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Zwischen Hoffnung und Ausbeutung

2025 jähren sich die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam zum 50. Mal. Migration spielt darin eine herausgehobene Rolle.

 

Arbeitsmigration aus Vietnam nach Deutschland gilt seit Jahren als Vorzeigemodell internationaler Zusammenarbeit. Auf den ersten Blick scheint das Arrangement für beide Seiten vorteilhaft: Deutschland gewinnt dringend benötigte Fachkräfte, während Vietnam von den Geldtransfers seiner Arbeitsmigrant:innen und deren erworbenen Qualifikationen profitiert. Doch hinter diesem Bild erfolgreicher Migrationspolitik verbirgt sich ein ungleiches System – eines, das für viele vietnamesische Arbeitsmigrant:innen mit hohen Kosten, Abhängigkeiten und ausbeuterischen Strukturen verbunden ist. In ihrer Analyse beleuchtet die Migrationsexpertin Mimi Vu dieses Spannungsverhältnis und macht deutlich, welche Reformen dringend notwendig sind.

 

Ausgangslage:

 

  • Große Unterschiede zwischen regulärer Migration qualifizierter Arbeitskräfte und der weitaus größeren Gruppe geringqualifizierter Arbeitskräfte, die über informelle Wege kommen. Diese landen ohne Rechtsschutz in prekären Arbeitsverhältnissen.
  • Häufig müssen hohe Vermittlungsgebühren bezahlt werden, die aufgrund niedriger Löhne kaum zurückgezahlt werden können. Migrant:innen geraten in jahrelange Schuldknechtschaft gegenüber Vermittlerorganisationen und Schleppern.
  • Besonders schwierig ist die Situation für Frauen und Minderjährige, welche als „Ware“ betrachtet werden und häufig mehrfach ausgebeutet werden. Die Folgen sind systematische sexuelle und wirtschaftliche Ausbeutung mit schweren körperlichen und psychischen Auswirkungen.
  • Fragwürdige Online-Angebote versprechen gut bezahlte Jobs und einfache Einreise. Sie dienen als Lockmittel für Menschenhändler und ausbeuterische Arbeitgeber.

 

Ein gemeinsamer Weg nach vorn:

 

  • Die bestehenden Strukturen lassen sich nur durch gemeinsames, koordiniertes Handeln zwischen den beteiligten Ländern verändern. Bisherige Einzelmaßnahmen greifen zu kurz.
  • Aufklärungskampagnen in den Herkunftsregionen müssen lokal verankert, sprachlich angepasst und glaubwürdig gestaltet werden, nur so erreichen sie potenzielle Migrant:innen vor der Abreise.
  • Sichere und bezahlbare legale Migrationswege müssen geschaffen und gestärkt werden. Nur wenn reguläre Wege einfacher zugänglich sind als illegale, lässt sich das Geschäftsmodell skrupelloser Vermittler nachhaltig schwächen.
  • Deutschland und Vietnam sollten die Arbeitskräftevermittlung über staatlich geprüfte Agenturen verbindlich regulieren und durchsetzbare Standards etablieren – von der Anwerbung bis zur Integration.
  • Migration darf kein Geschäft auf dem Rücken der Schwächsten sein. Sie ist Ausdruck von Hoffnung, Mut und dem Wunsch nach besseren Lebensperspektiven. Dieser Realität muss die Politik endlich gerecht werden.

 

Vu, Mimi

Analysis on labour migration from Vietnam to Germany

protecting vulnerable and unskilled groups

Zum Download (PDF)


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Über die Autorin

Mimi Vu ist Partnerin bei Raise Partners, einem Beratungsunternehmen für Sozial-, Umwelt- und ESG-Fragen mit Sitz in Ho-Chi-Minh-Stadt.  Als eine der weltweit führenden Expertinnen für Menschenhandel, moderne Sklaverei und Migration in Vietnam bietet sie Politik-, Strategie- und Forschungsberatung sowie Schulungen für Regierungen, Think Tanks, Strafverfolgungsbehörden, den Privatsektor und Nichtregierungsorganisationen an und unterstützt direkt vietnamesische Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung. 

Die im Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Äußerungen der Gastautor_innen spiegeln nicht notwendigerweise die Haltung der Friedrich-Ebert-Stiftung wider.

Redaktion

Annette Schlicht
+49 30 26935-7486
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