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Frauen überwinden Grenzen

Majo ist eine von wenigen Motorradtaxifahrerinnen in Ugandas Hauptstadt Kampala und erzählt uns von ihrem Kampf für mehr Gleichberechtigung im Männer-dominierten Vekehrssektor.

Wir möchten Ihnen Majo vorstellen, eine Frau, die die traditionellen Grenzen der Beschäftigung im öffentlichen Verkehr durchbrochen hat. Da es in Ugandas Hauptstadt kein öffentliches Nahverkehrssystem gibt, kann man Motorradfahrer und – viel seltener – Fahrerinnen (die Motorradtaxis heißen in Uganda boda boda) wie Majo dabei beobachten, wie sie sich durch die Staus schlängeln und den Menschen helfen, abgelegene Orte zu erreichen, die von Großraum-Taxis nicht erreicht werden.

Mary Majo Babirye, die schon immer Motorradfahrerin werden wollte, ist eigentlich gelernte Lehrerin, hat sich aber dafür entschieden, Boda-Boda-Fahrerin zu werden. Während des Corona-Lockdowns im Jahr 2020 hatte sie ihren Job als Lehrerin verloren und ist dann ins Boda-Boda-Geschäft eingestiegen. Majo sagt, dass sie ihre Entscheidung nicht bereut, weil „mir täglich 10.000 Uganda-Schilling, umgerechnet etwa 3 US-Dollar, sicher sind.“ Obwohl sie nur etwa vier Stunden am Tag auf dem Motorrad verbringt, ist Majo mit der Flexibilität ihrer Arbeit zufrieden. Sie ermöglicht es ihr, im Dienst der Allgemeinheit zu stehen und andere, neu hinzukommende Motorradfahrerinnen anzuleiten, während sie sich gleichzeitig um ihre Familie kümmern kann. Majo lobt ihre Mitstreiterinnen, die sie bei ihrem Einstieg ins Geschäft unterstützt haben. „Kolleginnen besorgten mir Kunden, weil ich zu schüchtern war, sie anzusprechen.

Majo beschreibt, dass sich das Boda-Boda-Geschäft und der eklatant von Männern dominierte Transportsektor mit einer Führungsstruktur, in der sie die Fahrerinnen in Kampala City vertritt, verändert und besser organisiert hat.

 

Obwohl sie eine leidenschaftliche Bikerin ist und das Geschäft gut läuft, ist die Arbeit von Majo und den anderen Fahrerinnen gespickt mit Sicherheitsbedenken, hohen Kreditrückzahlungen an die Motorradunternehmen und leider auch mit Diskriminierung und Ablehnung insbesondere durch weibliche Fahrgäste. „Männliche Fahrgäste sind gut, aber weibliche Fahrgäste lehnen uns ab. Diese Frauen haben Angst, bei Bikerinnen mitzufahren, weil sie ihre Ängste auf uns projizieren“. Majo führt diese Ablehnung auf stark verankerte archaische Gewohnheiten zurück, nach denen Frauen, die als Fahrerinnen auf Motorrädern sitzen, verpönt sind und nicht als weiblich gelten.

Trotz der Hindernisse fordert Majo andere Frauen auf, die Angst vor der Arbeit in männerdominierten Bereichen wie dem Transportwesen zu überwinden, denn auch sie können erfolgreich sein, wenn sie ihre Einstellung ändern und in das Geschäft einsteigen. „Die Leute bewundern diejenigen von uns, die in die Branche eingestiegen sind. Es ist prestigeträchtig, eine Fahrerin zu sein. Sie sollten sich uns anschließen, denn wir verdienen Geld.“ Sie schätzt die Männer, die Frauen in der Branche willkommen geheißen haben, erinnert aber diejenigen, „die immer noch wollen, dass wir in der Küche bleiben“, daran, „dass sich die Welt verändert hat.“
 

Wir sind nicht mehr gefangen. Wir können reden!


Für die Zukunft hofft Majo, dass Frauen stärker in Planungs- und Entscheidungsfindungsprozesse im Verkehrswesen einbezogen und konsultiert werden. Sie bemängelt, dass Frauen erst dann einbezogen werden, wenn die Entscheidungen bereits getroffen sind. Majo fordert Unternehmen auf, die Motorradpreise für Frauen zu subventionieren, um sie zu ermutigen, in das Geschäft einzusteigen, aber auch, weil Frauen aufgrund ihrer Sicherheitsbedenken – zum Beispiel bei Nachtfahrten – und ihrer Care-Arbeit weniger Stunden fahren.

Majo betrachtet ihre persönliche Entwicklung, ihre Widerstandsfähigkeit und die Netzwerke, die sie mit progressiven Akteuren wie der Friedrich-Ebert-Stiftung aufgebaut hat, um sich für ein inklusives und geschlechtergerechtes Verkehrssystem einzusetzen, als den Höhepunkt ihrer Karriere. „Im Moment haben sich für Frauen überall Türen geöffnet; wir sind nicht mehr gefangen. Wir können reden! Ich spreche hier über Frauen im Verkehrswesen, wer bin ich?“

Majo ist der Beweis dafür, dass eine gerechte Stadt eine Stadt ist, deren öffentliches Verkehrssystem auf die Bedürfnisse von Frauen eingeht und Frauen als Arbeitnehmerinnen berücksichtigt und einbezieht.

 

Alles Gute zum Internationalen Frauentag!

Zentrale Genderkoordinatorin

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Redaktion

Dorina Spahn

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