Cono Sur und Mexiko.
Das Rechercheteam hat die Lage der Gewerkschaftsbewegung in der Region im Hinblick auf die Beteiligung von Frauen und die Einbeziehung einer Geschlechtergerechtigkeitsperspektive in gewerkschaftlichen Tätigkeiten untersucht.
Wie viele Frauen sind es? Wo sind sie? Welche Positionen haben sie inne? Welche Funktionen erfüllen sie? Welche Strategien haben sie? Wie ist ihr Leben?
Welche Quoten- oder Paritätspolitiken gibt es?
Welche finanziellen, politischen und institutionellen Ressourcen stellen die Gewerkschaftsdachverbände für von Frauen geführte Räume zur Verfügung?
Welche Hindernisse gibt es für Frauen, wenn sie sich der Gewerkschaftsbewegung anschließen wollen?
Ist es möglich, mit den aktuellen Zahlen der Frauenbeteiligung eine gewerkschaftliche Agenda für Geschlechtergerechtigkeit voranzutreiben?
Welche Verflechtungen gibt es zwischen der Gewerkschaftsbewegung und den feministischen Bewegungen?
Was sind die Erfahrungen von Frauen mit Blick auf ganz Lateinamerika?
Dies sind einige der Fragen, die das Forschungsprojekt zu beantworten versucht.
Wir sind überzeugt, dass eine Umkehr der historischen Geschlechterungleichheiten in der Arbeitswelt nur dann gelingt, wenn es Fortschritte bei der Parität in der Führung und Repräsentanz von Gewerkschaftsorganisationen gibt.
Ohne Frauen in den zentralen repräsentativen Räumen stagniert die Agenda der Geschlechtertransformationen. Die Einbeziehung der Perspektive der Geschlechter-gerechtigkeit in den Gewerkschaften ist unabdingbar, wenn sie ihre Rolle zur Verteidigung sozialer Gerechtigkeit erfüllen wollen.
García Erramuspe, Ana Paula
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Vélez Orrego, Ana Teresa; Guevara Ordóñez, Nadia Scarleth
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Arias, Cora C.; Teixeira, Marilane Oliveira
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Bidó, Camila
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Godinho Delgado, Didice
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Escobar, Liduvina; Minero Rodas, Yadira
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Ravelo Blancas, Patricia; Sánchez Díaz, Sergio Guadalupe
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Godinho Delgado, Didice
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Dieser Artikel erschien im Original auf: sindical.fes.de
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