Flucht, Migration, Integration | Migrationspolitik Zwischen Hoffnung und Ausbeutung 16.09.2025 2025 jähren sich die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam zum 50. Mal. Migration spielt darin eine herausgehobene Rolle. Bild: Urheber: picture alliance/dpa | Frank Hormann Frauen zeigen einen Tanz bei der Einweihung des buddhistisch-vietnamesischen Tempels Loc Uyen in Lichtenhagen 2023. Bild: Urheber: picture alliance/dpa | Frank Hormann Arbeitsmigration aus Vietnam nach Deutschland gilt seit Jahren als Vorzeigemodell internationaler Zusammenarbeit. Auf den ersten Blick scheint das Arrangement für beide Seiten vorteilhaft: Deutschland gewinnt dringend benötigte Fachkräfte, während Vietnam von den Geldtransfers seiner Arbeitsmigrant:innen und deren erworbenen Qualifikationen profitiert. Doch hinter diesem Bild erfolgreicher Migrationspolitik verbirgt sich ein ungleiches System – eines, das für viele vietnamesische Arbeitsmigrant:innen mit hohen Kosten, Abhängigkeiten und ausbeuterischen Strukturen verbunden ist. In ihrer Analyse beleuchtet die Migrationsexpertin Mimi Vu dieses Spannungsverhältnis und macht deutlich, welche Reformen dringend notwendig sind. Ausgangslage: Große Unterschiede zwischen regulärer Migration qualifizierter Arbeitskräfte und der weitaus größeren Gruppe geringqualifizierter Arbeitskräfte, die über informelle Wege kommen. Diese landen ohne Rechtsschutz in prekären Arbeitsverhältnissen. Häufig müssen hohe Vermittlungsgebühren bezahlt werden, die aufgrund niedriger Löhne kaum zurückgezahlt werden können. Migrant:innen geraten in jahrelange Schuldknechtschaft gegenüber Vermittlerorganisationen und Schleppern. Besonders schwierig ist die Situation für Frauen und Minderjährige, welche als „Ware“ betrachtet werden und häufig mehrfach ausgebeutet werden. Die Folgen sind systematische sexuelle und wirtschaftliche Ausbeutung mit schweren körperlichen und psychischen Auswirkungen. Fragwürdige Online-Angebote versprechen gut bezahlte Jobs und einfache Einreise. Sie dienen als Lockmittel für Menschenhändler und ausbeuterische Arbeitgeber. Ein gemeinsamer Weg nach vorn: Die bestehenden Strukturen lassen sich nur durch gemeinsames, koordiniertes Handeln zwischen den beteiligten Ländern verändern. Bisherige Einzelmaßnahmen greifen zu kurz. Aufklärungskampagnen in den Herkunftsregionen müssen lokal verankert, sprachlich angepasst und glaubwürdig gestaltet werden, nur so erreichen sie potenzielle Migrant:innen vor der Abreise. Sichere und bezahlbare legale Migrationswege müssen geschaffen und gestärkt werden. Nur wenn reguläre Wege einfacher zugänglich sind als illegale, lässt sich das Geschäftsmodell skrupelloser Vermittler nachhaltig schwächen. Deutschland und Vietnam sollten die Arbeitskräftevermittlung über staatlich geprüfte Agenturen verbindlich regulieren und durchsetzbare Standards etablieren – von der Anwerbung bis zur Integration. Migration darf kein Geschäft auf dem Rücken der Schwächsten sein. Sie ist Ausdruck von Hoffnung, Mut und dem Wunsch nach besseren Lebensperspektiven. Dieser Realität muss die Politik endlich gerecht werden. Analysis on labour migration from Vietnam to Germany protecting vulnerable and unskilled groups Hanoi : Friedrich-Ebert-Stiftung, October 2024 Vu, Mimi Zum Download (PDF) Über die Autorin Bild: Urheber: Mimi Vu Mimi Vu ist Partnerin bei Raise Partners, einem Beratungsunternehmen für Sozial-, Umwelt- und ESG-Fragen mit Sitz in Ho-Chi-Minh-Stadt. Als eine der weltweit führenden Expertinnen für Menschenhandel, moderne Sklaverei und Migration in Vietnam bietet sie Politik-, Strategie- und Forschungsberatung sowie Schulungen für Regierungen, Think Tanks, Strafverfolgungsbehörden, den Privatsektor und Nichtregierungsorganisationen an und unterstützt direkt vietnamesische Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung. Die im Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Äußerungen der Gastautor_innen spiegeln nicht notwendigerweise die Haltung der Friedrich-Ebert-Stiftung wider. Bild: Urheber: picture alliance / NurPhoto | Marc Fernandes Donnerstag, 26.06.2025 Migrationspolitik Arbeitsmigration äthiopischer Frauen in den Nahen Osten Das Globale Forum für Migration und Entwicklung behandelt Fragen der regionalen Zusammenarbeit, um sichere Migrationswege und den Schutz der Menschenrechte zu gewährleisten. Bild: Urheber: picture alliance / IPON | Stefan Boness Donnerstag, 28.08.2025 Flucht, Migration, Integration Integrationspolitik Mit Wurzeln in zwei Welten, aber einem Herzen, das hier schlägt "Wir schaffen das!" jährt sich Ende August zum 10. Mal. Hussein Al-Ibrahim kam als minderjähriger Geflüchteter aus Syrien nach Deutschland. Was hat ihm geholfen anzukommen? Redaktion Bild: Urheber: FES Annette Schlicht +49 30 26935-7486 Annette.Schlicht(at)fes.de